Lukas Rothengass (l.) hat das Referendariat zum höheren vermessungstechnischen Verwaltungsdienst im vergangenen Jahr als Landesbester abgeschlossen. Thorsten Schwing (M.) und Dr. Matthias Neureither überreichten ihm seine Urkunde. Foto: Noemi Girgla
Von Noemi Girgla
Mosbach. Keinen eintönigen Beruf wählen, nicht den ganzen Tag im Büro sitzen und auch nach Jahren noch gerne zur Arbeit gehen: Das sind Kriterien, nach denen viele Schulabsolventen ihren Ausbildungsweg wählen. Der Beruf des Vermessungstechnikers kommt dabei nicht so vielen in den Sinn. "Dabei ist der Beruf unheimlich reizvoll. Man wechselt zwischen Innen- und Außendienst, kommt aus dem Büro raus und sieht viele andere Leute und Gegenden", meint Lukas Rothengass. Und der muss es wissen. Schließlich hat der – inzwischen Vermessungsingenieur – das Referendariat zum höheren vermessungstechnischen Verwaltungsdienst im vergangenen Jahr als Landesbester abgeschlossen.
Nach der Realschule machte der Oberwittstadter zunächst eine dreijährige Ausbildung zum Vermessungstechniker. "Meine Cousine hat beim Vermessungsamt gearbeitet, so kam ich darauf, dass der Beruf mich interessiert", erzählt er. Gegen Ende seiner Ausbildung habe ihn sein Chef dann nur gefragt: "Meldest du dich auf der Schule an, oder soll ich das machen?"
"Die Schule" bedeutete in diesem Fall das einjährige Berufskolleg, an dem der heute 27-Jährige seine Fachhochschulreife erlangte. Danach ging er studieren: an die Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft, wo er den Studiengang Geodäsie und Navigation belegte. "Das hat nichts mit Schifffahrt zu tun", klärt Rothengass auf und grinst dabei. "Es geht bei der Navigation hauptsächlich um Fahrzeuge und unbemannte Flugobjekte, wie beispielsweise Drohnen. Die Geodäsie ist die Wissenschaft von der Ausmessung und Abbildung der Erdoberfläche."
Nach dreieinhalb Jahren (der Regelstudienzeit) erlangte Rothengass seinen Abschluss – Bachelor of Science. Doch damit nicht genug. Seine Abschlussarbeit wurde mit einem Preis der Hochschule ausgezeichnet. Warum also nicht noch einen Master obendraufsetzen, dachte sich also der inzwischen 23-Jährige – und ging dafür an die Hochschule für Technik nach Stuttgart. Drei Semester befasste er sich mit dem Fach Vermessung, schrieb seine Masterarbeit über 3D-Landschaftsmodelle, Kartografie und Visualisierung. Diesmal wurde seine Abschlussarbeit "nur" für einen Preis nominiert, aber nicht ausgezeichnet.
Inzwischen hatte Rothengass beschlossen, in den staatlichen Dienst zu gehen und begann sein Referendariat beim Landratsamt Neckar-Odenwald-Kreis. 22 Monate durchlief er zahlreiche Stationen, unter anderem beim Vermessungsamt und dem technischen Rathaus Mosbach. "Man lernt alle Bereiche kennen, in denen man später als Beamter auch arbeiten könnte", erläutert Rothengass. Eine Station führte ihn auch ins Vermessungsbüro der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure Schwing und Dr. Neureither nach Mosbach. Sprich: in die freie Wirtschaft.
"Eigentlich wollte ich ja beim Staat anfangen, aber als das Referendariat abgeschlossen war, gab es kein geeignetes Angebot für mich", sagt Lukas Rothengass. "Alles, was in Frage kam, war zu weit weg, und ich wollte gerne in der Nähe der Heimat bleiben. Ich bin hier verwurzelt, meine Familie lebt hier, meine Freunde, und ich bin in einigen Vereinen aktiv."
Die Arbeit bei Schwing und Dr. Neureither hatte dem frisch gebackenen Vermessungsassessor (so der offizielle Titel nach der zweiten Staatsprüfung) so gut gefallen, dass er im September in deren Vermessungsbüro in Mosbach anfing. Dort freut man sich über den Jahrgangsbesten, dem die Inhaber Thorsten Schwing und Dr. Matthias Neureither in der vergangenen Woche eine Auszeichnung des Deutschen Vereins für Vermessungswesen (DVW) und des Bundes der Öffentlich bestellten Vermessungsingenieure (BDVI) überreichen konnten. "Das Preisgeld wurde schon vorher überwiesen. Üblicherweise findet die Preisverleihung im Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz in Stuttgart statt, das ging dieses Jahr coronabedingt natürlich nicht", fügte Schwing noch hinzu, als er Rothengass die Urkunde aushändigte.
Und was macht der erneut Prämierte jetzt? "Sein Aufgabengebiet erstreckt sich über alle Bereiche der Liegenschaftsvermessung", erläutert Schwing. Rothengass übersetzt: "Ich mache Grundstücksvermessungen." Dabei kommt er nach eigenen Angaben viel herum. Momentan hauptsächlich im Neckar-Odenwald-Kreis, aber "das Büro ist überall im nördlichen Raum Baden-Württembergs tätig." Und das ist es, was in den Augen von Lukas Rothengass den Beruf ausmacht – und warum er ihn gewählt hat.