Das Gebäude mit der Tankstelle in der Bahnhofstraße an der Einmündung zum Melacpass ist schon lange kein Hingucker mehr. Das soll sich wieder ändern. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd. Wer regelmäßig von Heidelberg kommend durch die Bahnhofstraße in Richtung Stadtmitte fährt, kennt sie: die alte Tankstelle in Höhe des Melacpasses. Diese gammelt seit vielen Jahren vor sich hin. Aber wohl nicht mehr lange: "Es ist ein lange bestehender Schandfeck, der hoffentlich bald beseitigt ist", meinte Bürgermeister Frank Volk in der jüngsten öffentlichen Sitzung des Ausschusses für Bau, Umwelt und Verkehr. Dieser befasste sich nämlich mit einem Bauantrag des Unternehmens "Akin Wohnbau" zum Umbau in ein Mehrfamilienhaus mit Gastronomie.
Thomas Hauser von der Stadtverwaltung erklärte zunächst, dass es an dieser Stelle lediglich einen Teilbebauungsplan aus den 60er Jahren gebe, der sogenannte Baufluchten festlege. Nur das Dach der früheren Tankstelle liege außerhalb der Flucht. Der vordere Bereich mit dem Dach soll zum Gastraum umgebaut und verglast werden. Hauser signalisierte Zustimmung, da sich das Bauvorhaben in die Umgebung einfügen müsse. Und dies sei bei dem "geringfügigen Umbau" auch der Fall.
Marco La Licata (Linke) freute sich, dass der Schandfleck verschwindet sowie dass Wohnraum und Gewerbe erhalten bleiben. Was die Gastronomie angeht, so hoffte er nicht auf einen weiteren Döner-Imbiss. "Aber im Zweifel regelt es der Markt", meinte er. Da auch schon jetzt die Bauflucht überschritten worden sei, könne er zustimmen. Es gehe lediglich darum, ob sich das Bauvorhaben einfüge. Ob es auch so umsetzbar sei, spiele erst einmal keine Rolle.
Auf Nachfrage von Giuseppe Fritsch (fraktionslos) erklärte Thomas Hauser, dass Stellplätze nachgewiesen werden müssen. Da es sich um ein Bestandsgebäude handele, sei dies nicht notwendig. Für die Gastronomie stünden acht Parkplätze zur Verfügung. Fritsch gab zu bedenken, dass es in diesem Bereich, in dem er selbst seine Autowerkstatt betreibe, wenige Parkplätze gebe. "Jeden Tag herrscht dort Chaos, das ist eine ganz heikle Situation", meinte er. Volk gab zu bedenken, dass die Tankstelle derzeit als Parkplatz diene. "Die neue Nutzung wird deutlich besser", fand er.
Thomas Schmitz (Grüne) fand gut, dass etwas passiert. Es sei allerdings kein Zufall, dass das Haus schon über 20 Jahre leerstehe. Schmitz erinnerte an die Kontamination des Bodens. Über Jahre seien dort mit einer Spezialanlage Reste von Öl und Benzin herausgeholt worden. "Das wurde eingestellt, weil kein Ende in Sicht war", so Schmitz. "Ich finde es schräg, wenn man darüber Gras wachsen lässt und Gastronomie anbietet." Ein Lebensmittelangebot sei hier eine "Horrorvorstellung" und er habe ein ungutes Gefühl, so Schmitz. "Das Gebäude gehört abgerissen und entsorgt", forderte er. "Das will aber wohl keiner bezahlen."
Petra Groesser (Grüne) glaubte nicht, dass das Gebäude sanierbar ist. "Das ist eine Abrissbude, seit Monaten sind Löcher im Dach", sagte sie. "Das Vordach ist für ein Lokal nicht nutzbar – da muss man nur zweimal kräftig hingucken und es stürzt ein." Sie fand den Bauantrag "äußerst merkwürdig". Seit Ewigkeiten regne es in das Gebäude, das verschimmle und in dem Kabel herumhingen. Dort seien einmal Flüchtlinge unter unwürdigen Bedingungen untergekommen.
Die Bedenken müssten an die Bauherrschaft weitergegeben werden, forderte Jens Hertel (SPD). "Die Baubehörde muss das prüfen", meinte er. Volk sagte, dass das Gebäude wohl saniert werde, da bei einem Neubau der Bestandsschutz für die Grenzbebauung wegfallen würde. "Wir sollten lieber froh sein, dass was passiert", meinte Klaus Rupp (CDU). Gesagt, getan. Der Bauausschuss votierte einstimmig dafür.