Christian Lange (r.) vertritt über 40 Anwohner der Poststraße. Foto: Alex
Wiesenbach. (aham) Christian Lange ist vorbereitet. Der Wiesenbacher hat am heutigen Dienstagmittag nämlich einen wichtigen Termin: Er vertritt über 40 Anwohner der Poststraße vor dem Ausschuss für Umwelt, Verkehr und Wirtschaft des Rhein-Neckar-Kreises. Sie haben vor rund vier Monaten die von Lange initiierte Unterschriftenaktion unterzeichnet. Damit sprechen sie sich dagegen aus, dass die Poststraße - bisher eine Kreisstraße - zu einer Gemeindestraße wird. Das hatte der Gemeinderat Mitte 2018 beschlossen, aber die letztliche Entscheidung trifft eben heute um 14 Uhr der Verkehrsausschuss im Sitzungssaal des Landratsamtes. "Und dazu bin ich eingeladen worden", sagt Christian Lange.
Mit der Unterschriftenaktion beklagen sich die Anwohner, dass sie über die Entscheidung des Gemeinderats nicht ausreichend informiert wurden. Und sie befürchten, dass sie eines Tages zur Kasse gebeten werden. "Bei einer Kreisstraße muss man keine Anliegergebühren zahlen", so Lange. "Bei einer Gemeindestraße dagegen schon." Und da sieht Lange die Probleme. "Im Schnitt fahren 100 Busse durch die Poststraße", berichtet der Rentner. Das sei einer alle 30 Minuten. Dazu habe er die Busfahrpläne analysiert. Zudem habe er herausgefunden: "Die Poststraße wurde schön früher als überörtliche Durchgangsstraße bezeichnet", so der 76-Jährige. "Und sie gilt als Zufahrtsstraße zum Bahnhof in Neckargemünd."
Die Folgen dieser Belastung sieht Lange tagtäglich: "Die Poststraße senkt sich; es sind jetzt schon Kuhlen drin - von den Rissen ganz zu schwiegen." Dabei sei die Straße erst vor rund zehn Jahren erneuert worden. Für Lange und seine Mitstreiter ist klar: "Die Poststraße ist ein Grab zum Geld versenken." Dass die Gemeinde diese übernehmen wollen, sei völlig unverständlich. Ähnlich hätten sich auch drei Kreisräte geäußert, darunter ein Oberbürgermeister. Denn Lange hat alle Kreisräte sowie Landrat Stefan Dallinger angeschrieben. Von fünfen hat er eine Antwort bekommen.
Aus Sicht der Gemeindeverwaltung bringt die Übernahme dagegen nur Vorteile: "So können wir ein Parkkonzept und eine Tempo-30-Zone einführen", sagte Hauptamtsleiter Markus Kustocz. Das ist das Ziel der Gemeinde und deshalb entscheidet heute der Verkehrsausschuss des Kreises über die Sache.
Ob Lange die Mitglieder des Gremiums überzeugen kann, ist fraglich. Denn in den öffentlich zugänglichen Sitzungsunterlagen heißt es: "Insgesamt enthalten die in dem Schreiben der Anwohner vorgetragenen Argumente keine Gründe, die gegen eine Herabstufung der K 4164 (Poststraße) zur Gemeindestraße sprechen." Lange macht sich auch nicht unbedingt große Hoffnungen. "Aber sie sollen wissen, dass sich ein paar Wiesenbacher noch Gedanken machen."