Libellen schwirrten durch die Stadt
Der Kräutermarkt bildete erstes "Markterlebnis" seit Corona. Die 30 Anbieter stießen auf Rieseninteresse.
Von Peter Lahr
Mosbach. "Was darf ich Ihnen einschenken?", fragt Obstbrenner Werner Mathes gleich zu Beginn des Mosbacher Kräutermarkts. Mit diesem eröffnete Citymanagerin Cornelia Schulz am Samstag die Reihe der diesjährigen "Mosbacher Markterlebnisse" nach der Corona-Zwangspause. Trotz des Umzugs an den Unteren Graben (den alten Volksbank-Parkplatz) strömten die Menschen herbei und ließen sich von duftenden Kräutern, blühenden Stauden und dekorativem Kunsthandwerk begeistern. "Das ist wieder etwas fürs Auge und für die Seele", sprach eine Besucherin aus, was wohl die meisten so empfanden.
"Passend zur Jahreszeit sind Basilikum und Bergbohnenkraut heute sehr gefragt", beantwortete Karina Heilig aus Waibstadt, was denn heute bei den Kräutern am besten gehe. Klar, auch bei einem verregneten Sommer zaubert Basilikum mit Tomaten und Mozzarella einen Hauch von "Bella Italia" auf den Teller. Und bald sind die Bohnen reif, da kann man das passende Kraut dazu schon mal mitnehmen. "Es geht querbeet, die Leute wollen sich endlich mal wieder mit Kräutern eindecken", beschrieb Rudolf Maaß am Stand gegenüber die Kundenschwerpunkte. "Der blüht bereits und duftet wesentlich aromatischer als der normale Oregano", skizzierte er die Vorteile des kretischen Oreganos, der sich heute großer Beliebtheit erfreue.
Das erste Mal auf dem Kräutermarkt mit dabei war Familie Lauer aus Altheim mit ihrem "Slowfood-Grünkern". "Die Resonanz ist gut", zeigte man sich zufrieden und empfahl als Alternative zur Grünkernsuppe oder den klassischen Grünkernküchle einmal ein deftig-feuriges Grünkernchili.
Josef Schmitteckert aus Bretten war ebenfalls ein "Neuzugang". Der einstige Werklehrer an einer Sonderschule sattelte vor zwölf Jahren um und begeistert sich seitdem für Weidengeflecht. Eigentlich wollte der Kunsthandwerker bereits vergangenes Jahr zu den Mosbacher Markterlebnissen kommen, aber dann kam Corona. Die Zeit nutzte er in seiner Werkstatt und verfeinerte seine Künste. Vor allem die französische Perigordtechnik hat es ihm angetan. Dabei entstehen Körbe, die mit einer Art Spirale das Auge des Betrachters erfreuen. Doch der Mosbacher Tageshit war kleiner dimensioniert: "Meine Libellen fliegen durch ganz Mosbach. Ich muss gleich noch einmal ins Auto und Nachschub holen", erklärte Schmitteckert. "Der Körper ist Scoubidou, das kann jeder. Aber die Besonderheit sind die Flügel." Denn dafür hat er die Weide geschält und mit lebensmittelechtem Eisenpulver schwarz gefärbt. Dass Weiden zudem eine Heilpflanze darstellen, wusste der Kunsthandwerker ebenfalls. Dank der darin enthaltenen Acetylsäure könne das Draufbeißen wirklich schmerzlindernd wirken.
Ebenfalls eine "zweite Karriere" absolvierte der Mannheimer Andreas Rathgeber – und zwar am Akkordeon. "Ich komme eigentlich von der Klarinette und dem Saxofon und kam dann über das Klavier wieder zu meiner großen Liebe", so der Musiker. Ob dramatische Tangos oder entspannte Musettes, schnelle Läufe oder sanfte Passagen – das Akkordeon von Andreas Rathgeber hatte alles drauf und war das "i-Tüpfelchen", das den passenden Soundtrack zu den Libellen bildete.
"Die Resonanz ist bombastisch", zeigte sich Cornelia Schulz angetan. Die ersten Händler seien bereits ab 5 Uhr morgens angekommen. Der neue Standort war der ursprünglichen Corona-Verordnung geschuldet. Denn da habe man noch die Kontaktdaten aller Gäste erheben müssen. Mittlerweile hat sich auch dies etwas entspannt. Und so hofft die Citymanagerin, dass das nächste Markterlebnis, der Brotmarkt am 4. September, wieder rund um die Stiftskirche stattfinden kann. Doch die nächste Corona-Verordnung wird erst Ende des Monats für Klarheit sorgen.