Der evangelische Kindergarten Lohrbach soll nicht mehr lange an seinem angestammten Platz bleiben. Geplant ist ein Anbau an die Kurfürstin-Amalia-Grunschule, in dem die Kinder künftig betreut werden. Foto: Brunhild Wössner
Von Brunhild Wössner
Mosbach-Lohrbach. Die Entscheidung ist gefallen – einstimmig, wie übrigens alle Entscheidungen der jüngsten öffentlichen Sitzung des Mosbacher Gemeinderats: Das Gremium entschied sich für den Anbau des Kindergartens Lohrbach an die Kurfürstin-Amalia-Grundschule. Diese Alternative war als dritte im Gespräch gewesen. Die beiden ersten Varianten wären auf einen Neubau am derzeitigen Standort hinausgelaufen. In einem Fall hätte die evangelische Kirchengemeinde die Bauherrschaft übernommen.
Die ursprüngliche Vereinbarung hatte vorgesehen, dass die Kirchengemeinde 30 und die Stadt 70 Prozent der Kosten (abzüglich eines Bundeszuschusses von 100.000 Euro) übernehmen sollten. Durch einen Beschluss der Kirchengemeinde war deren Beitrag jedoch von rund 700.000 auf 200.000 Euro gedeckelt worden.
Bei der zweiten Variante wäre der Kindergarten am Standort "Zum Wasserschloss 14" unter Bauherrschaft der Stadt Mosbach errichtet worden. Gegen diese Alternative sprach allerdings von Anfang an, dass das Grundstück nicht der Kommune gehört. Eine Anfrage der Stadt, das Grundstück zu erwerben, lehnte die Landeskirche ab; es käme lediglich ein Erbbaurecht in Betracht. Dadurch hätte die Stadt die gesamten Baukosten (abzüglich des Bundeszuschusses) zu tragen gehabt. Um der Stadt diese Variante schmackhaft zu machen, hätte man von der üblichen Zahlung eines Erbbauzinses und der Leistung eines Wertausgleichs für das alte Gebäude aus den 1970er-Jahren, so die Kirchengemeinde, gegebenenfalls absehen können.
Für die dritte Alternative, den Anbau des Kindergartens an die Kurfürstin-Amalia-Grundschule, hatte der Technische Ausschuss im letzten Jahr die Verwaltung beauftragt, den Planungsentwurf zu vertiefen und die Kosten zu ermitteln. Berücksichtigt werden sollte dabei auch die erforderliche bauliche Ertüchtigung des Schulgebäudes.
Die Kostenschätzung des Entwurfs belief sich aus insgesamt rund 4,5 Mio. Euro. Davon entfallen etwa zwei Drittel auf die Sanierung des Schulgebäudes und der Rest (rund 1,7 Mio. Euro) auf den Neubau des Kindergartens, der als Anbau konzipiert wurde. Im letzten Sommer wurde ergänzend ein Schadstoffgutachten erstellt – mit dem Ergebnis, dass vor dem Umbau eine Schadstoffsanierung erfolgen müsse. Diese Kosten bezifferte Juliane Knapp, Abteilungsleiterin Hochbau, noch während der Gemeinderatssitzung auf etwa 120.000 Euro brutto.
Oberbürgermeister Michael Jann zeigte sich zufrieden mit dem Ratsbeschluss und bezeichnete das Lohrbacher Projekt als ein "Bildungshaus 3-10", das es in der Vergangenheit im Land schon einmal als Modellprojekt gegeben hatte. Dieses Konzept habe sich bewährt, der Vorteil seien die kurzen Wege, wenn die schulische und die vorschulische Infrastruktur an einem Ort zusammengeführt würden. Man schlage als Kommune so auch gleich "mehrere Fliegen mit einer Klappe", so der OB. Der Schulstandort werde für die drei Höhendörfer Lohrbach, Reichenbuch und Sattelbach gesichert. Außerdem hätte die Sanierung der Schule sowieso in Angriff genommen werden müssen.
Die evangelische Kirchengemeinde hätte sich zwar einen Kindergarten am alten Standort gewünscht, allerdings hatte sie von Anfang ihre Bereitschaft erklärt, die Trägerschaft des Kindergartens weiterhin übernehmen zu wollen – unabhängig von der Entscheidung im Rat.
Abschließend bedankte sich Lohrbachs Ortsvorsteher Norbert Schneider für die großzügige Investition von nahezu fünf Millionen Euro in den Mosbacher Stadtteil. Nach etwas mehr als drei Jahren der Entscheidungsfindung könne so ein "Kinderhaus mit Kindergarten und Grundschule unter einem Dach" durchaus "weiter Schule machen", befand er. Für die Lösung sprächen auch Synergieeffekte, wie etwa eine gemeinsame Wärmeversorgung oder die Nutzung einer Hausmeisterstelle für beide Einrichtungen. Zudem sei das Votum des Lohrbacher Ortschaftsrates mit neun zu zwei Stimmen für die Anbaulösung ebenfalls eindeutig gewesen.
Die Bauarbeiten können allerdings erst beginnen, wenn die Schülerinnen und Schüler der Kurfürstin-Amalia-Grundschule während der Bauzeit gut untergebracht werden können. Dafür ist die Müller-Guttenbrunn-Schule in Mosbach vorgesehen. Die nutzen zurzeit allerdings noch die Schüler der Grundschule Diedesheim, die ebenfalls saniert wird. Sind dort die Arbeiten abgeschlossen, kann mit der Lohrbacher Schule begonnen und auch der Kindergarten in Angriff genommen werden.
> Was außerdem in der jüngsten Gemeinderatssitzung zur Sprache kam und entschieden wurde, folgt in Kürze in einem weiteren Bericht.