Auf dem Campus der Dualen Hochschule in Mosbach sollen sich im Herbst wieder junge Menschen tummeln: Den Erstsemestern soll eine Präsenzlehre ermöglicht werden. Dagegen werden andere Studentinnen und Studenten Lehrveranstaltungen noch im Internet verfolgen müssen. Foto: Alexander Rechner
Von Alexander Rechner
Mosbach. Wo sonst quirlige Lebendigkeit herrscht und Studenten emsig büffeln, dort ist derzeit (noch) wenig Leben. Ob auf dem Campus im Lohrtalweg, in den Laboren oder Hörsälen: Die Duale Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) Mosbach ist derzeit verwaist. Über Nacht – mitten in der Vorlesungs- und Prüfungsphase – hat das winzige Coronavirus die Verantwortlichen mit Rektorin Prof. Dr. Gabi Jeck-Schlottmann vor eine große Herausforderung gestellt. Eine Herausforderung, welche die Hochschule gemeistert hat – die aber auch ein Kraftakt war, wie die Rektorin unumwunden zugibt.
Körperlos im HörsaalInnerhalb kürzester Zeit habe man die Weichen gestellt: Das noch laufende Sommersemester wird rein digital angeboten. Die konventionellen Präsenzstrukturen wurden in virtuelle Strukturen, sozusagen als Fernunterricht oder körperlos im Hörsaal, umgewandelt.
Kein Hochschulsemester geht ohne Prüfung zu Ende. Auch das Coronavirus hat daran nichts geändert. Die DHBW Mosbach hat die Situation als Chance ergriffen und alternative Prüfungsformen eingesetzt. So werden unter anderem sogenannte "Online-Klausuren" gestellt, die am Computer geschrieben werden müssen. Dennoch gibt es Prüfungen auch auf dem Campus in Mosbach.
Im Audimax, dem größten Hörsaal auf dem Gelände, können junge Menschen derzeit ihr Wissen unter Beweis stellen – unter strengen Hygiene-, Schutz und Distanzvorschriften. "Dort müssen die Studierenden einen Abstand von drei Metern einhalten", erläutert Jeck-Schlottmann. Darüber hinaus werden nach jeder Prüfung die Plätze desinfiziert, und es gibt ein Maskengebot auch für die Beschäftigten innerhalb der Gebäude, bis der Arbeits- oder Prüfungsplatz erreicht ist.
Bislang hat sich an der DHBW kein Studierender und kein Dozent infiziert. Worüber sich die Rektorin besonders freut. "Wir sind insgesamt gut durch die Coronakrise gekommen, unser Hygienekonzept hat gegriffen", sagt Gabi Jeck-Schlottmann. In vielen Überstunden und mit großer Hingabe hätten die Mitarbeiter das Schiff "DHBW Mosbach" durch die raue See der Corona-Pandemie gebracht. Die Rektorin erinnert sich gut daran, wie das Telefon am Anfang der Krise nicht mehr still stand und die E-Mail-Postfächer überliefen. Die Studierenden wollten wissen, wie es an der DHBW Mosbach weiter geht.
Weiter wird es an der Hochschule mit einer Mischung aus Digital- und Präsenzlehre gehen. "Bis zum heutigen Mittwoch untersagt das Land Baden-Württemberg noch Präsenzvorlesungen", erläutert die Rektorin. Doch die Vorlesungen im Sommersemester sind ohnehin zu Ende, nur die Prüfungen laufen noch. Im Herbst, wenn das neue Semester beginnt, kann eine Vorlesung im Hörsaal nach aktuellem Stand wieder angeboten werden – unter Wahrung der Regeln zum Infektionsschutz. Jedoch wollen die Verantwortlichen die dynamische Entwicklung der Pandemie genau im Auge behalten und dann Entscheidungen treffen.
Geplant ist, vor allem den Erstsemestern Präsenzvorlesungen zu ermöglichen. "Sie kennen bislang weder die Hochschule noch die Dozenten noch sich untereinander", erläutert die Rektorin. Dafür benötigt die DHBW jedoch weitere größere Räumlichkeiten. Dieses Anliegen steht weit oben auf dem Wunschzettel an das Land und die Stadt Mosbach. "Es wäre schön, wenn wir günstig größere Räume bekommen könnten", sagt Gabi Jeck-Schlottmann.
Apropos Platzangebot: Die DHBW liebäugelt immer noch mit dem Obertorzentrum. Dort möchte sie ihrem Baukompetenzzentrum ein Domizil geben. "Unsere Zielsetzung hat sich nicht geändert, wir wollen an dieser Stelle gerne unseren lang gehegten Wunsch verwirklichen", erläutert Jeck-Schlottmann. Schritt für Schritt komme man in dieser Sache voran und stehe im engen Kontakt mit dem Land Baden-Württemberg, der Stadt Mosbach und dem zuständigen Amt für Vermögen und Bau. Schließlich will die Duale Hochschule künftig innerhalb von Mosbach und Bad Mergentheim in den jeweiligen Stadtgebieten ihre Standorte konzentrieren. Deshalb hat das Obertorzentrum für die DHBW viel Charme. Die Nähe der Immobilie zum Hauptcampus im Lohrtalweg und zur Innenstadt sprechen dabei für das Projekt.
Mit der Verwirklichung des Vorhabens könnte die Hochschule im Übrigen ihr Profil weiter schärfen. "Wir wollen unsere Profilbildung in Sachen Baukompetenz sowie Digitalisierung vorantreiben", erklärt die Rektorin. Mit dieser Spezialisierung will man sich von anderen Hochschulen abheben und innerhalb der DHBW, insbesondere mit der im etwa 30 Kilometer benachbarten DHBW Heilbronn, zu einem abgestimmten Studienangebot kommen. Denn vor rund einem Jahr hatte noch Unheil für die Mosbacher Hochschule gedroht. Der Grund: Die Konkurrenzklausel in Paragraf 5 der Verordnung zur Errichtung der DHBW Heilbronn sollte fallen, die davor schützt, dass die Hochschule in der benachbarten Großstadt keine Studiengänge anbietet, die sich mit dem Angebot in Mosbach überschneiden.
"Der ausgehandelte Kompromiss war zuletzt in der Anhörungsphase, die beendet ist", erklärt die Rektorin. Die direkt Beteiligten hätten dem Wortlaut zugestimmt, sodass nun die Landesregierung das letzte Wort habe. Hier jedoch sieht sich die Verantwortliche derzeit auf einem guten Weg.
Ihr Hauptaugenmerk liegt in diesen Tagen vielmehr darauf, die DHBW in der Großen Kreisstadt für das Wintersemester vorzubereiten. "Schließlich kommen die Studentinnen und Studenten wieder nach Mosbach zurück, nur nicht alle auf einmal", sagt Jeck-Schlottmann.