Rund 27 Millionen Menschen sollen ab Mitte Dezember jeweils drei kostenlose FFP2-Masken in Apotheken erhalten. In den Folgemonaten sollen dann je sechs Schutzmasken (Zuzahlung zwei Euro) verteilt werden. Foto: dpa
Von Caspar Oesterreich
Neckar-Odenwald-Kreis. Laut Landesapothekerverband müssen die Risikogruppen auf ihre kostenlosen FFP2-Masken noch etwas warten. Erst, wenn die Verordnung des Bundesgesundheitsministerium dazu in Kraft getreten sei, könnten sie in Apotheken ausgegeben werden. Damit sei frühestens am 15. Dezember zu rechnen. Die Apotheker im Neckar-Odenwald-Kreis stellt die Ankündigung von Gesundheitsminister Jens Spahn jedoch schon jetzt vor große logistische Herausforderungen.
"Es wäre geschickter gewesen, wenn die Apotheken über die Pläne im Vorfeld informiert worden wären", kritisiert Nicolai Waschitschek, Inhaber der Mosbacher Rathaus-Apotheke, im Gespräch mit der RNZ. Rund 30 Anfragen habe er am Tag nach der Ankündigung schon gehabt. Die Nachfrage sei ähnlich groß wie im Oktober, als sich plötzlich viele Menschen gegen Grippe impfen lassen wollten und es zu einem zeitweisen Engpass kam.
"Der eine propagiert, und die anderen müssen wieder hampeln", schimpft Waschitschek. Er ist froh, noch FFP2-Masken auf Vorrat zu haben. Denn der Apotheker rechnet mit einer Lieferzeit von rund zwei Wochen, bis er die zusätzlich bestellten 1000 Schutzmasken erhält. Dabei sei vieles noch unklar: Angefangen bei der Höhe der Pauschale, die Apotheker für die Ausgabe der Masken im Dezember bekommen sollen, bis hin zu der Frage, wie eine faire Abgabe kontrolliert werden kann.
Das bemängelt auch Meinhard Soden, Chef der Elster-Apotheke in Aglasterhausen. Während Menschen aus den Risikogruppen für Januar und Februar Gutscheine ihrer Krankenkasse bekommen sollen, um sich dann je Monat sechs Masken (deutlich verbilligt) besorgen zu können, soll bei der Ausgabe der drei kostenlosen Schutzmasken im Dezember die Vorlage des Personalausweises oder die Eigenauskunft über die Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe ausreichen. "Da wird es sicherlich einige geben, die sich in mehreren Apotheken bedienen werden", vermutet Soden.
Rund 100 Masken habe er noch auf Lager, bewusst aber noch keine weiteren bestellt. "Denn es ist noch nicht klar, welchen Qualitätsansprüchen diese genügen müssen, ob sie mit einem Filter ausgestattet sein müssen oder nicht." Allerdings rechnet er mit einer schnellen Lieferung nach einer Bestellung. "Das hängt immer davon ab, wie viel man bereit ist zu zahlen", sagt Soden. Auch in Aglasterhausen geht er von einer großen Nachfrage aus. "Ich habe Angst davor, dass wir dann in der Apotheke entscheiden müssen, wer eine bekommt und wer nicht", so der Apotheker.
Als Bremen Ende November mit der Ausgabe von kostenlosen FFP2-Masken für Bürger über 65 Jahren begonnen habe, seien diese nach nur einer Stunden in allen Apotheken vergriffen gewesen, gibt Stephan Vogl zu bedenken. Auch der Inhaber der Kur-Apotheke in Waldbrunn kritisiert die schlechte Informationspolitik des Gesundheitsministers: "Es gibt für uns noch keine offiziellen Vorgaben, trotzdem müssen wir uns jetzt auf den Ansturm Mitte Dezember vorbereiten."
Solange er keine Informationen über die Höhe der Pauschale habe, wisse er nicht, wie viele Masken er bestellen solle. 1000 Stück habe er nun geordert. "Aber das finanzielle Risiko trage erst einmal ich", erklärt Vogl.
Für die Zeit ab Neujahr steht die Vergütung dagegen schon fest. Sechs Euro pro FFP2-Maske sollen die Apotheken dann vom Bund bekommen, wie mehrere Medien übereinstimmend berichten. Ein Betrag, der deutlich über dem aktuellen Verkaufspreis liegt, der sich zwischen 2,98 und fünf Euro bewegt. Aus Insiderkreisen war zu erfahren, dass die Dezember-Pauschale ebenfalls rund sechs Euro pro Schutzmaske vorsieht. Der Bedarf an FFP2-Masken je Apotheke werde anhand der verkauften rezeptpflichtigen Medikamente der vergangenen drei Monate berechnet. Allerdings würden die Preise bei manchen Großhändlern bereits steigen und auch die Lieferzeiten länger werden. Validieren lassen sich diese Insider-Informationen jedoch nicht.
"Natürlich stellt uns Apotheker die Verteilung der kostenlosen FFP2-Masken ab Mitte Dezember vor Herausforderungen", sagt Dr. Anne-Kathrin Matthée, Chefin der Waldstadt-Apotheke. Sie ärgert sich, dass sie von den Plänen aus der Presse und nicht vom Gesundheitsministerium erfahren habe. Die Beschaffung und Verteilung sei ein großer logistischer Aufwand, den es jetzt zu bewältigen gelte. "Aber dennoch halte ich die Maßnahme des Bundesgesundheitsministeriums für sinnvoll", sagt Matthée. "Es ist sehr wichtig, dass sich die Menschen aus der Risikogruppe ausreichend gegen das Virus schützen können."
Das sehen auch ihre Kollegen so. "Minister Spahn hat bei seinem Aufruf zur Grippe-Impfung gelernt, dass die Apotheken Gewähr bei Fuß stehen, wenn es schnell gehen muss", sagt Stephan Vogl. Das bedeute zwar Stress, den man für die Kunden und zur Bekämpfung des Coronavirus aber gerne auf sich nehme. Auch für Meinhard Soden ist die kostenlose Vergabe der FFP2-Masken eine "gute Sache, man hätte sie bloß besser und frühzeitiger organisieren müssen." Und Nicolai Waschitschek erklärt: "Es ist zwar wieder ein Hau-Ruck-Verfahren, aber das Wichtigste ist, dass sich die Menschen schützen und wir die Pandemie dann hoffentlich bald überstanden haben."