Frank Walter (l.) und Jan Lenz mit dem Lüftungsgerät von „IQAir“ an ihrem Arbeitsplatz bei KWM Weisshaar in Neckarelz. Foto: Stephanie Kern
Von Stephanie Kern
Neckarelz. Seit Oktober sind Frank Walter und Jan Lenz gefragter als je zuvor. Die beiden sind beim Neckarelzer Blechbearbeitungsunternehmen KWM Weisshaar eigentlich im Vertrieb für Trocknungsgeräte zuständig. Der von ihnen vertriebene Luftreiniger einer Schweizer Firma ist aber in Zeiten der Coronapandemie heiß begehrt. "Anfang November waren wir ausverkauft. Aber wir haben jetzt einen respektablen Lagerbestand, mit dem wir unsere Kunden kurzfristig beliefern können", erklärt Jan Lenz.
Nachdem die RNZ über die Firma und die Luftreiniger berichtet hatte, stand das Telefon bei Frank Walter und Jan Lenz nicht still. Ärzte, teilweise auch Schulen, Firmen, Gemeindeverwaltungen, Apotheken und öffentliche Einrichtungen wollten die Reiniger haben. Als die Geräte dann geliefert wurden, waren die Leute oft dankbar.
"Natürlich bin ich Verkäufer und stehe morgens auf, um die Geräte auch zu verkaufen. Aber in dieser Sache fühle ich mich manchmal wie ein Helfer", sagt Frank Walter. Dass in den Wartezimmern von Arztpraxen nun vielerorts Luftreiniger stehen, das freut den Experten von KWM Weisshaar. "Ich muss sagen, dass ich mir das auch schon vor der Coronapandemie gewünscht hätte. Ich denke auch, dass es auch danach Standard sein wird", meint Walter.
Jan Lenz erklärt, wie das Gerät funktioniert: Ein Vorfilter, ein Aktivkohle- und ein Hepa-Filter reinigen die Luft von Bakterien, Sporen und – aktuell am wichtigsten – Viren. Und zwar erwiesenermaßen und messbar. "Ich stehe voll hinter dem Gerät", betont Lenz. Auch viele Glücksritter hätten den Markt entdeckt.
"Jedes Gerät hat einen Wirkungskreis. Aktuell gegen Corona schützt der IQAir-Luftreiniger in einem Bereich von 30 bis 35 Quadratmetern", erläutert Frank Walter. "Nun gibt es Anbieter, die behaupten, dass ihre Geräte – ähnlicher Bauart oder kleiner – bis zu 80 Quadratmeter große Räume reinigen können. Das ist Quatsch, da wir zurzeit in einer Ausnahmesituation leben und gegen ein Virus kämpfen", so Walter. Deshalb legen sie Wert darauf, die Räume, für die die Geräte eingesetzt werden sollen, selbst in Augenschein zu nehmen. Wo das nicht geht, sehen sich die Weisshaar-Mitarbeiter die Pläne an, sprechen mit den Interessierten über die Nutzung der Räume.
"08/15 kann jeder. Aber Raumgröße und Gerät müssen zueinander passen", erklärt Jan Lenz. "Wenn das Gerät nicht passt, sagen wir es auch", betont Walter.
Es bereite den beiden aber Sorge, dass ausgerechnet die Gruppen, die am verletzlichsten seien, wenig geschützt würden. "Als Baustein in Pflegeeinrichtungen" empfindet Walter die Geräte als sehr wichtig. Aber da habe man noch nicht eine Anfrage bekommen. "Wir schließen Gaststätten, den Einzelhandel, Kindergärten und Schulen – das sind Maßnahmen, bei denen man eine andere Meinung haben kann. Aber wir müssen doch auch gezielt die Gefährdeten schützen; hier kann es keine zweite Meinung geben. Warum tun wir das nicht? Da fehlen mir die Worte", empört sich Walter.
Auch für seinen Chef, Jörg Weisshaar, ist es überraschend, dass die Geräte nicht schon im großen Stil für Schulklassen und Pflegeeinrichtungen genutzt werden. Denn die Luftreiniger zeigen Wirkung, das zeigen Messungen mit einem zertifizierten Gerät. "Hundertprozentige Sicherheit gibt es nicht. Aber mit einem solchen Gerät in meiner Nähe fühle ich mich deutlich wohler", sagt Frank Walter. Dass die AHA+L-Regeln dennoch wichtig sind, betonen Walter und Lenz auch.
Auf dem Tisch steht während des einstündigen Gesprächs eine CO2-Ampel mit Partikelanzeige. "Das ist unser neues Hilfsmittel, um zu sehen, wann man am besten wieder lüftet", berichtet Frank Walter. Auch dieses (kostengünstigere) Gerät könne eingesetzt werden, um Klassenzimmer, Gruppenräume in Kindergärten oder Gemeinschaftsräume in Altenheimen gezielter zu lüften.
Die Firma Weisshaar vertraut den beiden Geräten so sehr, dass sie auch in den eigenen Großraumbüros für saubere Luft sorgen. Trotzdem sind aber auch alle Mitarbeiter zu regelmäßigem Lüften angehalten.
Nach dem Gespräch, begleitet vom leisen Surren des Luftreinigers, steht übrigens sowohl auf der Ampel als auch auf dem Messgerät überall eine Null. Null Partikel, null Aerosole. Null Ansteckungsgefahr – zumindest, wenn man sich an den Rest der Hygieneregeln hält ...