Zutraulich und ausgeglichen: So beschreibt Marianne Haspel ihre Lachshühner. Foto: Alex
Von Sabrina Lehr
Meckesheim. Zwei Wochen ist es her, dass ein Hahn es in die Schlagzeilen der RNZ schaffte. Der Grund: Sein morgendlicher Ruf weckt regelmäßig den Nachbarn im Wohngebiet, weswegen er künftig morgens aus einem schallisolierten Stall krähen muss. Dass der Hahn, welcher der Rasse "Deutsches Lachshuhn" angehört, überhaupt in der Region zu hören ist, ist aber für sich interessant: Denn die Art war noch vor wenigen Jahren vom Aussterben bedroht und steht mit bundesweit 304 Hähnen und 1236 Hennen noch immer als "beobachtet" auf der Roten Liste gefährdeter Nutztierrassen. Zu ihrem Erhalt trägt unter anderem Marianne Haspel bei. Die Meckesheimerin hält und züchtet seit zwei Jahren Deutsche Lachshühner – und ist begeistert von den gefiederten Zeitgenossen.
"Sie sind so kuschelig, zutraulich und ausgeglichen", schwärmt sie von ihren 16 Lachshühnern, die ihren Namen von den lachsfarbenen Flügel- und Rückenfedern der Hennen haben. Zwei Hähne und 14 Hennen hält sie auf dem Gelände des Meckesheimer Kleintierzuchtvereins, wo ihr – neben der Tatsache, dass sie mit bis zu 4,5 Kilo bei den Hähnen und bis zu 3,5 Kilo bei den Hennen deutlich größer sind als Haushühner – auch sofort der Unterschied zu anderen Hühnerrassen auffiel. "Wenn ich mit der Gießkanne an anderen Hühnern vorbeigehe, werden sie flatterhaft", berichtet sie.
Die Lachshühner aber blieben in der Regel ruhig, wie es ihrer Schilderung nach typisch für die besondere Rasse ist. Und die 50-jährige, gebürtige Schleswig-Holsteinerin sollte es wissen: Schließlich hält sie neben den Lachshühnern auch die quirligeren "Zwerg-Welsumer". Diese werden laut Haspel indes durchaus von ihrer Wohngemeinschaft mit den Lachshühnern beeinflusst: "Durch ihre Gegenwart werden die Hühner anderer Rassen viel ausgeglichener."
Eigenschaften, welche die Tiere in jüngster Zeit zu beliebten Anschaffungen für Familien machen: "Viele fragen an und interessieren sich für die Hühner, vor allem junge Familien", berichtet Marianne Haspel, deren achtjähriger Sohn ebenfalls mehrere Exemplare hält. Generell sei die Nachfrage nach den Tieren gestiegen – auch wegen der Corona-Pandemie, in der der gesamte Kleintierzuchtverein einen "Hühner-Boom" erlebe. "Wir haben unheimlich viele Anfragen, alle wollen gerade Hühner und eigene Hühnereier", lacht sie. Dabei mache sie die Erfahrung, dass die Menschen gezielt nach Rassen suchten, die auf der Roten Liste geführt werden.
Bei Haspel selbst fiel die Wahl nach vier Jahren Zucht-Erfahrung eher zufällig auf die Lachshühner: Bei einer Ausstellung nahm sie elf Küken mit und war schnell fasziniert. Dass sie generell ein Faible für die Tiere entwickelte, ist aber pragmatischen Gründen geschuldet: "Ich wollte eigentlich Frühstückseier. Weil ich damals zur Miete wohnte, habe ich mich im Kleintierzuchtverein nach Parzellen erkundigt." Aus der Lust auf die Eier, von denen die Lachshennen im Jahr etwa 150 bis 200 Stück hellbrauner Farbe legen, wurde ein Hobby.
Zweimal täglich schaut Marianne Haspel bei ihren Lieblingen nach dem Rechten – am Tag insgesamt etwa eine Stunde. "Ein Hund macht mehr Arbeit", lacht sie. Statt der Mühen überwiege bei der Hühnerzucht für sie etwas anderes: "Man kommt dabei richtig runter", so die angehende Kauffrau für Büromanagement, die im Mai ihre schriftlichen Abschlussprüfungen hat. Kurz vorher wird es auch bei den Lachshühnern spannend: Denn im Frühjahr schlüpfen die nächsten Küken und faszinieren dann noch mehr Menschen ...