Jedes Mal eine gefährliche Herausforderung: die Überquerung der Reilsheimer Straße mit Rollator oder Rollstuhl. Foto: Alex
Von Lukas Werthenbach
Bammental. Es ist ein vermeintlich bescheidener Wunsch, den Bewohner und Leitung des Anna-Scherer-Hauses seit über zehn Jahren immer wieder äußern. Insbesondere die Senioren sehnen sich nach einer Möglichkeit, die Reilsheimer Straße im Bereich der Fabrikstraße sicher zu überqueren. Die viel befahrene Reilsheimer Straße, auch bekannt als Kreisstraße K4160, liegt nämlich zwischen der Einrichtung für Senioren und einer Apotheke. Insbesondere mit Rollator ist es hier immer wieder eine gefährliche Herausforderung, über die Straße zu kommen. Das Anliegen scheiterte bisher jedoch schlicht an der Gesetzeslage.
Ein einfacher Zebrastreifen könnte nach Ansicht von Ingeborg Wankmüller die Probleme zahlreicher Senioren lösen. Die 79-jährige Bewohnerin des Seniorenparks beim Anna-Scherer-Haus setzt sich besonders für eine solche Maßnahme ein. Dabei stößt sie keineswegs auf taube Ohren. "Gemeinderat, Verwaltung und Bürgermeister teilen Ihr Anliegen", schrieb etwa Rathauschef Holger Karl in einer Antwort auf den Antrag der engagierten Seniorin.
Allerdings werden derartige Angelegenheiten im Landratsamt des Rhein-Neckar-Kreises entschieden. Und dort herrschen strikte Vorgaben für die Errichtung eines Fußgängerüberwegs. So müssten innerhalb einer Stunde mindestens 50 Fußgänger die Reilsheimer Straße überqueren und im selben Zeitraum mindestens 200 Fahrzeuge die Straße befahren. Eine Zählung im vergangenen Jahr ergab dem Landkreis zufolge in der "Spitzenstunde" aber nur 39 Überquerungen, allerdings bei 653 passierenden Fahrzeugen.
Neben der Zahl an Querungen verweist der Landkreis auch auf Fußgängerüberwege an anderen Stellen der Reilsheimer Straße. Für den Weg vom Anna-Scherer-Haus zur Apotheke befindet sich der nächstgelegene Zebrastreifen in südlicher Richtung rund 150 Meter entfernt von der Ecke Reilsheimer Straße/Fabrikstraße.
Das bedeutet einen Umweg von 600 Metern für jeden Bewohner des Anna-Scherer-Hauses, der sicher zur Apotheke und zurück gelangen will. "Wir können das Anliegen der Senioren verstehen", sagte Bürgermeister Karl auf RNZ-Nachfrage. Aber man müsse akzeptieren, "dass derjenige, der den Hut aufhat, auch entscheidet".
Wankmüller hatte den Antrag auf einen Zebrastreifen eingereicht, als noch geplant war, die Reilsheimer Straße bis Mai dieses Jahres zu sanieren. Sie hatte gehofft, dass die Einrichtung eines Fußgängerüberwegs Kosten und Arbeit sparen würde, wenn an der Straße ohnehin gebaut werde. Nun soll die Sanierung aber erst im nächsten Jahr stattfinden. "Ich bin im Moment etwas mutlos", sagt sie im Gespräch mit der RNZ. Der aktuelle Zustand biete den Betroffenen "ziemlich wenig Lebensqualität im hohen Alter".
Zuletzt bat Wankmüller das Landratsamt schriftlich um eine Ausnahme. Auf RNZ-Nachfrage erstickt Landkreis-Sprecherin Silke Hartmann aber auch diese Hoffnung. Für eine Ausnahme müsse nach Vorgaben des Landes Baden-Württemberg eine "besondere örtliche Gefahrenlage" herrschen, teilt sie mit. Hartmann verweist auf die gezählten Querungen und weitere Zebrastreifen in der Nähe des angesprochenen Bereichs. Über 200 Meter weiter in nördlicher Richtung gebe es am "Rewe-Kreisel" zusätzliche zwei Überwege - mit Hin- und Rückweg würde deren Nutzung einen Umweg von mehr als 800 Metern bedeuten.