Alexander Stuntz und Kommandant Uwe Wagner sind stolz auf die vernetzte Wehr. Foto: Geschwill
Von Sabine Geschwill
Eppelheim. Man darf die Zukunft nicht verschlafen – schon gar nicht als Feuerwehr. Die Kommandantur von Eppelheims Freiwilliger Feuerwehr weiß das längst: "Die Zukunft gehört der digitalen und vernetzten Feuerwehr", so Kommandant Uwe Wagner. Er sieht in der Umsetzung von "Feuerwehr 4.0", also in der Digitalisierung, die große Chance, die Feuerwehrarbeit zukunftsorientiert auszurichten. Der digitale Fortschritt hat längst in allen Bereichen des Feuerwehrwesens Einzug gehalten. Ob Alarmierung und Einsätze, Gerätewartung, Berichte, Statistiken oder Mitgliederverwaltung: "Möglichst alles digital und aufeinander abgestimmt", lautet das erklärte Ziel von Alexander Stuntz. Der Oberfeuerwehrmann ist bei der örtlichen Wehr für die Umsetzung von "Feuerwehr 4.0" verantwortlich.
Der 30-jährige Eppelheimer ist Ingenieur für Informationstechnik. 2012 trat er in die Feuerwehr ein. Mit Fachwissen und vielen ehrenamtlichen Einsatzstunden rüstet er seither die Feuerwehr für die digitale Zukunft. "Alexander Stuntz ist für unsere Feuerwehr ein Glücksfall, seine Arbeit ist unbezahlbar", lobt Wagner. "Er hat uns ein komplettes Netzwerk aufgebaut mit eigener Cloud und Mehrfachabsicherung, eigenem E-Mail-Server und einer zentralen Verwaltung mit Benutzeraccounts." Wagner freut sich: "Wir sind bei der Digitalisierung hervorragend aufgestellt und führend im Rhein-Neckar-Kreis."
Foto: GeschwillStuntz nutzt als Basis Standardprogramme wie die Feuerwehr-Verwaltungssoftware "MP Feuer" oder das Alarmsystem von "Alamos". Bietet die genutzte Software eine Funktion nicht, die er gerne hätte, schreibt er das Programm für die Zusatzerweiterung selbst. "Programmieren war Teil meiner Ausbildung", erklärt der Ingenieur.
Die doppelte Datenpflege in unterschiedlichen System will er vermeiden. "Eine Datenbasis für alles", ist seine Devise. Telefonnummern synchronisieren sich beispielsweise automatisch auf die Telefone der Feuerwehr. Unter seiner Leitung wurden Feuerwehrzentrale, Büros, Fahrzeughalle und Fahrzeuge mit Hard- und Software ausgestattet. Die Mitglieder der Einsatzabteilung nutzen Digitalfunk, Smartphones und Tablet-Computer, Software Applikationen (Apps) und RFID-Chips, auf denen unterschiedliche Informationen gespeichert werden können. RFID steht für "Radio Frequency Identification", also für eine Identifizierung über elektromagnetische Wellen.
Das Feuerwehrgebäude wurde mit einer elektronisch programmierbaren Schließanlage ausgestattet. Statt mit mechanischem Schlüssel werden die Türen nun mit RFID-Chip geöffnet. "Damit können wir individuell bestimmen, wer zu welchem Raum Zutritt hat", erklärt Stuntz. Bei Verlust kann der Chip-Code sofort gesperrt werden, ein Austauschen von Schlössern ist nicht mehr notwendig. Auch die Haustechnik mit Beleuchtung und Absauganlage wird digital gesteuert. "Wenn wir im Feuerwehrhaus ankommen, um auszurücken, ist alles schon in Betrieb", erklärt Wagner.
Bildschirme, Barcodes und digitale Endgeräte sparen Zeit und Mühe. Foto: GeschwillIm Einsatz- und Verwaltungswesen bietet die Digitalisierung viele Möglichkeiten: Bei einer Alarmierung können die Kameraden per Smartphone-App auf einen Bildschirm in der Fahrzeughalle durchmelden, ob sie auf dem Sprung, bereits an- oder abwesend sind. Das erleichtert die Planung von Einsätzen. Auf allen Smartphones, Tablet-PCs und den großen Infobildschirmen in der Fahrzeughalle werden Einsatzort, Fahrtroute, Fahrtzeit und weitere Infos angezeigt. Diese Informationen werden ständig aktualisiert und sind auf jedem Endgerät verfügbar. Die Übernahme der Einsatzinformationen aus der Leitstelle in das Alarmsystem wurde von Stuntz selbst programmiert. Auch andere Feuerwehren im Rhein-Neckar-Kreis nutzen dies mittlerweile.
Mit dem für die Schließanlage genutzten RFID-Chip melden sich die Einsatzkräfte bei einem Einsatz an einem Terminal an. Damit wird registriert, wie viele Kameraden ausrücken. Sollte es einen Corona-Verdachtsfall geben, ist auch ersichtlich, wer mit wem in welchem Fahrzeug war. Was vorher handschriftlich auf Papier dokumentiert werden musste, wird nun digital erfasst. Das spart Arbeit und Zeit. Wird ein Meldebericht oder eine Einsatzstatistik benötigt, ist alles per Mausklick abrufbar.
Das Programm kann auch zur Überprüfung und Wartung der Ausrüstung genutzt werden. Dafür wurde alles zu Prüfende mit einem Barcode versehen, der mit der Scanner-Funktion eines Tablet-Computers erfasst werden kann. "So kann nichts vergessen werden und man hat keine Zettelwirtschaft", erklärt Stuntz. Dank digitaler Verwaltung werden sowohl Kommandantur als auch Kameraden automatisch erinnert, wann beispielsweise eine Gerätewartung ansteht, eine Prüfung abzulegen oder der Führerschein zur Prüfung der Gültigkeit vorzulegen ist. Letzteres erfolgt ebenfalls automatisiert – über einen auf dem Führerschein aufgebrachten RFID-Chip.