Geht es nach Wilfried Schouwink, wird der Dilsberg auch weiterhin eine Jugendherberge beherbergen. Foto: Alex
Von Christoph Moll
Neckargemünd-Dilsberg. "Das kann nicht sein!" Wilfried Schouwink will die Jugendherberge auf dem Dilsberg nicht einfach so aufgeben. Und tut etwas dagegen: Der Dilsberger hat die "Bürgerinitiative zur Erhaltung der Dilsberger Jugendherberge" ins Leben gerufen. Denn nach wie vor bewegt das Ende der Traditionseinrichtung die Menschen auf dem Berg und in der Stadt. Und derzeit offenbar auch viele Hände. Denn Schouwink hat eine Unterschriftenaktion gestartet, mit der der Herbergsverband zum Umdenken bewegt werden soll.
Dieser hat die Einrichtung mit 70 Betten am mittelalterlichen Stadttor Ende März nach 92 Jahren endgültig dichtgemacht, weil erforderliche Brandschutzmaßnahmen und dringende Sanierungsarbeiten mit 1,8 Millionen Euro zu teuer sind. Bereits seit letztem November war der laufende Betrieb eingestellt. Das Deutsche Jugendherbergswerk will nun nach einem Käufer suchen. Es wird jedoch keine Veräußerung ohne Mitwirkung des Ortsteils und der Stadt geben. Erste Interessenten soll es bereits geben.
Wenn es nach Wilfried Schouwink geht, dann würde ein solcher Interessent wieder eine Jugendherberge betreiben. "Wer das macht, ist egal", sagt der 69-Jährige. Der Lehrbeauftragte für Neulatein an der Universität Heidelberg sieht in der Schließung der Jugendherberge einen "unglaublichen Skandal". 10 000 Übernachtungen und über 5000 Jugendliche wurden jedes Jahr gezählt. "Die Bürger sind zum Teil in Schockstarre, das habe ich noch nicht erlebt." Man müsse etwas dagegen unternehmen, meint Schouwink. "Es geht um Jugendliche, die notwendigen 1,8 Millionen Euro müssen irgendwo herkommen."
Die Unterschriftenaktion habe sich in der Zwischenzeit zum Selbstläufer entwickelt - inzwischen haben etwa 300 Personen in Geschäften und Schulen unterzeichnet. Das Ziel sind 500 Unterschriften, die er in zwei Wochen an die regionalen Landtagsabgeordneten Hermino Katzenstein (Grüne) und Albrecht Schütte (CDU) sowie den Herbergsverband überreichen möchte. "Diese sollen eine breite Unterstützung signalisieren." Mit ihrer Unterschrift unterstützen die Unterzeichner drei Forderungen. Erstens: Die Bergfeste Dilsberg braucht eine Bleibe für die Jugend, die Dilsbergs reiche Geschichte und Kultur erleben wollen. Zweitens: Das Fehlen der Jugendherberge ist untragbar. Und drittens: Es muss alles unternommen werden, was der Wiedereröffnung der Herberge dient.
Wilfried Schouwink hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. "Niemand hier sagt, dass die Herberge nicht mehr gebraucht wird - das heißt es nur in Stuttgart." Man dürfe den Jugendlichen nicht nur Freizeitparks bieten, sondern müsse ihnen auch Kultur näherbringen. Schouwink sieht durch den Wegfall der Jugendherberge auch die Tradition der Nachtwächterführung und den Fortbestand einiger Geschäfte in der Bergfeste gefährdet.
"Wer uns je besucht hat, weiß um die überregionale Bedeutung dieser Einrichtung gerade für Schulen und Vereine bis weit über die Landesgrenzen hinaus", heißt es auf dem Flugblatt der Bürgerinitiative. Und weiter: "Für die Bewohner der Feste selbst ist sie nicht nur eine wirtschaftliche Notwendigkeit, vielmehr bedeutet sie Lebensfähigkeit und Zukunftschancen. Ohne die stets präsenten Jugendgruppen ist die uralte, aber nicht sehr umfangreiche Bergfeste in Gefahr, in Vergessenheit zu geraten."