Bei ihrem Besuch an der Auguste-Bender-Schule in Mosbach konnten sich Landrat Dr. Achim Brötel (3.v.l.) und Dr. Veronika Nölle (4.v.l.) vom Kultusministerium selbst von dem neuen Konzept der Sommerschule für berufliche Schulen überzeugen. Foto: Debora Gruhler
Von Debora Gruhler
Mosbach. Eigentlich sind ja noch Sommerferien. Die Schüler genießen ihre letzte Woche Freizeit, sind im Urlaub, treffen Freunde oder entspannen zu Hause - und vor allem müssen sie (noch) nicht in die Schule! Eigentlich. Denn die Auguste-Bender-Schule (ABS) in Mosbach hat dieses Jahr bereits eine Woche vor dem offiziellen Schulbeginn ihre Türen geöffnet und für fünf Tage die neuen Schüler zur "Sommerschule" eingeladen.
Vom 3. bis 7. September bietet die ABS als eine von nur sechs ausgewählten beruflichen Gymnasien in ganz Baden-Württemberg ein Programm, das Jugendlichen den Übergang von der Real- oder Werkrealschule auf die berufliche Schule erleichtern soll. In der Sommerschule werden die Schülerinnen und Schüler auf die Anforderungen einer weiterführenden Schule vorbereitet und erhalten Gelegenheit, den neuen Schulort und einen Teil ihrer Mitschüler in entspannter Atmosphäre kennenzulernen.
Die 18 teilnehmenden Jugendlichen an der ABS erhalten in dieser Woche täglich von 9 bis 16.30 Uhr ein abwechslungsreiches Programm, das nicht nur den Bereich des Lernens im Blick hat, sondern auch großen Wert auf gemeinsames Erleben legt. In kurzen Unterrichtsblöcken werden vormittags die wichtigsten Kenntnisse in den Grundfächern Deutsch, Mathematik und Englisch aufgefrischt, um so individuelle Wissenslücken durch gezielte Förderung zu schließen. Nachmittags werden unterschiedliche sportliche und musische Projekte sowie Gruppenerlebnisse angeboten, wie etwa eine Kanutour auf dem Neckar.
"Ich halte diesen Mix aus Förderungsstunden am Vormittag und Erlebnisprogramm am Nachmittag für sehr sinnvoll", erklärt OStR Thomas Dürr, einer der Koordinatoren des Projekts an der ABS. Nicht nur für ihn als Lehrer, sondern auch für die Schüler, biete eine solche Sommerschule große Freiheiten, vor allem in Sachen Unterricht. So werden die Jugendlichen etwa durch "Team-Teaching" - gemeinsames Unterrichten durch eine Lehrkraft und eine pädagogischen Fachkraft - betreut oder wiederholen spielerisch Grundlagen in den jeweiligen Fächern.
Von diesem neuartigen Konzept einer "Vorschule" für berufliche Gymnasien wollten sich auch Landrat Dr. Achim Brötel und Dr. Veronika Nölle, Leiterin des Referates "Berufliche Gymnasien" im Kultusministerium, vor Ort überzeugen und besuchten am Dienstag die Teilnehmer der Sommerschule im Unterricht.
Landrat Brötel lobte in einer kurzen Ansprache die innovativen Konzepte der beruflichen Schulen im Neckar-Odenwald-Kreis. Gerade an beruflichen Schulen sei ein solches Konzept der Sommerschule "ungleich sinnvoller", denn zum einen kämen die Schüler aus einem sehr breiten Einzugsgebiet und würden den neuen Schulort oft noch gar nicht kennen. "Zum anderen haben die Jugendlichen zuvor meist verschiedene Schulen besucht und sind in ihren Vorkenntnissen dementsprechend heterogen."
Ähnlich hob auch Veronika Nölle den hohen Nutzen eines solchen Programms für weiterführende Schulen hervor. Ihre Kollegen und sie besuchen im laufe der Woche alle sechs beruflichen Sommerschulen im Land, um sich ein persönliches Bild von den Pilotprojekten machen zu können. "Für uns war es wichtig, den Schulen keine festen Vorgaben für die Sommerschule zu geben", erklärte Nölle, "sondern vielmehr übergreifende Ziele festzulegen: Kenntnisse und Wissen auffrischen und erlebnispädagogische Elemente integrieren."
Zum Abschluss dankte Schulleiterin Renate Görlitz den Koordinatoren OStR Thomas Dürr und StR Michael Stutz für ihr "großes Engagement für die Sommerschule trotz der begrenzten Vorbereitungszeit" und erläuterte kurz weiterführende Pläne für die Sommerschule an der ABS im nächsten Jahr.
Ausgelegt ist das Sommerschulprojekt auf die nächsten drei Jahre. Ziel ist es, vor allem die beruflichen Gymnasien im ländlichen Raum zu stärken. Das Programm wird durch das Kultusministerium Baden-Württemberg und das Ministerium für Ländlichen Raum mit 200.000 Euro finanziert.