Mit kreativen Plakaten und bunten Kleidern zogen die Teilnehmer durchs Grüne. Foto: Alex
Von Doris Weber
Dossenheim. Die vorzeitige Bürgerbeteiligung bei der Fortschreibung des Flächennutzungsplans ist seit einigen Wochen abgeschlossen. Hierzu konnten beim Nachbarschaftsverband Stellungnahmen schriftlich abgegeben werden. Die Gemeinde hat sich noch nicht geäußert. Das beflügelte rund 120 Bürger jedes Alters am Samstag dazu, mit einem "Aktionsumzug" durch das Grün am nördlichen Ortsrand bildlich ein deutliches Zeichen zu setzen. Sie forderten, den Bereich "Augustenbühl" heraus zu nehmen und als naturnahes Naherholungsgebiet zu erhalten. Dieser ist aber im aktuellen Flächennutzungsplan als Reservefläche für eine Wohnbebauung dargestellt.
Die maßgebliche Begründung lässt sich in einer mehrfach auf dem Weg gemachten Bemerkung zusammenfassen: "Schade um die Natur." Diese Aussage war spätestens dann für jeden unmittelbar nachvollziehbar, nachdem er an dem einstündigen Gang durch das Gebiet teilgenommen hatte.
Der Ortsverband des "Bundes für Umwelt und Naturschutz" - kurz: BUND - hatte die Aktion organisiert. Der Vorsitzende Dermot O’Connor machte zu Beginn auf einige Regeln des polizeilich genehmigten Protestmarschs aufmerksam. Doch solcher Hinweise hätte es bei dieser Aktion gar nicht bedurft: Keiner der Teilnehmer war auch nur im mindestens auf Unruhe und Ärger aus. Den Teilnehmern ging es einzig um den dauerhaften Erhalt dieser Fläche als Grünoase mit Bäumen und Büschen, Wiesen und Gärten und ihren tierischen Bewohnern. Wie ernst sie ihr Anliegen nehmen, zeigten sie, indem sie Samen ausbrachten. Diesen hatte die Gemeinde selbst bei ihrer Aktion "Bienenfreundliches Dossenheim" zur Verfügung gestellt.
Vielfach wurde in den Gesprächen auf dem Weg die durch die Diskussion über eine mögliche Bebauung des Gebiets ausgelöste Unsicherheit über die Zukunft unter den Pächtern und Eigentümern der Grundstücke thematisiert. Viele würden sich genau aus dieser Unsicherheit heraus nicht in dem Maß auf ihrem Grundstück engagieren, wie sie es tun würden, wenn sie wüssten, dass der Acker auch Acker und die Wiese auch Wiese bleibt.
Dermot O’Connor nutzte die Säh-Aktionen, um auch einige Worte an die Teilnehmer zu richten: Der BUND-Vorsitzende verwies auf das angrenzende Vogelschutzgebiet. "Aber die Vögel wissen doch nicht, dass das Schutzgebiet hier endet", fiel ihm eine Teilnehmerin spontan ins Wort. Eine Pächterin, die ein gemeindeeigenes Gelände wahrlich hegt und pflegt, sprach vom "Rückzugsort" der Vögel, die ins Schutzgebiet fliegen. Die Teilnehmer applaudierten.
Schon lange weiß man außerdem um den in Deutschland stetig steigenden Flächenverbrauch pro Person. "Auch dieses Gelände muss davor geschützt werden", sagte O’Connor bestimmt und appellierte noch einmal an Bürgermeister Hans Lorenz und den Gemeinderat, mit dem Anliegen der protestierenden Bürger sorgfältig umzugehen. Falls nötig, würde nochmals eine umfassendere Unterschriftenaktion gestartet. "Ich bin mir sicher, eine Mehrheit gegen die Bebauung zu erhalten", sagte er. Die Menschen applaudierten nochmals zustimmend.