Unter anderem mit diesem Artikel berichtete die RNZ über die Sonnenfinsternis in der Region rund um Heidelberg. Repro: RNZ
Von Christoph Moll
Region Heidelberg. 11. August 1999. Wer heute etwa 25 Jahre oder älter ist, wird sich noch ganz genau an diesen Tag erinnern. Es war der Tag eines Jahrhundert-Ereignisses. Es war der Tag der Sonnenfinsternis.
Der Blick ins RNZ-Archiv zeigt: Allein die Berichterstattung über die Sonnenfinsternis in der Region füllte mehrere Seiten. Im Artikel mit der Überschrift "Kostbar war jede Total-Sekunde" erfuhr der Leser, wie die Menschen in Nußloch die Sonnenfinsternis erlebten. Eine Fahrt in den Süden der Region ergab an diesem Tag besonders viel Sinn, da dort die Sonnenfinsternis besonders gut zu sehen war. Hier verdeckte der Mond die Sonne komplett, es kam also zu einer totalen Sonnenfinsternis.
Der 11. August 1999 startet in der Region mit einer geschlossenen Wolkendecke, die so manchen "So-Fi"-Fan zittern lässt. Die RNZ ist an diesem Tag an vielen Verkaufsstellen schnell vergriffen, da sie einen detaillierten Zeitplan der Sonnenfinsternis enthält. Auf den Straßen in Richtung Süden ist deutlich mehr los als sonst. Die vielen So-Fi-Touristen sind an den aufgeschlagenen Straßenkarten zu erkennen. Sie tummeln sich zum Beispiel auf dem Parkplatz zwischen Maisbach und Nußloch auf den Motorhauben ihrer aufgereihten Autos. Die Augen sind hinter den begehrten Schutzbrillen nach Süden zur Sonne gerichtet.
Viel los ist auch auf dem Gelände des früheren Kreisaltenheims Rheinblick. Auch hier erleben die Menschen, wie es immer dunkler wird. Immer kühler. Und immer windiger. Jacken werden angezogen. Pünktlich zum Moment der totalen Sonnenfinsternis scheint die Welt stillzustehen. Sogar die Vögel schweigen. Die Wolken geben den Blick auf die Sonne frei, bis der "Diamantring", die sogenannte "Korona", zu sehen ist. Es ist so dunkel, dass sogar die Straßenlaternen angehen.
Auf dem Autobahnrastplatz "Hardtwald" bei Sandhausen stranden derweil viele So-Fi-Gucker auf dem Weg in die "Totalität". Die meisten wollten bis nach Karlsruhe, geraten aber in einen langen Stau. Das Areal ist von Menschen und Autos überflutet. Es liegt am äußersten Rand der "Totalitätszone". Ordnungshüter der Autobahnpolizei schauen nach dem Rechten. Applaus brandet auf, als das Areal in den Kernschatten fällt. Beifall für die Darbietung der Natur.
In Spechbach versammeln sich an diesem Tag rund 50 Menschen auf dem Dorfplatz. Bei Freibier und Freilimo, die ein Spechbacher stiftet, gerät die kurzfristig geplante Aktivität zu einem kleinen Fest – quasi zu einer "Korona"-Party. Nach der "Totenstille" während der Sonnenfinsternis krähen die Hähne und läuten den neuen Morgen ein – um 13.40 Uhr.
Im Neckartal geht derweil nichts mehr: Weil die Hessen Richtung Süden drängen, kommt es auf der Bundesstraße B 37 zwischen Neckarsteinach und Neckargemünd zum So-Fi-Stau. Zu erkennen sind die So-Fi-Gucker an den Kennzeichen aus Offenbach, Frankfurt und Darmstadt. Alle Parkplätze an der B 37 sind belegt. Ganz schlaue Zeitgenossen erinnern sich indes an die Fähre am Neckarhäuserhof. Hier sind noch Plätzchen zwischen ebenso Cleveren zu ergattern.
In Sandhausen kommt es zuvor zu einer verfrühten Finsternis. Im Süden der ehemaligen Hopfengemeinde wird es ganze zwölf Stunden zu früh dunkel. Es ist nicht die erwartete Sonnen-, sondern eine "Stromfinsternis". Diese "Stro-Fi" dauert etwa eine halbe Stunde.