Auch die Botschaft vor der katholischen Kirche in Nußloch wurde entfernt. Foto: privat
Leimen/Nußloch/Sandhausen. (luw) Mit Kreide gemalte Regenbogen-Flaggen vor den Kirchen der katholischen Seelsorgeeinheit Leimen-Nußloch-Sandhausen, dazu der Spruch "Liebe ist keine Sünde": Diese Aktion leitender Ministranten hatte vor Ostern viel Aufsehen erregt. Und das obwohl – oder gerade weil – die Gemälde nur für wenige Stunden zu sehen waren. Denn Pfarrer Arul Lourdu ließ sie gleich wieder entfernen. Danach hatte der Leiter der Seelsorgeeinheit wie berichtet erklärt, dass er nichts von der Aktion wusste und daher auch nicht die Urheber kannte. Nun, eine Woche später, gibt es Spannungen zwischen Pfarrer und Ministranten; beide Seiten streben ein klärendes Gespräch an.
Pfarrer Lourdu musste in den vergangenen Tagen von verschiedensten Seiten viel Kritik einstecken. Dabei geht der Ursprung dieses Streits auf den Vatikan zurück: Im März hatte die Glaubenskongregation erklärt, dass der Katholischen Kirche die "Vollmacht" fehle, "Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen". Dies hatte bekanntlich vielerorts für Ärger gesorgt.
So betont Lourdu, dass auch er diese "römische Haltung nicht zu 100 Prozent" teile. Zudem verstehe er diese eher als Absage an den Wunsch, homosexuelle Partnerschaften als "sakramentale Ehe" anzuerkennen. Denn die Ehe sei bisher als Verbindung zwischen Mann und Frau definiert. Wichtig ist dem Geistlichen auch die Feststellung, dass dies "ein Thema der Weltkirche" sei. "Kein Erzbischof, kein Pfarrer, kein Ministrant kann dagegen etwas machen", sagt er.
Zugleich sei aber klar: "Natürlich haben die Ministranten das Recht, eine andere Meinung zu haben." Er kritisiert deren Vorgehen, ihm als Leiter der Seelsorgeeinheit im Vorfeld nichts gesagt zu haben. Als Verantwortlicher habe er unter diesen Umständen keine andere Wahl gehabt, als die – direkt vor den Kircheneingängen aufgemalten – Botschaften entfernen zu lassen. Den Geistlichen ärgert, dass dies nun "Wasser auf die Mühlen" all jener sei, die grundsätzlich schon immer "gegen die Kirche" seien. Dabei habe er neben all der Kritik aber auch einigen Zuspruch erfahren, weil er "klare Position" bezogen habe, so Lourdu.
"Ich hätte mir gewünscht, dass man auf mich zukommt, damit ich erklären kann, wie diese Haltung in Rom zustande kam", sagt er. Dass er stets für jedes Anliegen offen sei, erklärt er an einem anderen Beispiel: "Es kam einmal ein Paar zu mir, dessen Kind durch künstliche Befruchtung entstanden war." Das Paar habe das Kind taufen lassen wollen, obwohl die Katholische Kirche künstliche Befruchtung ablehne: "Ich habe das Kind trotzdem getauft." Zusätzlich habe er den Eltern erklärt, wie die Kirche zu dieser Haltung komme. "Ich habe in 20 Jahren als Priester niemals irgendjemanden weggeschickt", so Lourdu, "ich habe immer eine Lösung gefunden."
Der Pfarrer hofft, dass die Ministranten seine Einladung zu einem Gespräch annehmen. Raphael Neuschäfer, Ober-Ministrant und Initiator der "Regenbogen-Aktion", berichtete nun, dass man diese vor den Osterfeiertagen eigentlich habe wiederholen wollen. Nachdem man Lourdu darüber informiert habe, seien die Ministranten aber auf dessen Bitte eingegangen, dies zumindest an diesem besonderen Wochenende zu unterlassen – um "keine weitere interne Eskalation" zu riskieren, sagt der 19-Jährige.
Auf RNZ-Nachfrage "kann" die Erzdiözese Freiburg nach eigenen Worten die Vorkommnisse in der Seelsorgeeinheit übrigens nicht kommentieren, da es um eine "interne Angelegenheit der Pfarrei" gehe. Vielmehr müssten die "betroffenen Personen vor Ort die Gelegenheit erhalten, ungestört miteinander zu reden, um etwaige Missverständnisse ausräumen zu können".