Lars Castellucci (3.v.l.) stellte sich im Wohnzimmer von Gastgeber Edwin Schreyer (5.v.l.) den teils kritischen Fragen. Foto: A. Dorn
Von Agnieszka Dorn
Sandhausen. Eine Frage brannte Ines Murgai unter den Nägeln: Warum halten Parteien, ganz egal welche, ihre Wahlversprechen nicht ein? Denn Vertrauen basiert letztendlich auf Ehrlichkeit. Und ist das Vertrauen erst einmal weg, verliert die Partei die Wähler. Die Frage war eine von vielen, die beim "Wohnzimmergespräch" im Haus von Gastgeber Edwin Schreyer, dem Organisator der "Roten Rad Tour" des SPD-Ortsvereins, auf den Tisch kamen. Beantwortet wurden sie vom SPD-Bundestagsabgeordneten Lars Castellucci, der an dem Abend - es lässt sich nicht anders sagen - ein wenig "auf dem heißen Stuhl" saß. Dennoch hielt er sich wacker.
Das "Wohnzimmergespräch" hatte Lars Castellucci vor einiger Zeit ins Leben gerufen, um mit Bürgern ins Gespräch zu kommen und sich Sorgen oder Ängste anzuhören. Und so saß die Runde gemütlich bei einem Glas Wein sowie schmackhaften Häppchen zusammen. Mit dabei waren unter anderem eine Schülerin, die sich in der Schule gerade mit dem Thema Politik auseinandersetzt, eine Lehrerin und ein Elektroplaner. Die meisten Themen drehten sich um Ehrlichkeit und Gerechtigkeit, die sich in allen Facetten im Alltag widerspiegelten. Sehr am Herzen lag den Wohnzimmerbesuchern die Bildung(sgerechtigkeit) oder die soziale Gerechtigkeit. Und auch das Thema Flüchtlinge kam zur Sprache.
Er kenne niemanden, der in die Politik gegangen sei, um zu lügen, sagte Lars Castellucci, dennoch gab er zu, dass Wahlversprechen von Parteien nicht eingehalten werden. So war es 2005, als die CDU plante, die Mehrwertsteuer zu erhöhen und die Sozialdemokraten dafür warben, dass diese Steuer nicht erhöht wird. Am Ende wurde die Mehrwertsteuer um drei Prozent erhöht. So etwas dürfe nicht passieren, gab der Bundestagsabgeordnete zu. Denn seine Partei setze sich eigentlich für Geringverdiener ein, und die Erhöhung traf auch die, die eben nicht viel Geld in der Tasche haben. Und so kam man gleich zum nächsten Thema: Warum zahlen ausländische Unternehmen, die in Deutschland ansässig sind, keine Steuern? Warum bittet man Unternehmen, die Geld haben, nicht zur Kasse? Gemeint war eine schwedische Möbelkette.
Gut fanden alle, dass es mittlerweile einen Mindestlohn gibt, obwohl man von dem auch nicht gut leben kann. Und so kam das nächste Thema auf den Tisch: In Sandhausen gebe es Kinder, die sich eine warme Mahlzeit am Tag nicht leisten können. Man war der Meinung, dass das in Deutschland nicht vorkommen darf. Auch in Bildung sollte man mehr investieren. Bei Flüchtlingen waren die Wohnzimmerbesucher geteilter Meinung, denn gerade bei Geringverdienern wie Lagerarbeitern oder Putzleuten wächst eine gewisse Angst, dass die Hilfesuchenden Arbeitsplätze wegnehmen könnten. Trotz der ernsten Diskussion war die Atmosphäre locker und jeder fühlte sich wohl.