Rita Hütter leitet die Tafel. Foto: privat
Von Anna Haasemann-Dunka
Neckargemünd. "Die Neckargemünder Tafel schließt", hat Rita Hütter, Vorsitzende der Neckargemünder Tafel, gegenüber der RNZ am Telefon mitgeteilt. Die Coronavirus-Pandemie zwingt auch die von Ehrenamtlichen geführte Einrichtung zu diesem Schritt. Denn laut Hütter missachteten viele Kunden die am Laden ausgehängten Hygiene-Regeln. Erst einmal ist eine zweiwöchige Schließung angedacht; eventuell wird diese noch einmal um zwei weitere Wochen verlängert. Dieser Schritt sei Hütter nicht leicht gefallen, sagt sie, zumal bei den Tafel-Kunden Ratlosigkeit herrsche: "Wo kaufe ich jetzt ein?", sei sie gefragt worden. "Da wo ich auch einkaufe, im Supermarkt", habe sie geantwortet.
Dass etwas in Schieflage gerät, spürte Rita Hütter schon in den vergangenen Tagen: Die Lieferungen aus Märkten der Region seien immer weniger geworden – insbesondere Salat, Gemüse und Obst (vgl. Artikel links). "Wo wir sonst kistenweise Salat bekamen, konnte ich die Stückzahlen an zwei Händen abzählen." Bei den übrigen Waren, die zum größten Teil von der Verteilertafel in Mannheim kommen, herrschte keine Mangelware. Milchprodukte muss die Tafel sowieso aus eigenem Budget hinzukaufen. Die Versorgung für den Ladenbetrieb hätte also aufrechterhalten werden können.
Sorgen habe Hütter aber der nachlässige Umgang der Tafel-Kunden mit dem Thema Hygiene bereitet. Schließlich haben die meisten der rund 90 ehrenamtlichen Mitarbeiter bereits das Rentenalter erreicht – und für sie hat Hütter Fürsorgepflicht.
"So sehr mir das Herz blutet"
Die Tafel-Vorsitzende berichtet, dass die Kunden nur ungern und nicht ohne Kontrolle der Aufforderung nachgekommen seien, bei Betreten des Ladens die Hände zu desinfizieren. Trotz mehrsprachiger Aushänge mit Informationen über das Coronavirus. Daher sah sich Hütter nun auch nach Rücksprache mit ihrem Helferteam zur Schließung gezwungen – vor allem um gesundheitliche Risiken für die Ehrenamtlichen zu vermeiden: "So sehr mir auch das Herz blutet, ich hatte keine andere Möglichkeit."
Den Märkten, die Waren für die Tafel zur Verfügung stellen, hat sie bereits Bescheid gesagt. Am Laden selbst ist bereits ein Hinweis zur Schließung angebracht.
Ganz still stehe damit der Tafelbetrieb aber nicht. Länger haltbare Produkte, die die Verteilertafel ausgibt, werden nach wie vor von den Fahrern abgeholt und eingelagert. Und dann gilt es noch, den neuen Bammentaler Laden in der Waldstraße 1 für die Öffnung nach der Corona-Krise vorzubereiten. Der alte Tafelladen musste wegen Renovierungsbedarfs schließen.
Was Hütter jetzt noch Sorge bereitet, sind die laufenden Kosten. Monatlich muss die Tafel für die Miete von zwei Läden rund 2000 Euro zahlen. Der Verband Deutscher Tafeln hat seine Mitglieder in einem Rundschreiben angefragt, wo und ob finanzielle Hilfe benötigt würde. Eine entsprechende Rückmeldung hat Rita Hütter bereits veranlasst.