Schauspieler, Comedian, Musiker,Tänzer und Moderator - Ingolf Lück demonstrierte im ausverkauften "fideljo" in Mosbach, dass er nach wie vor viele Talente hat und die auch zu zeigen weiß. Foto: Brunhild Wössner
Von Brunhild Wössner
Mosbach. Sein Metier ist die Bühne, mal die größere, mal die kleinere, die im Fernsehen, die im Theater oder eben die im "Fideljo" in Mosbach. Schauspieler, Moderator, Comedian, Musiker und Tänzer, Ingolf Lück hat zahlreiche Talente und Facetten. Und wenn man ihn am Ende fragt, welche ihm denn die wichtigste oder die liebste sei, antwortet er, ihm seien alle gleichermaßen recht, lieb und teuer. Er, der seit 40 Jahren auf der Bühne steht und sich selbst als "Medienarbeiter" bezeichnet, führt seine "unerschöpfliche Neugier" als Motor für seine Engagements an. Diese Neugier ist selbst mit 60 noch sichtlich ungebrochen. Und noch während man ihn nach der Show interviewt, tigert er voller Energie in seiner Garderobe herum und spricht über vergangene Erfolge wie beispielsweise bei der RTL-Sendung "Let’s Dance" im letzten Jahr, als Lück zu seiner eigenen Verblüffung den Sieg ertanzte. Der Mann steht ständig unter Strom und wird seiner persönlichen Erfahrungsbilanz nach eigenem Bekunden noch die des Hobbybäckers hinzufügen - auch beim Wettbewerb das "Große Backen" bei Sat. 1 ist er dabei.
Im persönlichen Gespräch bekräftigte er zudem, dass man damals noch nichts vom Aufmerksamkeitsdefizit oder Hyperaktivitätsstörung wusste, ansonsten wäre er wahrscheinlich zu dieser Kategorie gezählt worden. Dabei ist er selbst mit seiner Karriere das beste Beispiel, wie man ein vermeintliches Defizit in etwas Positives wenden kann. Denn zum Glück schloss Lück bereits in der Schule die Bekanntschaft mit dem Theater und ließ danach seine kreative Energie in die unterschiedlichsten Formate einfließen. Und so kamen ins ausverkaufte Mosbacher "Fideljo" die einen als Fans seiner Musiksendung "Formel Eins" (einst bei der ARD ausgestrahlt), die anderen als Anhänger der nicht minder erfolgreichen "Wochenshow" (Sat. 1). Und für wieder andere ist er das große Idol aus "Let’s Dance".
Dem Entertainer gelingt damit etwas Seltenes: Er bringt im Publikum Generationen zusammen. Seit Kindertagen steht Lück im Rampenlicht, für ihn "der schönste Platz auf der Welt". Ursprünglich hatte er mal Sozialarbeiter werden wollen, doch dann nahm das Theater immer breiteren Raum ein. Als "ein Kind der alternativen Theaterszene", die in den 1970er-Jahren ihren Ursprung hatte, sprang er im "Fideljo" behände auf die Bühne und freute sich, dass er nun - sechs Monate nach der Tanzshow von RTL - "wieder laufen" könne. Gutes Stichwort: Derzeit läuft sein neues Soloprogramm "Sehr erfreut" in ausverkauften Sälen, so jetzt auch in Mosbach.
Von seinem langen TV-Weg nach oben sei so manche Geschichte unerzählt geblieben, und da er jetzt karrieretechnisch eher "in der Gegenrichtung unterwegs" sei, lasse er die Tradition des Vorlesens wieder aufleben. Dabei berichtete er von Begebenheiten in der Dönerbude, seinem "Gourmet-Tempel". Dort bezahlt er "drei Euro fünfzig fürs Wegschmeißen", nimmt doch der Schweißtropfen des Gastronomen von der Stirn an der Nase entlang unterwegs "zwei Mitesser mit, bevor er schließlich in seinen Döner fällt".
Seine Alltagsgeschichten bezieht Lück auch aus den Städten, in denen er auftritt, aus privaten Erkundungstouren, aus öffentlichen Verkehrsmitteln (wie im Fahrradabteil von Zügen) oder am heimischen Familientisch mit pubertierenden Kindern. Aus dem Mosbacher Kaufland im Handelshof wusste er nicht nur zu berichten, dass dieses bald schließen werde, sondern brachte vom dortigen Kiosk auch die neuesten Erkenntnisse der Zeitschrift "Stiftung Warentest" über Schadstoffvorkommen im Sexspielzeug mit. Er, der zugegebenermaßen ein Herz für die Verrückten und überhaupt alles Verrückte hat, würde gerne Geld mit "Bioluft" machen, die "nachhaltig auf dem Land eingefangen wurde". Außerdem fragt er sich, warum "Bio" immer so klingen müsse, als bekäme man zum "Tofu gleich noch die Birkenstocksandalen mit an die Füße". Auch zum Veggieday hat er natürlich eine Meinung: "Einmal die Woche Salat, am liebsten als Wurstsalat". Auf dem Land leben will Lück trotzdem nicht. Dabei ist der Comedian in Bielefeld aufgewachsen, wo es eigentlich nur "sehr viele kleine Dörfer" gebe.
Überhaupt sei schon die Wortschöpfung "Ostwestfalen" schräg, da sich "Ost" und "West" ja im Grunde neutralisierten und nur mehr ein "Falen" übrig bleibe. Auch andere vermeintliche Gewissheiten halten seinem Scharfsinn nicht stand: Die Rechnung, dass ein fünf Jahre längeres Leben mit Fitness möglich sei, erschließt sich dem Wahl-Kölner allerdings nicht. Denn viereinhalb Jahre müsste der ohnehin jugendlich wirkende Comedian davon im Fitnessstudio verbringen und das restliche halbe Jahre auf dem Weg dorthin. Das ist für Lück "Suboptimierung" und nicht "Selbstoptimierung". Immer wieder wirft er einen Blick auf die geheimsten Gedanken eines Mannes, sei es beim Anblick einer schönen Frau, sei es, was Männer mit dem Handy auf dem Klo anstellen oder die Möglichkeit, dass "Mann" einfach mal nichts denke.
Und wieder ist es die Neugierde, mit dem sich "der kleine Lücki" zusammen mit seiner Frau - die Kinder sind bei der Oma - in Amsterdam im schummrigen Coffeeshop mittels Joint (oder auch mehrerer) "schwebend in die Stratosphäre" katapultierte. Katapultiert hatte er sich auch in die Herzen des Mosbacher Publikums. Erst nach einer Zugabe ließ man den Entertainer von der Bühne - und zurück nach Ostwestfalen.