Nur einer der zahlreichen folgenschweren Unfälle, die zuletzt in der Region zu beklagen waren: Bei der Frontalkollision auf der B 292 bei Obrigheim wurden am Montag zwei Autofahrer lebensgefährlich verletzt. Im Gespräch mit der RNZ erläutert Polizeisprecher Yannick Zimmermann, warum die Ursachenforschung für alle Beteiligten so wichtig ist. Foto: Stefan Weindl
Von Heiko Schattauer
Region Mosbach. Die Serie folgenschwerer Verkehrsunfälle in der Region will nicht abreißen. In den vergangenen Wochen ereigneten sich auffällig viele schlimme Unfälle, gleich mehrere Todesopfer waren dabei allein im Altkreis Mosbach zu beklagen. Die RNZ hat bei Pressesprecher Yannick Zimmermann vom zuständigen Polizeipräsidium Heilbronn nach möglichen Gründen oder Erklärungen nachgefragt.
In den letzten Tagen und Wochen ist es in der Region leider wieder zu zahlreichen schweren Verkehrsunfällen mit zum Teil lebensgefährlich Verletzten und auch mehreren Toten gekommen. Wie besorgt blickt die Polizei derzeit auf die Straßen im Neckar-Odenwald-Kreis?
Die Zahl der schweren Unfälle mit teilweise tödlichem Ausgang in den letzten Wochen ist in der Tat sehr hoch. Die Polizei legt einen besonderen Fokus darauf, diese Unfälle umfassend aufzunehmen. Dabei ist auch die Summe aller Unfälle im Neckar-Odenwald-Kreis im Blick der Polizei. Ziel dieser Betrachtung ist es stets, die Unfallursachen zu ermitteln und insbesondere Unfallhäufungsstellen zu erkennen.
Bleibt die Frage nach der Besorgnis: Wie groß sind die Sorgenfalten bei der Polizei?
Natürlich sind wir insofern besorgt, da man immer hofft, möglichst wenige Unfälle mit derart schweren Folgen zu haben. Es gibt aber immer wieder Phasen, in denen es zu einer Häufung kommt. Wir würden uns nun auf jeden Fall auch wieder eine ruhigere Phase wünschen.
Yannick Zimmermann. Foto: zgDie Unfallstatistik für das laufende Jahr ist – wenn man die gefühlt erschreckend hohe Zahl an Verletzten und Toten als Maßstab nimmt – schon schlimm, da ist das erste halbe Jahr noch gar nicht vorbei …
Unfälle mit Schwerverletzten oder gar Toten stellen für die Polizisten vor Ort eine große Herausforderung dar. Die Belastung ist hoch. Besonders anspruchsvoll ist der Umgang mit den Hinterbliebenen, die einen geliebten Menschen zu früh und auf eine schreckliche Art verloren haben. Trotz der Häufung in den letzten Wochen sind schwere Unfälle glücklicherweise nur ein kleiner Anteil aller Unfälle. Es handelt sich hierbei um tragische Einzelfälle, bei denen das Aufklären des Unfallhergangs und das Finden der Ursache besonders wichtig ist – vor allem, um zukünftige Fälle zu verhindern.
Hat man denn seitens der Polizei eine Erklärung für die Häufung der schweren Unfallereignisse? Und war nicht in Corona-Zeiten eher damit zu rechnen, dass die Unfallzahlen zurückgehen?
Während des Lockdowns im Rahmen der Coronakrise haben sich im Neckar-Odenwald-Kreis tatsächlich weniger Unfälle ereignet. Schwere Unfälle stellen, wie schon erwähnt, auch unter den aktuellen Unfallzahlen einen kleineren Anteil. Schwerverletzte oder Tote sind deshalb tragische Einzelfälle. Oftmals entscheiden wenige Momente zwischen Unfallfolgen wie zum Beispiel verletzten Personen und Sachschäden.
Drei Unfälle verliefen zuletzt besonders tragisch: Bei Lohrbach verunglückte ein junges Paar in einem Sportwagen tödlich, in Mosbach ein junger Motorradfahrer, der möglicherweise in ein Rennen verwickelt war, und in Oberschefflenz wurde ein Fußgänger tödlich verletzt, der mitten im Dorf von einem Auto erfasst worden war. Konnten in diesen Fällen die Unfallhintergründe, die jeweils zunächst unklar waren, aufgeklärt werden?
Die Ermittlungen der Polizei dauern in den drei genannten Fällen noch an. Zu diesen laufenden Ermittlungen können wir derzeit noch keine Unfallhintergründe nennen.
Wie bedeutend ist bei derlei folgenreichen Ereignissen eine Aufklärung? Wollen nicht vor allem auch die Angehörigen wissen, was genau geschehen ist und warum es geschehen ist?
Die Hintergründe und der Unfallhergang sind für die Angehörigen sehr wichtig. Aber natürlich auch für die Polizei. Ziel ist es ja, mögliches Fehlverhalten festzustellen und dieses zu ahnden sowie die Ursachen zu ermitteln. Mit diesen Erkenntnissen können, wie bereits angedeutet, idealerweise ähnliche Unfälle in der Zukunft verhindert werden.
Muss man seitens der Polizei neue Wege beschreiten, neue Maßnahmen ergreifen, um der jüngsten Entwicklung irgendwie entgegenzuwirken?
Ein Schwerpunkt der Polizeiarbeit liegt im Bereich der Verkehrssicherheitsmaßnahmen. Besonders die Verkehrsüberwachung und Verkehrsprävention ist eine Kernaufgabe der Polizei. Schwere Unfälle stellen daher die Ausnahme dar. Nichtsdestotrotz sind es tragische Einzelschicksale, die besonders für die Angehörigen eine enorm große Belastung darstellen.
Wie sind die Erfahrungen mit Ersthelfern vor Ort? Helfen die Menschen, oder stellen sie da oft auch eine Angst fest, etwas falsch machen zu können? Bei einem der jüngsten Fälle bei Obrigheim haben andere Autofahrer offenbar in der Tat große Hilfe geleistet.
Die Erfahrungen mit Ersthelfern sind durchweg positiv. Es gibt natürlich Fälle, in denen Ersthelfer von der Situation beeindruckt sind, das ist allerdings die Ausnahme. Die Erfahrungen sind die, dass private Ersthelfer sehr schnell und kompetent reagieren. Nach einem Unfall erhielt die Polizei erst vor Kurzem ein emotionales Dankesschreiben einer Angehörigen des Fahrers, in dem sie den Einsatzkräfte und besonders den Ersthelfern dankt. Durch die schnelle Hilfe konnten die Folgen der Verletzungen des Verunglückten minimiert werden. Auch bei dem Frontalzusammenstoß am Montagabend auf der B292 reagierte ein Ersthelfer hervorragend und leistete unmittelbar nach dem Unfall Erste Hilfe. Bei allem Eifer und Hilfsbereitschaft gilt der Appell der Polizei an die Ersthelfer: "Denken Sie auch an Ihre Gesundheit. Sichern Sie sich und die Unfallstelle zuerst ab, so dass sie von anderen Verkehrsteilnehmern gesehen werden."