Eine mobile Impfaktion in Form eines „Drive-Impfs“ organisierten am Samstagnachmittag verschiedene Gundelsheimer Institutionen unter der Regie des DRK. Dabei erhielten an die 150 immobile Über-80-Jährige bereits zum zweiten Mal ihren Piks. Foto: Peer Lahr
Von Peter Lahr
Gundelsheim. "Unsere Bürger sind begeistert, so viel Lob haben wir selten bekommen." Nicht minder begeistert zeigte sich am Samstagnachmittag Gundelsheims Bürgermeisterin Heike Schokatz von der Impfaktion des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) rund um das Sportgelände: Rund 26 Helfer hatten einen Auto-Parcours aufgebaut, an dem im Lauf von rund drei Stunden 146 Über-80-Jährige bereits zum zweiten Mal gegen das Coronavirus geimpft wurden.
"Wir hatten Kontakt mit dem Sozialministerium aufgenommen und konnten sie überzeugen. Nachdem die Gundelsheimer Pflegeheime bereits durchgeimpft waren, bekamen wir nun grünes Licht", erläuterte Notarzt Dr. Florian Abend die Vorgeschichte des Pilotprojekts. Das Landes-Impfzentrum in Rot am See stellte die ausgehandelten 146 Impfdosen – inklusive Dokumentationsassistenten – bereit.
Damit das Projekt "Drive-Impf" vor Ort zu einer Erfolgsgeschichte werden konnte, arbeiteten unterschiedliche Institutionen Hand in Hand – und zogen an dem berühmten "einen Strang". Die Stadt half bei der "administrativen Organisation" und stellte die Räumlichkeiten zur Verfügung, erläuterte Bürgermeisterin Schokatz, die am Samstag nicht nur "zum Gucken" gekommen war, sondern auch gleich noch dem Osterhasen unter die Arme griff und sich bei den Helfern mit einem süßen Präsent bedankte. Beim Pflegestützpunkt von Haus Christine und in der Allgemeinarztpraxis Doctores Abend – die zudem als Coronaschwerpunktpraxis fungiert – liefen die Fäden ebenso zusammen wie beim DRK und der Feuerwehr.
Was im Impfzentrum in einem Vorraum an Formalitäten erledigt wird, organisierte man in Gundelsheim bereits im Vorfeld: "Telefonisch oder persönlich in der Praxis wurden alle zu Impfenden informiert und dokumentiert", beschrieb Achim Schugt, Bereitschaftsleiter des DRK, das Prozedere. Jedes Auto, das am Samstag die Impfstation ansteuerte, verfügte bereits über eine ID-Nummer und konnte somit im einbestellten Minutentakt passieren. Die Verkehrslenkung übernahm die Gundelsheimer Wehr mit sechs Helfern. An den beiden Impfstationen wurde nicht nur "gepikst", auch eine Temperaturmessung und der Eintrag in den Impfpass gehörten zum Service. Die meisten zu Impfenden hatten bereits den Arm frei gemacht, sodass Simone und Florian Abend durch das geöffnete Autofenster impfen konnten. "Die haben so zarte Hände, da habe ich gar nichts gemerkt", scherzte ein Senior. Ein anderer Fahrer bedankte sich gleich mit einem Schoko-Osterhasen.
"Alle Helfer haben zuvor einen Corona-Test gemacht", verwies Achim Schugt auf eine weitere Schutzmaßnahme. Die letzte Station bildete der "Warteraum", der an ein kleines Autokino erinnerte. Wer mochte, konnte hier eine Viertelstunde verbringen, falls es doch zu Unverträglichkeiten kommen sollte. "Wir haben eine komplette Notfallausrüstung im Pavillon", beruhigte Harald Schugt, DRK-Schriftführer. "Hier läuft es problemlos", zeigte sich der Rotkreuzler angetan von der entspannten Atmosphäre. Einige "alte Bekannte" plauschten von Auto zu Auto. Auch bei der ersten Impfaktion, vor drei Wochen, habe es keine Komplikationen gegeben, erinnerte sich Achim Schugt. Allerdings sei es da so stürmisch gewesen, dass die Feuerwehr die Pavillons extra sichern musste. "Wir wurden vom Hausarzt informiert und sind sehr zufrieden", lautete das positive Fazit von Birgit Klaiber. Sie chauffierte ihren 85-jährigen Vater Rudolf Kratz und hoffte, dass dieser auch die zweite Dosis des Biontech-Impfstoffes so gut vertrage wie die erste.
Da nach der Impfung bekanntlich vor der Impfung ist, geht die Arbeit auch für den Mediziner Florian Abend nicht so schnell aus: "Am Mittwoch starten wir und impfen in der Praxis. 54 Impfdosen bekommen wir und können dann auch Senioren aus der Umgebung behandeln." Für seine Schwester, Simone Abend, ist das Impfen sowieso Routine: "Ich übernehme in der Praxis auch die Grippeschutzimpfung und bin es gewohnt." Weshalb die Hausärzte sich überhaupt die Mehrarbeit des Corona-Schutzes auf die Fahnen schreiben? "Wir freuen uns, dass es weiter geht. Wir wollen in die Normalität zurück, deshalb impfen wir gerne", erklärte Florian Abend.