Wer umweltfreundlich einkaufen will, muss eigentlich nur damit anfangen. Egal ob Wochen- oder Supermarkt oder Hofladen: Im Kreis bieten sich viele Möglichkeiten. Archiv-Foto: S. Kern
Von Stephanie Kern
Neckar-Odenwald-Kreis. Manchmal ist der Anfang das schwerste. Und eigentlich doch nicht. Denn Möglichkeiten gibt es genug - auch und gerade im Neckar-Odenwald-Kreis. Umweltbewusst einkaufen, das ist nicht mehr nur was für Jutebeutel-tragende Ökos, sondern es ist gesellschaftsfähig geworden. Hofläden, Regional-Abteilungen in Supermärkten und Milchtankstellen zum Selberzapfen. Der Neckar-Odenwald-Kreis weiß, wie Regionalität geht, ist seit Anfang Februar eine von neun Bio-Musterregionen im Land.
"Regional erzeugte Lebensmittel erfreuen sich auch im Neckar-Odenwald-Kreis zunehmender Beliebtheit. Immer mehr Kunden kaufen bewusst regionale Produkte, am liebsten direkt beim Landwirt", berichtet Bernhard Heim, Leiter des Fachdienstes Landwirtschaft des Neckar-Odenwald-Kreises. Mit der Internetplattform unter dem Titel "GenussRegion Neckar-Odenwald - Heimat schmecken und erleben!" soll ein Schaufenster für Verbraucher entstehen und über Einkaufsmöglichkeiten frisch vom Hof in Hofläden, Bauernmärkten und weiteren Bezugsquellen direkt vom Erzeuger informiert werden. Der Portalstart ist für Spätsommer geplant.
Nachhaltigkeit, Regionalität, und Plastikverbrauch sind auch Themen, die die Rewe-Gruppe interessieren. "Wir sind genossenschaftlich organisiert und denken auch an morgen", sagt Peter Arnold von Rewe-Arnold in der Mosbacher Innenstadt. Ihm sind besonders Plastiktüten und Plastikverpackungen ein Dorn im Auge: "An den Kassen gibt es gar keine Plastiktüten mehr, aus der Obst- und Gemüseabteilung verschwinden sie immer mehr." Noch keine Lösung gibt es für die Plastikschalen an der Salatbar. "Da läuft im Hintergrund die Suche nach einer alternativen Lösung." Regionale Lebensmittel gehören für Arnold ebenso in den Laden. "Regionale Lieferanten einzubinden, ist uns sehr wichtig." Dabei gehe es vor allem um die Qualität, und das Angebot komme bei den Kunden gut an.
"Gut an" kommt auch das Biofleisch vom Heimentaler Biohof in Schefflenz. In Deutschland verzehrt jeder jährlich 60 Kilogramm Fleisch. Das ist mehr als doppelt so viel, wie gesundheitlich empfohlen wird. Zudem wird für die Produktion von Fleisch und tierischen Lebensmitteln vergleichsweise viel Fläche benötigt. Der Nabu empfiehlt daher: "Genießen Sie Fleisch - aber auch andere tierische Produkte - nur in Maßen." Und aus biologischer Haltung. Die gibt es eben auf dem Hof von Simon Kunzmann. Dass die Leute erfahren, was hinter biologischer Landwirtschaft steckt, ist Kunzmann sehr wichtig: "Wir finden es gut, dass wir zeigen können, wie der Weg vom Ferkel bis zum fertigen Produkt hinter der Ladentheke aussieht." Die Ladentheke steht zum Beispiel jeden Samstag auf dem Mosbacher Wochenmarkt - umweltbewusst einkaufen leicht gemacht.
Auf dem Markt steht auch schon seit vielen Jahren Jürgen Heinrich vom Heinrich-Hof in Obrigheim. Drei Punkte fallen ihm sofort ein, wenn man ihn nach umweltbewusstem Einkaufen fragt: "Erstens sollte jeder sein eigenes Verpackungsmaterial mitbringen, zweitens sollte man regionale Produkte bevorzugen und drittens möglichst klimaneutral zum Einkauf gelangen." Vor Kurzem öffneten Heinrich und sein Team Stall- und Hoftür für Interessierte. Jürgen Heinrich: "Da waren unheimlich viele junge Familien mit Kindern. Ich glaube, in dieser jungen Generation ändert sich gerade etwas." Man müsse Lebensmittel wieder als "wertig" ins Bewusstsein der Menschen bringen.
Anna Seeber aus Mosbach will auch eine Möglichkeit zum umweltbewussten Einkaufen schaffen. In der Mosbacher Innenstadt will sie den Leader-geförderten Unverpacktladen "annas" eröffnen. Regional und Bio gibt es sozusagen noch obendrauf. "Ich will Bewusstsein für eine ganzheitliche Lebensweise schaffen und die Möglichkeiten unserer Region aufzeigen und fördern. Das Sortiment wird neben regional und biologisch produzierten Erzeugnissen auch nachhaltige Alternativen für Produkte des täglichen Bedarfs wie Hygiene- und Reinigungsprodukte, Haushaltswaren, Verpackungsmöglichkeiten und to-go- Varianten umfassen", erklärt Anna Seeber.
Zum umweltbewussten Einkaufen gehört aber auch das Verbrauchen des Gekauften. Elf Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jedes Jahr im Müll. "Dies ist nicht nur ein ethisches, sondern auch ein ökologisches und ökonomisches Problem", meint der Nabu. Immerhin werden sowohl für die Erzeugung als auch für die Vernichtung von Waren Rohstoffe, Energie und Wasser benötigt. Mit jedem Lebensmittel, das unnötig im Müll landet, werden also wertvolle Ressourcen verschwendet. Ein Thema, das auch Peter Arnold beschäftigt. So werden nicht verkaufte Lebensmittel bei Rewe nicht weggeworfen, sondern an die Tafel gespendet oder wenn möglich reduziert verkauft.
Einen letzten Tipp hat auch der Nabu noch zum umweltfreundlichen Einkaufen: "Kaufen Sie vor Ort ein, statt weit entfernte Einkaufszentren anzusteuern." Ein Ratschlag, den die vielen regionalen Anbieter im ganzen Landkreis sicher auch unterschreiben würden. "Der Umwelt und uns zuliebe", fasst Anna Seeber es noch zusammen ...