Ob mit „Wir“ die Flächen gemeint sind, lässt das Protestlaken offen. Postiert ist es dort am Laudenberger Paradiesweg, wo die Gemeinde Limbach acht Bauplätze schaffen möchte. Den Aufstellungsbeschluss dazu fasste der Gemeinderat einstimmig. Foto: Ursula Brinkmann
Von Ursula Brinkmann
Limbach. Mit dem Satz "Zur Sicherung der baulichen Entwicklung von Laudenberg ist es dringend notwendig, weitere Bauflächen auszuweisen", in dem sich Laudenberg auch durch Balsbach ersetzen lässt, begannen fünf Beschlussvorlagen des Limbacher Gemeinderats im Dezember. Sie zeigen, dass der Wunsch nach Raum für Eigenheime groß ist. Gemeindeverwaltung und Gemeinderat wollen diesem Bedarf entsprechen; letzterer fasste einstimmig die entsprechenden Aufstellungsbeschlüsse, um die Planverfahren auf den Weg zu bringen. In Laudenberg könnten demnach an vier Standorten 13 Bauplätze entstehen, sechs zudem in Balsbach am Teichweg
Wobei die größte Fläche, acht Bauplätze im "Kaigewann" am nordöstlichen Ortsausgang von Laudenberg, von manchem alles andere als herbeigesehnt wird. "Hilfeee! Wir sollen bebaut werden!" prangt auf einem großen Laken auf einer Wiese östlich des Paradiesweges. Am Tag der Sitzung hatten Bürgermeister Thorsten Weber und die Gemeinderäte außerdem einen offenen Brief einer "Petitionsgemeinschaft" erhalten, die beantragte, den entsprechenden Punkt von der Tagesordnung zu nehmen. Das Argument ist, es sei "genug Auswahl im Gelände" vorhanden. Der Brief benennt "18 bis 25 erschlossene Bauplätze" in Laudenberg und unterstellt außerdem "private Belange (…) einzelner Insider aus dem Gemeinde-/Ortschaftrat".
Eine Bürgerin, die sich zu dem Thema im Laufe der Sitzung äußern wollte, wurde von Weber daran erinnert, dass dies nur in der Bürgerfragestunde möglich sei. In selbiger aber hatte es keine Wortmeldung gegeben. Zum Argument der vorhandenen Bauplätze sagte der Bürgermeister, dass er in den sieben Ortsteilen zwar von mehr als 100 Bauplätzen wisse, aber: "An die kommen wir nicht ran." Nach kurzer Diskussion, in der man sich gegen die Unterstellung wehrte und mehrfach betonte, dass ein "Bauplatzdruck" in Laudenberg herrsche, wurde den fünf Planverfahren in beiden Ortsteilen einstimmig der Weg geebnet.
Ein Stück weiter ist man an anderer Stelle: "Hilbertsfeld" heißt das Gewerbegebiet in Limbach, dessen Aufstellungsbeschluss im April 2019 gefasst wurde. Im weiteren Verfahren ist die "frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit sowie der Behörden und der Träger öffentlicher Belange" dran. Übergeordnete Planungen müssen berücksichtigt werden. Marius Bergmann und Jürgen Glaser vom Büro IFK Ingenieure Mosbach erläuterten die Vorgaben der Raumordnung, die wichtigsten Punkte der umfangreichen Anregungen des Beteiligungsverfahrens und wie man ihnen entsprechen will sowie ein Zielabweichungsverfahren, das parallel zum Bebauungsplan beantragt werden soll. Vom "Ziel" (im Regionalplan), im Hilbertsfeld ein Vorranggebiet für Naturschutz und Landschaftspflege darzustellen, würde man nämlich abweichen. Da aber dort wie an anderer Stelle Ausgleichsmaßnahmen zum Zuge kommen sollen, gehen die Kommunalplaner von einem erfolgreichen Ausgang aus. Der Gemeinderat nahm einstimmig Kenntnis davon, wie die zahlreich eingegangenen Stellungnahmen behandelt werden (sollen).
Das gleiche Votum wurde auch der Beschlussempfehlung von Kämmerer Klaus Rhein erteilt, der dem Gremium die Kalkulation der Wasser- und Abwassergebühren erläuterte. Während zwei "Wassersorten" in Kubikmetern berechnet werden, gilt für die Niederschlagswassergebühr die "abflusswirksame Fläche"; ein Quadratmeter schlägt hier mit 43 Cent Gebühr zu Buche, ein Cent weniger als vorher. Unverändert 2,40 Euro kosten künftig 1000 Liter Wasser, die ebenfalls in Kubik berechneten Gebühren für die Schmutzwasserbeseitigung steigen um drei Cent auf 3,20 Euro. "Über- und Unterdeckungen der vergangenen Jahre flossen in die Kalkulation ein", erläuterte Rhein.
Zwei Gemeinderäte verlassen das Gremium: Thomas Heß machte nach zwei Jahrzehnten der ehrenamtlichen Tätigkeit von dem "wichtigen Ausscheidungsgrund" Gebrauch, zehn Jahre lang dem Gemeinderat angehört zu haben. Für ihn rückt Daniel Schüßler nach. Einen Antrag auf Ausscheiden hat auch Valentin Knapp gestellt. "Das werden wir in der Sitzung im Januar behandeln", teilte Bürgermeister Weber mit. Als Kandidat für den Ortsvorsteherposten in Limbach hatte der Vertreter der Freien Wähler zweimal im Gemeinderat keine Mehrheit gefunden.