Die kostenlose Internet-Plattform „Quarantäne-Helden“ will Hilfesuchende und ehrenamtliche Helfer zusammenführen. Meist geht es um Einkäufe oder „Gassigehen“. Foto: Peter Lahr
Von Peter Lahr
Mosbach. Ein paar junge, computeraffine Menschen aus verschiedenen Ecken Deutschlands und Österreichs hatten vor gut drei Wochen die Idee, mit einer Internet-Vermittlungsplattform die Not der Corona-Krise vor Ort ein Stück weit zu lindern. Mittlerweile listet das ehrenamtlich agierende und kostenlos zu nutzende Portal "Quarantäne-Helden" rund 900 Anfragen auf. Dem gegenüber stehen mehr als 36.000 gemeldete, potenzielle Helferinnen und Helfer.
Der aus Mosbach stammende Maurice Ackel studiert eigentlich in Mannheim Wirtschaftsinformatik. Doch nachdem er die "Quarantäne-Helden" entdeckt hatte, fand er die Seite "so cool", dass er damit begann, einzelne Funktionen dazu zu bauen. Mittlerweile gehört er zum Entwicklungsteam und hilft dabei mit, Verbesserungswünsche von Nutzern praktisch umzusetzen. Der RNZ erläuterte Maurice Ackel im Telefongespräch, wie es dazu kam und was die Plattform zu leisten vermag.
"Wir sind Menschen. In Zeiten der Not helfen wir uns. Sei ein Teil davon." So lautet das Motto der "Quarantäne-Helden". Gleich auf der Startseite erscheinen wichtige Verhaltenshinweise. So sollen potenzielle Helfer – die "Helden" – keiner Risikogruppe angehören. Gut sei es, lokal zu helfen – weshalb das anonymisierte Suchsystem auch über die Postleitzahlen funktioniert. Man solle nur einer Person / Familie helfen, dies aber kontinuierlich. Außerdem solle man persönliche Kontakte vermeiden und gut auf die eigene Hygiene achten. So weit so klar.
Der Großteil der Anfragen dreht sich um Einkaufshilfen. Menschen in Quarantäne, oder solche, die einer Risikogruppe angehören, suchen Menschen, die sie mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln versorgen. Mitunter werden auch "Helden" zum "Gassigehen" gesucht oder für Botengänge. Manchmal finden sich auch skurrile Anfragen wie beispielsweise eine Hamburger Familie, die gerade einen Schrebergarten "zur Zwischennutzung" und zum "Luftholen" sucht. Singulär gesucht wurde auch eine Plexiglasscheibe für einen Naturkostladen in Aachen, ein floraler "Farbklecks" für eine Großmutter oder Geburtstagsgrüße für ein sechsjähriges Mädchen in Bad Mergentheim, das Einhörner besonders gerne hat.
"Der Quellcode ist offen, da kann jeder mitprogrammieren oder Verbesserungsvorschläge einsenden", erklärt Ackel. Wie er zum "Helden"-Team kam? Nachdem er sich durch die Webseite durchgeklickt hatte, begann er, einzelne Funktionen zu entwerfen und an die Entwickler zu schicken. "Hast du Lust, ins Team zu kommen?", fragten bald die Münchener "Helden" an. Seitdem nimmt Ackel regelmäßig an den Online-Meetings teil und tüftelt einen Großteil seiner Zeit an Verbesserungen herum.
"Wie können wir die Benutzung besser machen?", so laute meist die Hauptfrage. Eine Art Grundproblem bilde dabei die weite Kluft zwischen "Helden" und Hilfesuchenden. Während die "Helden" meist jüngeren Alters und digitalen Medien aufgeschlossen seien, sehe es bei den Hilfesuchenden anders aus. Sie seien häufig älter und nicht unbedingt auf elektronischen Kanälen unterwegs. Auch deshalb freuen sich die "Quarantäne-Helden" über Artikel in den klassischen Printmedien.
Mit anderen Hilfs-Plattformen sei man durchaus im Austausch, erklärt Ackel. Da zur Zeit der reguläre Unibetrieb ausgesetzt ist, investiert er viel Zeit in das "coole Projekt". Für die Uni arbeite er gerade eher die mit "Deadline" versehenen Aufgaben ab. Wie sich die Plattform weiterentwickeln werde, ist auch für ihn spannend. Bis dahin hofft Ackel, dass möglichst viele Menschen den Weg zu den "Quarantäne-Helden" finden.
Info: www.quarantaenehelden.org