Leimens Bäderpark könnte doppelt profitieren: Der Parkplatz wird dank neuer Parkdecks zu einem Bürgerpark. Grafik: Planstatt Senner
Von Thomas Frenzel
Leimen. Der Herr Oberbürgermeister setzte seine Worte wohlgewählt: "Es gibt viele Visionen und nicht alles wird Wirklichkeit werden", sagte Hans D. Reinwald. Worum es ging bei dieser Einschränkung? Um eine Gartenschau in den Jahren 2031 bis 2036, um die sich Leimen bekanntlich gemeinsam mit Nußloch beim Land bewerben wird.
Und damit es zumindest bei der Bewerbung vorangeht, befasste sich der Leimener Gemeinderat mit dem Bewerbungskonzept. Erarbeitet wurde es mit erheblicher Bürgerbeteiligung von dem Planungsbüro Planstatt Senner aus Überlingen; endgültig verabschiedet werden soll das Konzept Ende Oktober.
Was Bürochef Johann Senner und sein Projektleiter Moritz Weber in der öffentlichen Ratssitzung präsentierten, war ein buntes Ideenpaket mit rund 20 Punkten. Und ganz klar - ohne Klimaverbesserung läuft auch bei einer Gartenschaubewerbung nichts mehr. Da ist jeder kühlende Baum Gold wert. Dies zeigten die Wärmebildstudien.
Das Freibad erhält einen Naturteich. Grafik: Planstatt Senner
Sie stammen von einer Drohne, die unter anderem in Leimen-Mitte über dem Bärentorplatz am Eingang zum Stadtkern gekreist war und auch einen Abstecher zum Parkplatz vorm Bäderpark unternommen hatte. Die Botschaft der bunten Bilder: Die kahlen Flächen, auf denen sich im Sommer die Hitze bis hin zu wüstenähnlichen Temperaturen anstauen kann, schreien nach Beschattung und Begrünung.
Derweil am Bärentorplatz gleich neben dem Kurpfalzzentrum gleichermaßen die Verkehrsberuhigung wie ein "starkes Baumkonzept" in der Überlegung sind, könnte sich der Schwimmbadparkplatz in einen Bürgerpark verwandeln: Die Autos werden in neuen Parkdecks übereinander gestapelt und die so gewonnene Fläche wird auch mit Bäumen begrünt.
Vom kühlen Blau über warmes Gelb bis hin zu heißem Rot: Die Wärmebildaufnahme dokumentiert das sommerliche Kleinklima am Leimener Bärentorplatz. Foto: Planstatt Senner
Zu weiterer Abkühlung könnte es im Freibad selbst kommen: Die sonnenüberflutete Schwimmbadwiese könnte einem Naturbadesee weichen. Die Unterhaltskosten für einen solchen Badeteich seien gering, war von den Planern zu hören, und es gäbe auch genügend Beispiele, die funktionierten. Wurde da etwa auf Neckargemünd und das dortige Naturbadebecken angespielt?
Der Ideen nicht genug: Der Konzeptentwurf greift die immer wieder angedachte Verlängerung der Straßenbahnlinie 23 nach Leimen neu auf. Die Tram, wie sie genannt wird, würde entlang der alten B3 bis zum Verkehrskreisel am Nußlocher Ortseingang fahren und von dort über die Kurpfalzstraße bis zur Olympiahalle. Eine Haltestelle an der Gemarkungsgrenze würde den angedachten Haupteingang zur Gartenschau erschließen, inklusive dem dortigen Tümpel und den Zugängen zu Blühwiesen und ökologisch aufgewerteten Feldwegen. Ein Radweg, der diesen Namen verdient, und eine mittig auf der Fahrbahn verlaufende Baumallee sollen ebenfalls die alte B3 aufwerten.
Profitieren sollen die Radfahrer auch weiter im Westen: Unter der Lorenbahn, die derzeit das Zementwerk mit Kalkstein aus dem Nußlocher Steinbruch versorgt, ist ein Radschnellweg ins Auge gefasst. Auch Fußgänger sollen ihn benutzen dürfen. Vorstellbar ist zudem der Ersatz der Loren- durch eine Sesselbahn, der den Leimener Norden mit dem Nußlocher Gewerbegebiet und dem dortigen Fashion-Park verbindet. Letzterer wiederum soll durch die Gesundheitsvariante ergänzt werden und dann als "Fashion & Health-Park" daherkommen.
Dann gibt es noch die Aussichtsplattform am Bärenpfad, die vom Süden aus den Blick in den unter Naturschutz stehenden früheren Leimener Steinbruch erlaubt. Es gibt einen Panoramaweg mit Aussichtspunkten entlang des Odenwaldhangs. Der Leimener Reitverein firmiert dann als Tierhof und selbst für das "Sorgenkind" des ausgedienten Brauereigebäudes im Herzen von Leimen gibt es eine neue Nutzung: als Gartenschaubüro mit Ausstellungsflächen im Erdgeschoss und einem Terrassencafé auf dem Dach.
Wichtig war den Landschaftsarchitekten aus Überlingen, die auch die gegenwärtig noch laufende multikommunale Gartenschau im Remstal begleiteten, dass bestehende städtebauliche Planungen in das Bewerbungskonzept einfließen. Abschnittsweise gehören dazu also auch die seit den 1990er Jahren diskutierte Renaturierung des Leimbachs oder - als "Wohnen im Grünen Leimen" - die beabsichtigte Bebauung entlang der Senefelderstraße im Leimener Süden.