Eine nicht ganz gewöhnliche Marktzeit am Mittwoch in Mosbach: Eine Filmcrew von "Schwabenland Film" nutzte den Markt und weitere Motive der Großen Kreisstadt als Filmset für einen 90-minütigen ARD-Film. Foto: Stephanie Kern
Von Stephanie Kern
Mosbach. Für ein paar Tage wurde Mosbach in den vergangenen beiden Wochen neu verortet: Raus aus dem Neckar-Odenwald-Kreis, rauf auf die Schwäbische Alb. Ein Team von "Schwabenland Film" hatte Mosbach als Kulisse für einen neuen Film entdeckt, hier einige Drehtage verbracht - und dabei auch das Interesse vieler Mosbacher auf sich gezogen. Gestern war nun der offizielle Drehstart für den Film unter dem Arbeitstitel "Fällt Hopfingen, fällt die ganze Welt".
Die Komödie erzählt die Geschichte von einem fiktiven schwäbischen Dorf, in dem durch einen deftigen Streit, eine geplatzte Hochzeit und das Handyvideo eines Teenagers eine globale Bankenkrise ausgelöst wird - ganz aus Versehen. Ein turbulenter Film über persönliche Verflechtungen, das Verhältnis zum lieben Geld und darüber, wie die 15-jährige Lea und ihre Mutter Julia erst eine noch nicht geschlossene Ehe und dann die Bank ihres Großvaters retten und dabei ihr Glück finden. Das Drehbuch zum Film stammt vom Stuttgarter Autor Jürgen Werner. Co-Autor und Ideengeber ist der Erfolgs-Comedian Christoph Sonntag.
Der war auch am vergangenen Mittwoch, zur Marktzeit, selbst bei den Dreharbeiten dabei - als Marktbeschicker hatte er einen eigenen Stand auf dem Mosbacher Mittwochsmarkt. Selbstverständlich nur für den Dreh.... Das Markttreiben rund um die Filmcrew störte diese aber gar nicht. "Wir nutzen, dass es da steht, es soll normaler Betrieb sein", erklärte Nathalie Kraft, Junior Producerin des Films. Neben dem normalen Marktbetrieb gab es bei den Dreharbeiten - gefilmt wurde auch an und in der Sparkasse sowie im und am Palmschen Haus - viele, viele Zuschauer. "Klar, das zieht Leute an. Das finde ich aber auch schön", so Nathalie Kraft.
Aus 40 bis 50 Leuten bestand die Crew an einem solchen Drehtag, die Hauptdreharbeiten finden in Bad Wimpfen statt. Aber: "Mosbach hat uns sehr nett willkommen geheißen. Alle haben sehr viel möglich gemacht", berichtet die Junior Producerin. "Es macht einfach einen Riesenunterschied, wie die Leute mitmachen." Denn auch (normale) Marktbeschicker sowie Komparsen und Passanten seien hilfsbereit und freundlich. Kraft: "Hier sind wirklich alle nett." Und als Regisseur Lancelot von Naso das Signal für die nächste Szene gab, da waren die Mosbacher, als wäre es abgesprochen, auf einmal auch eine Tonstufe leiser. "Es klappt einfach super", freute sich die Junior Producerin.
Produzent des 90-minütigen Films, der im Auftrag der ARD Degeto Film GmbH gedreht wird und im kommenden Jahr im Abendprogramm der ARD laufen soll, ist Frieder Scheiffele. 1,6 Millionen Euro kostet die Produktion. Aber, so Scheiffele: "Ein Großteil des Geldes kommt der Region zugute." Scheiffele ist selbst Baden-Württemberger, umso mehr freut er sich, den Zuschauern seine Heimat auf den Fernsehbildschirm zu bringen.
"Es ist schön, dass Baden-Württemberg auch auf diese Weise mal ins Fernsehen kommt. So generiert man auch einen touristischen Mehrwert", meinte Frieder Scheiffele.
Auch er war begeistert von der Gastfreundschaft der Mosbacher. "Wir brauchen die Stadt an vielen Stellen", so Scheiffele. Die Feuerwehr stellte Flächen für das Catering der Crew zur Verfügung, die Badische Gemeindeversicherung zog fünf Tage aus dem Palmschen Haus aus, die Sparkasse Neckartal-Odenwald öffnete ihr Hauptgebäude in Mosbach ein ganzes Wochenende für die Filmcrew. "Wir durften sogar in den Tresorraum", erzählte Nathalie Kraft. "Nur wenn die Leute bereit sind, sich einzuschränken, haben wir die Gelegenheit, an Originalschauplätzen zu drehen", so Frieder Scheiffele. Für ihn fühlt es sich als Pendler zwischen Mosbach und Bad Wimpfen "ein bisschen wie Urlaub an". Seine Eltern wollen der Region auch einen Besuch abstatten. Dazu muss der Sohn ihnen aber noch sagen, dass Mosbach im Neckar-Odenwald-Kreis und nicht auf der Schwäbischen Alb liegt...