Kirche im Abendlicht: Die evangelische Kirchengemeinde Schefflenz wünscht sich ein neues Gemeindehaus als Anbau an die Kirche in Mittelschefflenz. Foto: Stephanie Kern
Von Stephanie Kern
Schefflenz. Die ersten Kaufinteressenten gäbe es schon. Dabei ist noch gar nicht klar, wann die evangelische Kirchengemeinde Schefflenz ihr Gemeindehaus in Oberschefflenz wirklich aufgibt. Fest steht: Die Immobilie ist zu groß, das Haus ist zu alt, der Zustand zu schlecht. Allein eine Bestandssanierung würde laut ersten Schätzungen fast eine halbe Million Euro verschlingen – ohne dass das Haus fit für die Zukunft wäre. Hinzu kommen die Regelungen durch das Liegenschaftsprojekt der Evangelischen Landeskirche in Baden. Laut dieser Statuten wäre das Gemeindehaus in Oberschefflenz ohnehin zu groß für die Kirchengemeinde.
Deshalb will die Kirchengemeinde um Pfarrer Stefan Albert und Kirchengemeinderat Raphael Hoffmann am liebsten ein ganz neues Gemeindehaus realisieren – an anderer Stelle und mit neuem Konzept. "Unsere Idee ist, die evangelische Kirche in Mittelschefflenz zu integrieren", erklärt Stefan Albert. Konkret stellen sich die Verantwortlichen einen Anbau an die Kirche vor, mit der Möglichkeit, den Kirchenraum auch als großen Raum für Versammlungen oder Veranstaltungen zu nutzen.
Das bedeutet, dass ein Durchgang geschaffen werden muss. In der Kirche selbst soll der Raum flexibler genutzt werden können, eventuell durch Stühle statt fester Kirchenbänke. "Die Stiftskirche Mosbach hat vorgemacht, dass das geht", sagt Stefan Albert.
Erste Ideen, wie man Kirchen- und Gemeindeleben neu gestalten kann, haben Studierende der Hochschule für Architektur Stuttgart ausgearbeitet. "Durch einen persönlichen Kontakt mit dem Professor haben die Studenten unsere Mittelschefflenzer Kirche als Studienobjekt bearbeitet und präsentieren uns nun ihre Arbeiten – sozusagen als Ideengeber für unser Projekt", erzählt Raphael Hoffmann. "Jedes Modell hat Vor- und Nachteile", beurteilt Stefan Albert die verschiedenen Entwürfe.
Die reichen von einem unterirdischen Zugang zur Kirche bis hin zu einem in den Kirchenraum integrierten weiteren Raum, dessen Decke gleichzeitig als Empore dient. Die Studierenden hatten völlig freie Hand, ihre Ideen sollen als Denkanregungen verstanden werden. "Es gibt nichts, das man eins zu eins übernehmen könnte. Aber es gibt Dinge, die wir mitnehmen für einen eventuellen Architekturwettbewerb", sagt Stefan Albert.
Denn ob ein Anbau in Mittelschefflenz wirklich machbar ist, hängt vom Bauamt der Evangelischen Landeskirche und dessen Zusage der Finanzierung ab. Auch das Denkmalamt muss in die Planungen einbezogen werden: Der Kirchturm in Mittelschefflenz stammt aus dem Jahr 1473, die Kirche wurde 1755 errichtet und im Jahre 1900 umgestaltet. Unter den Pflastersteinen des Vorplatzes befinden sich möglicherweise Überreste einer Kirche aus dem neunten Jahrhundert. "Die ersten Gespräche mit dem Denkmalamt und auch der politischen Gemeinde verliefen sehr konstruktiv", zeigt sich Stefan Albert zuversichtlich. "Es ist klar, dass die Balance zwischen neu und alt gehalten werden muss."
Dass die Kirchengemeinde aktiv werden muss, wenn sie auch weiterhin ein Gemeindehaus haben möchte, steht aber außer Frage. Denn laut Gebäudemasterplan der Landeskirche ist das Oberschefflenzer Gebäude doppelt so groß wie erlaubt. Künftig bekommt ein Kirchenbezirk eine bestimmte Gemeindehausfläche zugewiesen, die sich aus der Summe der Gemeindeglieder der einzelnen Kirchengemeinden beziehungsweise Pfarrgemeinden errechnet. Im Gebäudemasterplan weist der Bezirk den Gemeinden die Flächen zu und regelt damit die künftige Mitfinanzierung von Baumaßnahmen durch zentrale Mittel der Landeskirche.
Bei Baumaßnahmen werden nur noch die Flächen durch die Landeskirche mitfinanziert, die im Masterplan der jeweiligen Gemeinde zugewiesen sind. Was darüber hinausgeht muss die Kirchengemeinde vollständig aus eigenen Mitteln aufbringen; das gilt auch für die Folgekosten, wie Bewirtschaftung und Instandhaltungsmaßnahmen. Erfreulich für die Landeskirche ist auch, dass die Gemeinde mit einem eventuellen Kirchenanbau deutlich unter der erlaubten Fläche bleiben will.
Stefan Albert betont noch: "Wir wollen das Gemeindehaus in Oberschefflenz nun so lange wie möglich nutzen. Wenn jetzt aber ein größerer Schaden anfallen würde, müssten wir es schließen." Kurzfristig würde die katholische Kirchengemeinde den evangelischen Christen in solch einem Fall Unterschlupf im Christkönigheim gewähren. Auf lange Sicht wäre dort aber für beide Kirchengemeinden zu wenig Platz. Für Stefan Albert und Raphael Hoffmann waren die Ideen der Studierenden nun hoffentlich der Anfang von einem großen Projekt – den Verantwortlichen des Kirchenbauamts aus Karlsruhe haben die ersten Impulse schon gefallen ...