Eine tonnenschwere Stützmauer brach in Neckarzimmern ab und musste mit schwerem Gerät gesichert werden. Als mögliche Ursache für den Abbruch sehen Anwohner eine seit längerer Zeit ausgehobene Baugrube am nahen Steilhang. Fotos: hke/schat
Neckarzimmern. (schat) Mit bleibenden Schäden hatte man am Oberen Weinbergweg in Neckarzimmern schon zu kämpfen, da war das jüngste Sturmtief noch gar nicht im Anflug. Eine tonnenschwere Stützmauer war dort – womöglich aufgrund anhaltender Niederschläge – vergangene Woche abgerutscht und hatte für eine akute Gefährdungslage im Wohngebiet am Hang gesorgt (die RNZ berichtete). Mithilfe einer großen Sandsackbarriere und einer Holzkonstruktion wurden die abgebrochenen Gesteinsbrocken gegen weiteres Abrutschen gesichert. Im Laufe der Woche zerkleinerte ein Abbruchunternehmen nun die massivsten Brocken, bis Freitagmittag wurde gemeiselt und gebohrt. In der kommenden Woche soll nun mit der Verfüllung der großen Baugrube begonnen werden, die seit eineinhalb Jahren auf der Bergseite am Ende des Oberen Weinbergwegs offen steht.
Update: 14. Februar 2020, 18.15 Uhr
Von Heiko Schattauer
Neckarzimmern. Am Dienstagabend rumpelte es auf einmal ganz gewaltig am Oberen Weinbergweg in Neckarzimmern. Am Ende der schmalen Straße am westlichen Ortsrand brach eine tonnenschwere Stützmauer ab, die als Unterbau einer Einfahrt zum Anwesen Nummer 21 diente. Hauseigentümerin Marianne Stuhl kam mit dem Schrecken davon, auf dem Grünstreifen neben ihrem Wohnhaus kamen die mächtigen Gesteinsbrocken mitsamt Gabionengitter zum Liegen. Da aber nicht ausgeschlossen werden konnte, dass sich Teile der Mauer am steilen Hang weiter bergab und in Richtung weiterer Wohnhäuser bewegen, musste nun am Donnerstag das Technische Hilfswerk Sofortmaßnahmen zur Sicherung ergreifen.
"Es gab eine akute Gefahr, also mussten wir aktiv werden", beschreibt Beate Banschbach vom Bauamt der Stadt Mosbach, die auch für Bau und Liegenschaftsangelegenheiten in Neckarzimmern zuständig ist. Von der Unteren Baurechtsbehörde verständigt, organisierten die THW-Experten erste Stabilisationsmaßnahmen. Mit schwerem Gerät – Schwerlastkran, Drehleiter – wurde in der Folge versucht, eine weitere Gesteinsbewegung zu verhindern. Unterhalb der Abbruchstelle errichtete man eine massive Holzabsperrung und einen Riegel aus mit Sand gefüllten Bigbags, um die darunter liegenden Gebäude bei einem möglichen weiteren Abgang zu schützen. "Jetzt kann erst mal nichts mehr passieren", schilderte Marianne Stuhl am Freitag und verwies auf eine bereits beauftragte Baufirma, die sich noch am selben Tag an die Zerkleinerung der massiven Gesteinsbrocken – der größte davon wird auf rund sechs Tonnen geschätzt – machen sollte, um diese dann gefahrlos abtransportieren zu können. Auch eine Sprengung des mächtigen Brocken sei in Erwägung gezogen worden, aufgrund der Nähe weiterer Wohnhäuser aber verworfen worden, so Stuhl weiter.
Eine tonnenschwere Stützmauer brach in Neckarzimmern ab und musste mit schwerem Gerät gesichert werden. Als mögliche Ursache für den Abbruch sehen Anwohner eine seit längerer Zeit ausgehobene Baugrube am nahen Steilhang. Fotos: hke/schatNeben dem Schreck hat die Neckarzimmernerin nun, da die erste Gefahr gebannt scheint, vor allem auch den Ärger. Denn die Kosten für die Sicherungs- und Bergungsmaßnahmen bleiben erst einmal an der Hauseigentümerin hängen. Das abgebrochene Stützmauerstück war Teil der Hofeinfahrt. Die schließt zwar direkt an den Oberen Weinbergweg an, befindet sich aber eben auf Privatgrund. Die Straße selbst scheint nicht in Mitleidenschaft gezogen. "Augenscheinlich ist nichts zu sehen", sagt Neckarzimmerns Bürgermeister Christian Stuber. Es sollen aber noch weitere Überprüfungen folgen, Statiker und Geologe waren bereits nach dem Abbruch vor Ort.
Diese Experten dürften auch weiterhin gefragt sein, denn Marianne Stuhl sieht die Ursache für den Einsturz der Stützmauer in einer großen Baugrube in direkter Nachbarschaft. Bereits Mitte 2018 wurde am Ende des Oberen Weinbergwegs (auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Stuhl-Hauses) der Steilhang abgetragen, mit der Absicht, dort ein Einfamilienhaus zu errichten. Offenbar verteuerte sich das Vorhaben aufgrund der anspruchsvollen Topografie derart, dass die Bauherren irgendwann wieder Abstand vom Bauprojekt nahmen. Das zuständige Bauamt in Mosbach ordnete daraufhin eine Verfüllung der Baugrube an, die aber bis dato nur zu einem kleinen Teil erfolgt ist. Im Steilhang über dem Oberen Weinbergweg klafft nach wie vor ein großes Loch.
Eine tonnenschwere Stützmauer brach in Neckarzimmern ab und musste mit schwerem Gerät gesichert werden. Als mögliche Ursache für den Abbruch sehen Anwohner eine seit längerer Zeit ausgehobene Baugrube am nahen Steilhang. Fotos: hke/schat"Mit dem Aushub hat alles angefangen", sagt Marianne Stuhl und verweist auf Risse, die sich in ihrem Haus gebildet hätten, auch Setzungen in der Straße und am Wendeplatz. Auch den Einsturz ihrer schräg gegenüber liegenden Stützmauer führt sie auf die Veränderungen am Hang zurück: "Natürlich gibt es da einen Zusammenhang", ist sie sich sicher.
"Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun", beurteilt Beate Banschbach die Lage gänzlich anders. Gegen einen Zusammenhang spreche auch, dass die zwischen Baugrube und dem Stuhl’schen Anwesen liegende Straße in Ordnung sei. Eine Dringlichkeit für Verfüllungsmaßnahmen an der Baugrube sieht sie dennoch. Zumal auch ein Geologe dringenden Handlungsbedarf sieht und der Boden (auf mögliche Bewegungen) bereits überwacht wird. Vor allem, um Veränderungen auf dem darüber liegenden, ebenfalls mit einem Wohnhaus bebauten Grundstück (Am Weidenrot) zu vermeiden. Dessen Eigentümer bemängelt wie Marianne Stuhl, dass "seit vielen Monaten nichts unternommen wurde". Dass ihm das große Loch, das sich da unmittelbar unterhalb seiner grundstücksbegrenzenden Betonstützmauer auftut, Bauchschmerzen bereitet, ist beim Blick auf die örtlichen Gegebenheiten nachvollziehbar.
Eine tonnenschwere Stützmauer brach in Neckarzimmern ab und musste mit schwerem Gerät gesichert werden. Als mögliche Ursache für den Abbruch sehen Anwohner eine seit längerer Zeit ausgehobene Baugrube am nahen Steilhang. Fotos: hke/schatIronie der unschönen Geschichte: Diese Woche hätte laut Beate Banschbach mit der Verfüllung der Grube begonnen werden sollen. Ein großer planerischer und organisatorischer Aufwand (Auswahl des Füllmaterials u.s.w.) habe für eine Verzögerung der Maßnahmen gesorgt, erklärt sie weiter. Sobald die Baustelle Stützmauerabbruch behoben und die Straße für Baustellenverkehr wieder frei und geeignet sei, werde die Verfüllung anlaufen, sagt Banschbach: "Schnellstmöglich eben." Als neue Baustelle hat sich nun allerdings am Oberen Weinbergweg die Frage nach Ursache und Wirkung aufgetan.