Die Allgemeinmediziner Dr. Elmar Göbel und Verena Waschitschek leiten seit 21 Jahren die Hausarztpraxis in Dallau. Spätestens Ende 2020 will der 66-Jährige in den Ruhestand gehen. Wird kein Nachfolger gefunden, muss die Praxis geschlossen werden. Foto: D. Rechner
Von Dominik Rechner
Elztal-Dallau. Die Situation ist ziemlich erschreckend, wenn man die nackten Zahlen betrachtet. Bereits 2016 fehlten nach Angaben der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) im ländlichen Raum etwa 20.000 Hausarztpraxen beziehungsweise Ärzte, die bereit sind, einen Kassenarztsitz zu übernehmen. Tendenz deutlich steigend. Der Ärztemangel auf dem Land ist nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung vor allem ein Problem fehlender Nachfolger für Ärzte, die aus Altersgründen ihre Praxis aufgeben. Junge Mediziner wollen zumeist nicht als Hausarzt auf dem Land praktizieren.
Mit diesem Problem sieht man sich auch im Neckar-Odenwald-Kreis - unter anderem in Dallau - konfrontiert. Dort wird Dr. Elmar Göbel (66), der zusammen mit Verena Waschitschek die einzige Hausarztpraxis in der Gemeinde Elztal leitet, spätestens Ende 2020 in den Ruhestand gehen. Sollte bis dahin kein Nachfolger gefunden sein, wird die Praxis aufgelöst, da sie für einen Arzt allein zu groß ist.
An mangelnden Bemühungen der beiden Dallauer Ärzte kann es kaum liegen. Schon seit über drei Jahren suchen sie intensiv nach einem Nachfolger für Dr. Göbel. Sie haben sowohl Ausschreibungen in Arztstellenbörsen und Fachzeitungen geschaltet als auch in mehrere Vermittlungsbörsen inseriert, auch die Kassenärztliche Vereinigung hat bei der Suche unterstützt. "Und wir haben bei allen möglichen Gelegenheiten, wie zum Beispiel Fortbildungen, Kollegen und Krankenhausärzte angesprochen, ob sie Interesse haben oder jemanden kennen, der Interesse hat", sagt Dr.Göbel.
Unterstützung erhalten die beiden Ärzte vonseiten des Landratsamtes. Kreisentwickler Harald Löffler hat sich auf die Fahnen geschrieben, Ärzte bei der Nachfolgersuche zu unterstützen. Konkret ist er gerade dabei, mit unterschiedlichen Akteuren ein Netzwerk aufzubauen. Mit Medizinstudenten wolle man beispielsweise Kontakte pflegen und die Verbindung zwischen diesen, den Ärzten in der Weiterbildung an den Kliniken im Landkreis und den Hausärzten herstellen und aufrechterhalten.
Auch die Gemeinde Elztal unterstützt die beiden Ärzte. So wurde in Zusammenarbeit mit Kreisentwickler Löffler und den Ärzten eine Infomappe über die Praxis erstellt. Diese ist auch digital auf der Internetseite der Gemeinde Elztal zu finden. "Sind Interessenten da, so wollen wir diesen unsere Unterstützung anbieten. Zum Beispiel wenn es darum geht, einen Arbeitsplatz für den Partner oder einen Kindergartenplatz für die Kinder zu finden oder einen Bauplatz zu bekommen", erklärte Bürgermeister Marco Eckl auf Nachfrage der RNZ. Auch hier habe man alles zum Leben erforderliche, durch die Nähe zu Mosbach seien viele kulturelle Angebote nicht weit entfernt.
"Im Gegensatz zu früher ist auch die Präsenzpflicht (Arzt durfte nicht mehr als zehn Kilometer von Praxis entfernt wohnen, Anmerkung der Redaktion) weggefallen und die Nachtdienste sind vom ärztlichen Bereitschaftsdienst abgedeckt, was für uns niedergelassene Hausärzte eine deutliche Entlastung und Zugewinn an Lebensqualität darstellt", so Göbel und Waschitschek.
"Für mich selbst ist es vor rund 30 Jahren ein Glücksfall gewesen, in eine gut laufende Praxis einzusteigen", erklärt Dr.Göbel. Doch heute sei das Angebot an freien oder bald frei werdenden Arztsitzen so groß, dass sich Interessenten ihren Wirkungsort aussuchen können. "Auch wir hatten schon Interessenten, die sich letztlich aber aus persönlichen Gründen anderweitig entschieden haben."
Die Landarztbörse (Praxisbörse für die Arztpraxis-Vermittlung) erklärt es in einem Artikel so: Anziehungsmagnet seien vor allem das urbane Lebensgefühl und die vielfältigen kulturellen Angebote, die in den kleinen Kommunen aufgrund klammer Kassen allzu oft dem Rotstift zum Opfer fielen. "Dies trifft auf unsere schöne Gemeinde aber wahrlich nicht zu", meinen die beiden Ärzte.