Heiligkreuzsteinach. (cm) Bei der Gründung der Bürgerinitiative gegen Windräder im Odenwald Mitte November im Ortsteil Eiterbach waren sich die Teilnehmer einig: Durch den Nachweis des Schwarzstorchs in dem zum hessischen Wald-Michelbach gehörenden Siedelsbrunn und in Eiterbach dürfte der geplante Windpark am "Stillfüssel" nicht genehmigt werden. Gestern, am vorletzten Tag des Jahres, kam es anders: Das Regierungspräsidium Darmstadt gab grünes Licht für fünf Windräder.
Ursprünglich waren Ende 2015 sechs Standorte beantragt worden. Die Entscheidung über eine Anlage habe der "Vorhabensträger" aus Darmstadt jedoch nach dem Fund eines Vogelhorstes zurückstellen lassen, damit weitere naturschutzrechtliche Untersuchungen durchgeführt werden können, teilte die Behörde mit. Auf den Gemarkungen von Wald-Michelbach sowie Ober- und Unterschönmattenwag sollen Windräder mit einer Nabenhöhe von 149 Metern und einem Rotordurchmesser von 126 Metern entstehen.
"In dem öffentlich durchgeführten Genehmigungsverfahren wurden nicht nur die zahlreichen Fachbehörden und die Kommune, die dem Vorhaben zustimmte, sondern auch die betroffenen Bürger angehört", teilte die Behörde mit. Etwa 1300 Einwendungen seien mit einer Bürgerinitiative und weiteren Einwendern erörtert worden. "Sämtliche Anregungen und Bedenken wurden durch die zuständigen Fachbehörden umfassend geprüft und bewertet." Grundlage der Genehmigung seien Gutachten unter anderem zum Natur- und Artenschutz.
Schockiert über die Genehmigung zeigte sich die Heiligkreuzsteinacher Bürgerinitiative "Lebenswerter Odenwald" und die Heidelberger Bürgerinitiative "Rettet den Odenwald": "Wir sind fassungslos über die heutige Entscheidung, diese Anlagen inmitten einem der letzten unzerschnittenen Waldgebiete des Odenwaldes zu genehmigen", so Martina Gaudes, die Sprecherin von "Lebenswerter Odenwald". Richard Leiner, Sprecher der Bürgerinitiative "Rettet den Odenwald", ergänzte: "Angesichts der artenschutzrechtlichen Situation im Eiterbachtal und dem Stillfüssel sind die geplanten Standorte schlichtweg nicht genehmigungsfähig."
Leiner verweist darauf, dass sich auch Nabu und BUND entschieden gegen eine Genehmigung ausgesprochen hätten. Der Nabu habe im Sommer 60 Schwarzstorchsichtungen dokumentiert und mindestens einen Schwarzstorchhorst nachgewiesen. Des Weiteren wurden rund um den geplanten Windpark 38 Greifvogelhorste kartiert. Einige davon seien definitiv dem Rotmilan, einer streng geschützten Art, zuzuweisen. Dass die Genehmigung so schnell erteilt wurde, liegt nach Einschätzung der Bürgerinitiativen an den ab 2017 geänderten Förderbedingungen für Windkraft. Mit der Genehmigung würden Fakten geschaffen und es könne sofort mit Rodungen begonnen werden.
Heiligkreuzsteinachs Bürgermeisterin Sieglinde Pfahl sieht sich an den Windpark "Greiner Eck" bei Neckarsteinach erinnert: "Wir haben den Eindruck, dass unsere Bedenken nicht in ausreichendem Maße berücksichtigt werden und die Genehmigung eilig ohne eingehende Prüfung erfolgt ist." Die Gemeinde hatte in einer Stellungnahme den Windpark abgelehnt, weil sie den Standort aus Naturschutzgründen für ungeeignet hält.