Dorfcheck 13

Läden sind in Mönchzell Mangelware, aber für die Kinder ist gesorgt

Das gibt es alles im Meckesheimer Ortsteil - Drei Fragen an den Ortsvorsteher

25.01.2019 UPDATE: 27.01.2019 06:00 Uhr 4 Minuten, 49 Sekunden

Geschützt im Lobbachtal liegt Mönchzell im nördlichen Kraichgau an der Grenze zum Kleinen Odenwald. Foto: Alex

Von Anja Hammer

Meckesheim-Mönchzell. "Minischzeller" werden die Mönchzeller im Dialekt genannt und ihr Spitzname "Kiwwelschisser" stammt aus Zeiten, als die arme Dorfbevölkerung noch keine Toiletten hatte. Inzwischen hat sich aber im Meckesheimer Ortsteil einiges geändert, was der "Dorf-Check" zeigt.

Bevölkerungsentwicklung: Die Einwohnerzahl hat sich bei etwas über 1100 eingependelt. Die Schwankungen der letzten 30 Jahre reichen von 1187 Einwohnern im Jahr 1998 bis zu 1097 Einwohnern im Jahr 2013. Aktuell leben 1121 Menschen in Mönchzell.

Bauplätze: Die einzigen freien Flächen im Ortsgebiet sind in privatem Besitz. Ein Neubaugebiet mit 30 Plätzen ist zwar in Planung, die Realisierung dauert aber noch.

Steuern und Gebühren: Der Hebesatz für die Grundsteuer für bebaute und bebaubare Grundstücke liegt bei 330 Prozent. Damit gehört Meckesheim-Mönchzell zu den günstigsten Kommunen in der Region rund um Heidelberg. Der Abwasserpreis von 3,44 Euro gehört allerdings zu den teuersten. Was das Frischwasser angeht - dieses kostet 2,28 Euro - liegt die Kommune im regionalen Mittelfeld.

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Nahverkehr: Von kurz vor 5 bis kurz vor 23 Uhr kommt man unter der Woche im Stunden- bis Halbstunden-Rhythmus nach Heidelberg. Entweder nimmt man den 743er-Bus nach Lobbach und steigt dort in den Bus an den Bismarckplatz. Oder man nimmt den Bus an den Meckesheimer Bahnhof und steigt dort in die S-Bahn. So kann man in 45 Minuten am Bismarckplatz sein. Samstags fahren die Busse nach Lobbach und Meckesheim alle zwei Stunden bis 21 Uhr und noch einer um kurz nach 1 Uhr, sonntags stündlich bis 20 Uhr. Am Wochenende kommen Mönchzeller nur bis 0.20 Uhr vom Bismarckplatz mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause.

Hintergrund

Mönchzell

Einwohner: 1121

Gemarkungsfläche: 462 Hektar

Höhenlage: 150 Meter

Partnergemeinden: keine

Dorfwappen: Das Wappen zeigt einen

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Mönchzell

Einwohner: 1121

Gemarkungsfläche: 462 Hektar

Höhenlage: 150 Meter

Partnergemeinden: keine

Dorfwappen: Das Wappen zeigt einen Mönch in schwarzer Kutte, der mit einem aufgeschlagenen Buch in den Händen auf grünem Boden steht. Ein ähnliches Siegelmotiv gab es bereits im 19. Jahrhundert. Das Generallandesarchiv entwarf auf dieser Grundlage ein Wappen, dem die Gemeinde 1911 zustimmte.

Geschichte: Die Siedlungsgeschichte reicht bis zur Zeit der Römer zurück, so wurde bei Ausgrabungen ein Gutshof gefunden und ein alter Viergötterstein, der in einer Scheune verbaut war. Der Ort selbst entstand vermutlich im neunten Jahrhundert als kirchliche Ausbausiedlung. Die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahr 1337 im Lorscher Codex - und zwar als "Wyelercellen". Der Name Mönchzell entstand mit den Mönchen von Rosenberg, die ab 1354 als Ortsherren nachweisbar sind. aham

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Nahversorgung: Das Angebot in Mönchzell ist nicht wirklich üppig. Es gibt noch eine Metzgerei im Ort, die auch ein paar Backwaren anbietet. Dann gibt es noch eine Postfiliale und einen Blumenladen. Einmal die Woche kommt ein Bäckereiverkaufswagen.

Schulen und Kindergärten: Im katholischen Kindergarten werden Kinder bis 17 Uhr betreut. Die Grundschule - eine Außenstelle der Meckesheimer Karl-Bühler-Gemeinschaftsschule - ist im Gegensatz zur Mutterschule nicht im Ganztagsbetrieb. Weiterführende Schulen gibt es im Ortsteil nicht. Die Mönchzeller gehen in der Regel im 14 Kilometer entfernten Sinsheim zur Realschule und im 13 Kilometer entfernten Neckargemünd aufs Gymnasium.

Gesundheit: Arztpraxen gibt es in Mönchzell nicht. Die nächsten Allgemein- und Zahnärzte sind im drei Kilometer entfernten Eschelbronn und in Meckesheim. Bis ins nächste Krankenhaus in Sinsheim sind es rund 15 Kilometer. Die Sozialstation Elsenztal hat ihren Sitz in Meckesheim und bietet häusliche Pflege auch in Mönchzell an.

Gaststätten: Mit dem "Löwen" gibt es eine Gaststätte am Ort.

Polizei: Der nächste Polizeiposten ist in Meckesheim.

Freizeitangebote: Zehn Vereine sind in Mönchzell beheimatet: der FC, die Feuerwehr und ihr Förderverein, die beiden Freizeitclubs Bobidu und Club 84, der Männergesangverein, die Musikfreunde, die Kleintierzüchter, der FC-Bayern-Fanclub und der Motorradclub. Diese übernehmen die Jugendarbeit im Ort. Für Senioren richtet die Gemeinde einmal im Jahr eine Feier aus. Eine besondere Attraktion ist die Dirt-Bike-Anlage, auf der man mit dem Fahrrad seinen Adrenalinpegel in die Höhe treiben kann. Größtes Fest ist die Kerwe im September.

Bücherei: Die Bücherei in der Schule ist einmal in der Woche für alle geöffnet. Zudem gibt es ein öffentliches Bücherregal.

Kirchen: Die evangelische und die katholische Kirche stehen sich direkt in der Ortsmitte gegenüber.

Internetversorgung: Noch ist die Surfgeschwindigkeit mit zwei Megabit in der Sekunde mäßig. Durch einen Privatanbieter wird der gesamte Ort in Kürze komplett mit Glasfaserkabel ausgebaut, dann sind 100 Megabit pro Sekunde möglich.


Der Metzger, der Brötchen backt und Zahnpasta verkauft

Dirk und Martina Künzer in ihrem Metzgerladen. Foto: Hammer

Dirk und Martina Künzer betreiben den letzten Lebensmittelladen in Mönchzell - und damit eine der ältesten Metzgereien Deutschlands. Die rund 210-jährige Geschichte ist eng mit der des Ortes verbunden. Vielleicht ist das auch der Grund, weshalb die Künzers mit ihrem Geschäft einen wichtigen Beitrag zum Dorfleben leisten.

Über 680 Jahre reicht die dokumentierte Geschichte Mönchzells zurück. Die Adelsfamilien, die in dieser Zeit die Ortsherrschaft ausübten, wechselten mehrfach. Zuletzt waren es die Uexkülls, die von etwa 1768 bis 1857 vom Mönchzeller Schlosshof aus - dem heutigen Hofgut Fellmann - die Strippen zogen. Dort nahm auch die Metzgerei Künzer ihren Anfang, denn ein Künzer war dort Hausschlachter, bis er einen Laden im Ort eröffnete. Der wurde jedoch bald zu klein. "Seit 1893 sind wir in dem gleichen Haus in der Hauptstraße", sagt Dirk Künzer.

Als Jugendlicher wäre der 50-Jährige lieber Elektriker geworden, erzählt er im RNZ-Gespräch. Doch mit der Familiengeschichte kam natürlich eine gewisse Verpflichtung. Seine Frau Martina hingegen erinnert sich lachend: "Und ich wollte früher Metzgerin werden." Denn die 48-Jährige entstammt einer Sinsheimer Metzgerfamilie. Stattdessen wurde sie Steuerfachwirtin, was durchaus hilfreich ist. Denn inzwischen steht sie nicht nur täglich in der Metzgerei Künzer hinter der Theke, sondern macht auch die Buchhaltung.

Trotz anderer jugendlicher Vorstellungen sagt Dirk Künzer heute: "Meine Arbeit macht mir Spaß." Und: "Es ist schön, etwas Gutes für die Menschen zu tun." Damit meint er in erster Linie sein Fleisch und seine Wurst. Dafür kommen Kunden sogar aus Mannheim angefahren. "Und Dosenwurst schicken wir nach Norddeutschland ", freut sich der Metzgermeister.

Dabei sind die Fleischwaren nur ein Teil des Angebots. Mitten in der Nacht steht der Vater zweier Söhne auf, um Brötchen und Brot zu backen. Das wird im Laden ebenso angeboten wie Zeitschriften, Mehl, Butter und Milch. Im Lager finden sich zudem Dinge wie Klopapier, Zahnpasta oder Duschgel. "Das bieten wir für die Älteren an, die nicht mehr zum Einkaufen fortkommen - Geld verdienen lässt sich damit nicht", sagt Martina Künzer.

Bis vor Kurzem haben die Künzers zudem noch Mittagessen und Catering angeboten, den Laden schon um 5.30 Uhr geöffnet. Freizeit kannten sie nicht. Nur: Irgendwann ging es nicht mehr. Jetzt öffnet der Laden um 7 Uhr, ohne Mittagessen, und bietet Catering nur noch unter der Woche, beziehungsweise am Wochenende nur noch für Vereine, an. Das Ehepaar Künzer versichert aber: "Entgegen aller Gerüchte bleibt der Laden auf."Der Metzger, der Brötchen backt und Zahnpasta verkauft


Gunter Dörzbach. Foto: Hammer

Drei Fragen an Gunter Dörzbach

Gunter Dörzbach ist neben seiner Tätigkeit als selbstständiger Messebauer seit 2010 Ortsvorsteher von Mönchzell. Im Interview erzählt der 60-Jährige, warum Vandalismus in Mönchzell ein Fremdwort ist.

Herr Dörzbach, was macht für Sie das Leben in Mönchzell aus?

Es ist friedlich und behütet hier. Ich wüsste nicht, wann der letzte Einbruch war, und Vandalismus gibt es nicht. Mönchzell ist ein Dorf. Das bedeutet auch, dass das Vereinsleben funktioniert. Das ist wichtig. Es gibt Feste, man kann sich engagieren. Und wer will, ist schnell integriert. Aber es gibt auch Zugezogene, die kapseln sich eher ab. Das ist schade.

Wo gibt es Handlungsbedarf und Verbesserungsmöglichkeiten?

Mein großer Wunsch ist eine Bäckerei im Ort, das wird mir auch von der Bevölkerung nahegelegt. Ein kleiner Laden mit Grundnahrungsmitteln wäre einfach gut. Die Metzgerei hat zwar ein bisschen etwas, aber das reicht nicht. Und schnelleres Internet will natürlich auch jeder. Das jetzt reicht für den Hausgebrauch, aber für das Gewerbe ist das völlig undenkbar.

Der demografische Wandel macht vor keinem Dorf Halt. Was wird getan, um die Auswirkungen gering zu halten und neue Einwohner zu gewinnen?

Im Großen und Ganzen halten wir die Einwohnerzahl. Im Ort sind ein Kindergarten und die Grundschule. Ein neues Baugebiet wird erschlossen. Im Rahmen der Ortskernsanierung hat die Gemeinde einen Architektenwettbewerb für die Ortsmitte angestoßen - das Ergebnis wird im Mai vorliegen. Das "schnelle" Internet ermöglicht künftig zum Beispiel auch Home Office. Ein intaktes Vereinsleben mit den unterschiedlichsten Ausrichtungen bietet für fast jeden eine entsprechende Freizeitaktivität. Kinderspielplätze, ein Bolzplatz, eine Dirt-Bike-Anlage und in Planung ein kleines Basketballfeld machen den Ort auch für Jugendliche attraktiv.

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