Kommt ein Christoph nach Lohrbach?
Von Ursula Brinkmann
Lohrbach.Zwischen Christoph 18 und Christoph 53 klafft eine Lücke. Mit "Christoph" werden Rettungshubschrauber (RTH) per Funk gerufen. CH 53, so die Kurzform, ist in Mannheim stationiert, CH 18 in Ochsenfurt. Legt man nun einen 20-Minuten-Flugradius zugrunde, dann berühren sich diese beiden Kreise just über dem Neckar-Odenwald-Kreis nicht. 20 Minuten sollen aber nicht überschritten werden, wenn es gilt, alle Orte in Baden-Württemberg flächendeckend tagsüber nach Alarmierung durch einen Hubschrauber zu erreichen.
Fast überall im Land ist dies durch acht Luftrettungsstandorte gewährleistet – nur nicht im Neckar-Odenwald- und auch im Ortenaukreis. Osterburken und Lahr als mögliche Standorte sind in einem RTH-Abdeckungsszenario mit "CH OBU" und "CH LAHR" kenntlich gemacht.
All das hält ein Gutachten fest, das das Stuttgarter Innenministerium in Auftrag gegeben hat. Die Ergebnisse der Struktur- und Bedarfsanalyse des Instituts für Notfallmedizin und Medizinmanagement der Universität München wurden Ende Juli veröffentlicht. "Zur Schließung von Versorgungslücken", heißt es da, "soll jeweils ein zusätzlicher Hubschrauber in den Bereichen Osterburken und Lahr stationiert werden."
Der Geschäftsführer der Flugplatz Mosbach Betriebs-GmbH, Stephan Wawrzinek, zeigt vom Tower aus auf die im Flugfeld markierte Fläche, auf der Helikopter landen können. Foto: Ursula BrinkmannDass der "Bereich Osterburken" nun wiederum ein wenig nach Westen ausgedehnt werden könnte, das regt Mosbachs Oberbürgermeister Michael Jann an. Denn "die Große Kreisstadt Mosbach verfügt im Ortsteil Lohrbach über einen privat betriebenen Verkehrslandeplatz." In einem Schreiben an Minister Peter Hauk wirbt Michael Jann für die Stationierung auf der Lohrbacher Höhe und legt sogleich die Vorteile dar.
Die sieht er im Vorhandensein eines bereits gekennzeichneten Hubschrauberlandeplatzes, der auch für den Nachtbetrieb beleuchtet werden könne. Ebenso gebe es eine Werft, Betriebsmittel, eine Kerosin-Tankstelle und ein automatisches Landeinformationssystem für den flugleiterlosen Betrieb. Umgekehrt lässt der Oberbürgermeister nicht außer Acht, dass im "strukturschwachen ländlichen Raum" und einem "herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld" durch die dauerhafte Stationierung eines Rettungshubschraubers zusätzliche Einnahmen zum Erhalt des Verkehrslandeplatzes beitragen könnten. Dass der Betreiber und Eigentümer grundsätzlich bereit sei, konnte Jann ebenfalls weitergeben.
Weitergegeben an den Ortschaftsrat Lohrbach hat diese Informationen Ortsvorsteher Norbert Schneider in der jüngsten Sitzung, in der er das OB-Schreiben an Minister Hauk verlas. "Damit würde sich die Sicherheit in Mosbach und im Neckar-Odenwald-Kreis verbessern", signalisierte Schneider Einvernehmen. In der eigenen Familie habe er selbst schon erlebt, wie wichtig es sein kann, wenn es beim Krankentransport um Minuten geht. "Uns geht es in dieser Sitzung aber lediglich darum zu informieren", betonte der Ortsvorsteher, dass man nicht etwa mit einem eigenen Schreiben Janns Vorstoß verstärken wolle. "Aber die können sich gern bei uns treffen."
Eine Entscheidung wird ohnehin nicht so schnell kommen. Das Gutachten bildet die Grundlage fürs Innenministerium, "nun auch mit den Krankenkassen als Kostenträger über konkrete Standortfragen und Betriebszeiten zu entscheiden". Die Umsetzung werde aufgrund von Kündigungsfristen laufender Verträge, der Berücksichtigung europarechtlicher Vorgaben bei Vergaben und luftrechtlicher Genehmigungsverfahren je nach Standort voraussichtlich zwei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen.
In Lohrbach hofft man einstweilen, "dass wir den Christoph kriegen". Man habe hier ja alles, schloss Norbert Schneider zu diesem Thema.