83-Jähriger starb bei Hausbrand an Rauchgasvergiftung (Update)
Brandursache geklärt – Ehefrau rettete sich ins Freie – Wehr kämpfte sich durch Rauch und extreme Hitze

Eppelheim. (bmi) Die Polizei hat die Ursache für den folgenschweren Brand in der Friedensstraße am Freitagvormittag ermittelt. Wie die Beamten am Dienstag mitteilten, habe "die unsachgemäße Handhabung einer Gasflasche" das Feuer ausgelöst, in dessen Folge ein 83-Jähriger auf tragische Art und Weise ums Leben gekommen war. Die Brandspezialisten der Kriminalpolizei Heidelberg hätten weiterhin festgestellt, dass der Hausbewohner an einer Rauchgasvergiftung gestorben ist und nicht etwa an Verbrennungen.
Zwei Dachdecker hatten von einem Nachbarhaus aus den Kellerbrand bemerkt und die Wehr alarmiert. Diese kämpfte sich durch dichten Rauch und Temperaturen von bis zu 1000 Grad, konnte den 83-Jährigen aber nur noch tot bergen. Seine 78-jährige Ehefrau hatte sich selbst ins Freie gerettet und blieb unverletzt, zwei Einsatzkräfte erlitten leichte Brandverletzungen.
Nach der Bergung des Hausbewohners hatte die Feuerwehr wenig später auch eine Gasflasche mit Heizstrahler aus dem Keller herausgetragen, wie Kommandant Uwe Wagner berichtet. Diese Gasflasche hat die Polizei beschlagnahmt und nun offenbar als Brandursache ausgemacht.
Update: Dienstag, 28. April 2020, 19 Uhr
Von Christoph Moll und Benjamin Miltner
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Eppelheim. Wenige Stunden später erinnert in der Friedenstraße kaum noch etwas an das dramatische Geschehen. Feuerwehr, Rettungskräfte und Polizei sind abgezogen. In der Luft liegt allerdings noch ein beißender Brandgeruch. Hier, in einer ruhigen Wohnstraße, ist bei einem Brand in einem Einfamilienhaus am Freitagvormittag ein 83-jähriger Mann auf tragische Weise ums Leben gekommen.
"Kellerbrand" lautet das Stichwort, mit dem die Eppelheimer Feuerwehr um kurz nach 10 Uhr alarmiert wird. Vor dem Haus treffen die Einsatzkräfte auf eine 78-jährige Frau, berichtet Eppelheims Kommandant Uwe Wagner. Sie hat sich ins Freie retten können, verweist aber auf ihren Ehemann, der sich im Keller befinden soll. Vier Männer und zwei Frauen der Wehren aus Eppelheim und Plankstadt machen sich in drei Trupps auf die Suche.
"Schon vom Abgang an gab es trotz Wärmebildkamera null Sicht", berichtet Einsatzleiter Wagner. Entsprechend langsam geht es voran. Stück für Stück tastet sich der erste Trupp mit schwerer Ausrüstung samt Atemschutz voran. Im Vorraum treffen sie auf den Brandherd. Und auf unvorstellbare Hitze: 800 bis 1000 Grad, wie Wagner schätzt. So heiß, dass es immer wieder zu Durchzündungen kommt, also sich der Brandrauch entflammt. So heiß, dass der Beton abplatzt, die Kabel von der Decke hängen und zwei Einsatzkräfte Brandverletzungen erleiden. "Wir haben eine hervorragende Spezialausrüstung, aber auch diese hat Brandblasen an den Knien nicht verhindern können", so Wagner.
Die Einsatzkräfte ignorieren die Schmerzen, löschen immer wieder die Feuer, kämpfen sich immer weiter, von Meter zu Meter, von Raum zu Raum. Sie wissen: Sie müssen die Person im Keller finden. Und sie finden sie. Drei Zimmer entfernt vom Brandherd, in der hintersten Ecke. So schnell wie möglich geht es raus, der 83-Jährige wird an den Notarzt übergeben. "Aufgrund der im Keller vorherrschenden Temperaturen sowie der Rauchentwicklung kam leider jede Hilfe zu spät", schreibt die Wehr.
Rund 25 Eppelheimer und viele Wehrkollegen aus Brühl und Heidelberg samt Drehleiter sind vor Ort, ebenso Rettungsdienst, Polizei und deren Brandexperten. Zwei Seelsorger kümmern sich um Angehörige, Feuerwehrleute und zwei Dachdecker, die gerade am Nachbarhaus arbeiten. Sie haben den Brand entdeckt, setzten den Notruf ab, waren als erste im Haus, öffneten die Fenster in den Obergeschossen. "Auch die Jungs waren fix und fertig", erzählt Kommandant Wagner.
Die Wehr spricht von einer Verpuffung als Brandursache, die Polizei ermittelt noch. In der Straße heißt es gestern, dass der 83-Jährige gerade dabei war, die Gefriertruhe abzutauen, als der Brand ausbrach. Die Polizei sucht eine 30 bis 40 Jahre alte und 1,60 Meter große Zeugin mit sonnengebräunter Haut, die sich vor dem Haus befand, als der Brand ausbrach. Sie soll sich unter Telefon 0621/174-4444 melden.
"Es bewegt uns alle sehr, wenn wir einen Bürger auf so tragische Weise verlieren", sagt Bürgermeisterin Patricia Rebmann. Sie macht sich vor Ort ein Bild vom Einsatz. "Ich bin sehr stolz auf unsere Wehr, die sehr routiniert und organisiert vorgegangen ist", so Rebmann. "Leider kann man nicht immer gewinnen."
Auch die Nachbarn sind nach dem Brand geschockt. "Es ist ganz schrecklich, was hier passiert ist", erzählt eine 53-jährige Frau, die ein paar Häuser weiter wohnt. "Einfach furchtbar und traurig." Die Eppelheimerin war am Morgen im Garten, als sie "fürchterliche Schreie" hörte, wie sie erzählt. Wahrscheinlich sei es der 83-Jährige gewesen, der immer wieder "Feuer, Feuer" gerufen habe. Als sie dies hörte, sei auch schon die Feuerwehr angekommen. Wenig später sei auch schon "ganz schwarzer" Rauch über dem Haus gestanden und unter anderem durch die Haustür nach draußen gedrungen. Die Ehefrau des Seniors habe noch nach ihrem Mann im Keller gerufen. Das Ehepaar lebte alleine im Haus. Da das Haus nach dem Brand unbewohnbar ist, sei die Frau bei einem ihrer Kinder untergekommen, die zwar etwas weiter weg wohnen, aber gestern vor Ort waren.
Der 83-Jährige sei noch sehr fit und agil gewesen, immer rührig und aktiv, berichten die Nachbarn. "Er hat viel Wert auf einen ordentlichen Garten gelegt und sehr viel selbst gemacht." Außerdem sei er noch Auto gefahren. Das freundliche Ehepaar habe seit vielen Jahrzehnten in der Straße gelebt, wo auch deren Kinder aufgewachsen seien.
Update: Freitag, 24. April 2020, 19.30 Uhr