Neckargemünd

Werfen die Freien Wähler nach dem Eklat Stadtrat Fritsch raus?

Die Freien Wähler stellen Giuseppe Fritsch ein Ultimatum: Entweder er tritt "freiwillig" als Stadtrat zurück oder er muss die Fraktion verlassen

01.10.2020 UPDATE: 02.10.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 6 Sekunden
Stadtrat Giuseppe Fritsch. Fotos: Alex

Neckargemünd. (cm) Es sollte eine feierliche Sitzung des Gemeinderates werden: Es stand die Ehrung eines Stadtrats für 20-jährige kommunalpolitische Tätigkeit an. Doch es kam zum Eklat: "Die Ehrung wurde auf Wunsch des zu Ehrenden von der Tagesordnung genommen", verkündete Bürgermeister Frank Volk nüchtern. Der "zu Ehrende" war Giuseppe Fritsch, der wie Volk den Freien Wählern angehört. Das Verhältnis der beiden scheint schon länger zerrüttet – vor allem aber seit Fritsch unlängst den Gegnern des umstrittenen Neubaus eines Feuerwehrhauses im Stadtteil Dilsberg einen persönlichen Brief von Volk weitergegeben hat. Nun steht er sogar vor dem Rauswurf aus der eigenen Fraktion.

Volk hatte Fritsch in dem Brief "ausdrücklich" die Kontaktaufnahme mit anderen Behörden und Mitarbeitern der Stadt untersagt, da Fritsch diese von der Arbeit abhalte. Allein er sei Ansprechpartner für Stadträte, so Volk. Fritsch sah einen "Maulkorb". Die Gegner des Feuerwehrhauses argumentierten damit in einer Petition, dass sich nicht einmal Stadträte informieren können.

Gegenüber der RNZ erklärt Fritsch, dass er von Volk eine Entschuldigung verlangt habe, die dieser ihm aber versagt habe. Deshalb habe er die Ehrung abgelehnt. Lediglich vom Vierten Bürgermeister-Stellvertreter Winfried Schimpf (SPD) würde er sich auszeichnen lassen, so Fritsch. Dieser habe aber um Bedenkzeit gebeten.

Seine Fraktion habe ihm nun "empfohlen", dass er die Ehrung als Anlass zum "freiwilligen" Rücktritt nehmen soll, so Fritsch. Es sei ein Ultimatum gestellt worden: Wenn er bis Samstag nicht zurücktrete, werde er ausgeschlossen. Fünf der sieben Fraktionsmitglieder votierten dafür, Fritsch und ein weiteres Mitglied dagegen. "Ich gehe nicht freiwillig", betont der 74-Jährige.

"Ich war 20 Jahre Stimmengarant und habe noch nie die Flinte ins Korn geworfen." Schon länger stehe er aber in Kontakt mit der CDU. "Wenn die mich nicht wollen, bleibe ich mit meinen 3000 Stimmen fraktionsloser Stadtrat."

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Fraktionsvorsitzender Jürgen Rehberger.

Auf Nachfrage bestätigte der Fraktionsvorsitzende Jürgen Rehberger den Beschluss. "Es war nicht das erste Ausscheren", betont er. "Ich fühle mich seit vielen Jahren von ihm am Nasenring durch die Hauptstraße gezogen – nun ist Schluss." Fritsch erzähle viele Unwahrheiten. "Er hat immer für das Feuerwehrhaus gestimmt und unterstützt dann die Gegner", so Rehberger: "So geht es nicht!" Der Fraktionschef erinnert zudem daran, dass Fritsch nicht loyal sei und vor vier Jahren nicht seinen Kollegen Volk im Bürgermeisterwahlkampf unterstützt habe, sondern Amtsinhaber Horst Althoff (CDU). "Er macht immer wieder Alleingänge und rammt uns das Messer von hinten in den Rücken."

Rehberger betont, dass die Fraktion Fritsch einen "Königsweg" aufgezeigt habe. Tritt er zurück, würde ein Bewerber der Freien Wähler nachrücken. Weigert er sich, werde man die Fraktion auflösen und gleichzeitig eine neue Fraktion ohne Fritsch bilden. Fritsch bleibe dann fraktionsloser Stadtrat und verliere alle Sitze in Ausschüssen. "Wir haben diesen Weg bisher gescheut", gibt Rehberger zu. Denn die Freien Wähler würden damit den Status der größten Fraktion verlieren, den sie zusammen mit den Grünen innehaben. "Inzwischen ist es mir egal", so Rehberger. Es sei schade, dass es so weit gekommen sei. Abzuwarten bleibe nun, ob Fritsch Mitglied bei den Freien Wählern bleiben könne.

Für den neuen Vorsitzenden, Stadtrat Steffen Wachert, steht die Vereinsmitgliedschaft nicht in Frage: "Giuseppe Fritsch hat viel geleistet", sagt er. "Wir wollen eine Lösung finden, die für alle passt." Ob dies gelingt, scheint aber mehr als fragwürdig.

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