Die mehreren Tausend Besucher sahen – wie hier am Hanfmarkt – die Motivwagen der „Karnevalfreunde Haidebow“. Foto: Alex
Von Anna Haasemann-Dunka
Neckargemünd. Dieser Umzug geht in die Geschichte ein. Sage und schreibe 107 Gruppen – und damit erstmals mehr als 100 Zugnummern – schlängelten sich am Samstag durch die Stadt am Neckar. Da war es kein Wunder, dass der 29. Umzug der "Neckargemünder Karneval Gesellschaft" (NKG) zwei Stunden lang ging. Und auch der Andrang war rekordverdächtig: Eine genaue Besucherzahl gibt es zwar nicht, es waren aber sicher mehrere Tausend, die sich – vor allem am Hanfmarkt – dicht drängten.
Liselotte von der Pfalz alias Erika Höfer begrüßte von der Kredell-Terrasse am Hanfmarkt die Teilnehmer, begleitet von ihrem Adjutanten Wilhelm Höfer und Bürgermeisterstellvertreter Jürgen Rehberger. Auch das Wetter spielte mit. Obwohl sich die Wolken am Himmel häuften, blieb es trocken. Komplimente gab’s für die NKG von den Karnevalsvereinen aus dem ganzen nordbadischen Raum.
Der Neckargemünder Faschingsumzug 2020 - Die FotogalerieEiner der schönsten und prächtigsten Umzugswagen kam von den "Karnevalfreunden Haidebow" aus Eberbach unter dem Motto "Haidebow goes Asia": Ein chinesischer Drache zierte Anfang und Ende des Gefährts, dessen Aufbau in der Mitte einen Pavillon trug. Seit Mitte Dezember wurde an dem Wagen gebaut, mit dem sich der Verein zum 22-jährigen Bestehen selbst beschenkte. "Nur noch kurz die Welt retten" war hingegen das Motto des Motivwagens der Feuerwehr aus Neckarsteinach-Darsberg. Ob Angela Merkel und Donald Trump, zwischen denen die Erdkugel als Ball lag, das angesichts der Probleme von Rassismus, Corona-Virus oder Klimawandel gelingt?
Ganz andere Sorgen trieb die "Märchenwelt" der Spielvereinigung Neckargemünd um: "Wir wandern hier durch unsern Ort. Und hoffen bald ist der Hartplatz fort" war auf einem Plakat zu lesen. Die Suche nach einem Bauplatz für ihren Wagen hatten die Fastnachtsfreunde aus Eberbach für ihren unfertigen Motivwagen als Motto gewählt.
Der Turnverein aus Kleingemünd versammelte auf seinem Gefährt fröhliches Pflegepersonal und Ärzte – und machte so darauf aufmerksam, woran es im Gesundheitswesen mangelt. Auch die "Pflege- und Arbeitstiere" des Pflegeheims Neckargemünder Hof sowie die Ärzte und Schwestern des "Äppelwoiteams Heddesbach" nahmen sich dieses Themas an. Ob politisch, mit Aussage oder kritischer Haltung: Stets stand der Spaß an der Freude im Vordergrund. Cowboys und Indianer feierten auf einem Lobbacher Motivwagen fröhlich zusammen. Die "Igelsbacher Meckis" hatte es ins Einhornland verschlagen, Pfusch am Bau beklagten die Igelsbacher Kids.
Das "Trainingslager 1920" thematisierte der Athletensportclub Ziegelhausen, Rock und Country ließ der FC Dilsberg hochleben. Weil es in "Schääna" – egal zu welcher Jahreszeit – "schneicht", zogen die "Steinachtaler Flaschenkinder" per Wagen auch einige Schlitten mit. Die "Sippschaft vum Rhoi aus Altlosse", also aus Altlußheim, hatte fleißig gebastelt. Sie war ganz umweltfreundlich unterwegs auf hellblauen Vespas, angetrieben durch die Kraft in den Beinen.
Für Stimmung sorgten auch die zahlreichen Fuß- und Guggemusikgruppen. Besonders attraktiv präsentierte sich die Ziegelhäuser Fastnacht mit den Schwellköpfen der "Bobbeschees Waggis", den "Rathaus-Ballerinas", den Hexen oder den "Petersdäler Trolls". "Tschip-Tschip Helau" erklang es, als die "Verriggde Feijaveggel" aus Wiesenbach vorbeizogen oder es hieß "Narri, narri, narro, die Hexe, die sind do" bei den "Riedberger Moorschlampen". Angeführt von Bürgermeister Frank Volk marschierten auch Rathauschefs der Region im Schultheißgewand mit. Prinzessinnen und Prinzenpaare warfen "Gutsel" zuhauf ins Publikum, stolze Garden und fröhliche Showtanzgruppen passierten die Schaulustigen, die in die Schlachtrufe von "Helau" bis "Hoja" einstimmten.