Die heimischen Unternehmen finden kaum noch Fachkräfte, weshalb die Industrie- und Handelskammer Rhein-Neckar eine "Initiative Fachkräftesicherung Neckar-Odenwald-Kreis 2030" startet. Gleichzeitig hebt sie die große Bedeutung der Dualen Hochschule Mosbach für die Industrieunternehmen im Landkreis hervor. Archivfoto: D. Rechner
Von Alexander Rechner
Neckar-Odenwald-Kreis. Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar schlägt Alarm: Der Mangel an Fachkräften stelle für die Branche derzeit ein akutes Problem dar. Weil die heimischen Unternehmen zwar Arbeit haben, aber kaum noch Fachleute finden, ruft die IHK zur "Initiative Fachkräftesicherung Neckar-Odenwald-Kreis 2030" auf. Unter der Schirmherrschaft von Landrat Dr. Achim Brötel sucht die Kammer den Schulterschluss mit Partnern aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.
"Es herrscht annähernd Vollbeschäftigung und in manchen Branchen gibt es schlicht keine Bewerber mehr", erläuterte Ralf Rohmann, Vorstand des IHK-Ausschusses für Industrie und Forschung, beim Pressegespräch im "Haus der Wirtschaft" in Mosbach. "Der Fachkräftemangel ist das größte Risiko", ergänzte IHK-Geschäftsführer Dr. Andreas Hildenbrand.
Von diesem Problem seien mittlerweile fast alle Branchen betroffen: von der Industrie über das Hotel- und Gaststättengewerbe bis hin zum Einzelhandel. "Wenn man heute durch Fußgängerzonen läuft, findet man häufiger kleine Schildchen mit der Aufschrift ,Wir suchen Personal’ an den Schaufenstern", schilderte Dr. Hildenbrand.
So erhoben er und Ralf Rohmann, der Geschäftsführende Gesellschafter der Maschinenfabrik Gustav Eirich mit Sitz in Hardheim, in der Pressekonferenz ihren Stimmen und appellierten an die große Politik, ob in Berlin oder Stuttgart, bei diesem Thema zu handeln - in der Hoffnung, in den beiden Hauptstädten auch gehört zu werden.
Schließlich sei die Industrie in der Region ein entscheidender Wohlstandsfaktor und bedeutender Arbeitgeber. "Die Entwicklung des Neckar-Odenwald-Kreises ist maßgeblich von der Entwicklung des Industriestandortes abhängig", zeigte sich Rohmann überzeugt.
Überschattet wurde die Pressekonferenz auch von der Entwicklung an der Dualen Hochschule (DHBW) Mosbach. Denn im Raum steht, dass der hiesige Standort schon bald viele Studenten an die DHBW Heilbronn verlieren könnte. "Die DHBW Mosbach ist eine Errungenschaft im ländlichen Raum", bekräftigte Ralf Rohmann, der ausdrücklich die Sorge von Robert Zimmermann, Mitglied des Aufsichtsrats der Gesamt-DHBW, teilte.
Denn Robert Zimmermann berichtete gegenüber der RNZ über die Bitte des Aufsichtsrates an die grün-schwarze Landesregierung, die Verordnung zur Errichtung der DHBW Heilbronn zu überarbeiten; was das Wissenschaftsministerium dann auch bestätigte. Insbesondere steht dabei die Konkurrenzklausel in Paragraf fünf der Verordnung auf dem Prüfstand. Und falls diese Regelung gar fallen sollte, würde das eine Überlappung von Studienangeboten in gerade einmal 30 Kilometer Entfernung Tür und Tor öffnen. Mit der von Mandatsträgern aus der Region befürchteten Folge: einer Halbierung der Studierendenzahl in Mosbach.
Auch Ralf Rohmann vermutete eine Verkleinerung des Mosbacher Standortes, nicht kurzfristig, aber in den kommenden fünf bis zehn Jahren, wenn das Kabinett der Bitte des Gesamt-DHBW-Aufsichsrates entsprechen sollte. Weshalb er an die grün-schwarze Landesregierung in Stuttgart appelliert, einen solchen Beschluss erst gar nicht zu treffen, denn dieser ist aus seiner Sicht "bar jeder Vernunft".
"Der Hochschulstandrort Mosbach muss gesichert werden. Wir sind hochzufrieden, dass es die DHBW Mosbach gibt", sagt Unternehmer Ralf Rohmann, der auch das Verhalten von Wissenschaftsministerien Theresia Bauer kritisch beäugt: Damit "torpediere" sie ihre bisherigen Aussagen pro ländlichen Raum.
Klar positionierte sich auch Geschäftsführer Andreas Hildenbrand im Namen der IHK Rhein-Neckar für den Mosbacher Standort: "Wir stehen klar hinter der Einrichtung". Mit Blick auf die künftigen Fachkräfte betonte Ralf Rohmann die gute akademische und praxisnahe Lehre an der DHBW Mosbach. Sie leiste wiederum einen wesentlichen Beitrag zur Fachkräftesicherung.
Apropos Fachkräfte: "Der Mangel in der Industrie stellt sozusagen ein dickes Brett dar, das es aufzubohren gilt", verdeutlichte Geschäftsführer Andreas Hildenbrand. Die IHK Rhein-Neckar habe ein Leitlinien-Papier verabschiedet, um den Industriestandort Rhein-Neckar zu stärken. "Im ländlichen Raum konzentrieren wir uns dabei auf die Handlungsfelder demografischer Wandel, Lebensqualität, Mobilität und IT-Infrastruktur", unterstrich Dr. Hildenbrand. Parallel dazu möchte die Kammer in den kommenden Monaten verstärkt auf die Verantwortlichen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zugehen, um bereits bestehende Aktionen zu bündeln und neue Kooperationen anzugehen. Das Ziel ist klar: Die Situation soll besser werden.