Von Jörn Ludwig
Neckar-Odenwald-Kreis. Anders als im benachbarten Landkreis Heilbronn, wo die Zahl der Wohnungseinbrüche von 326 im Jahr 2014 auf 493 im vergangenen Jahr um ganze 51,2 Prozent in die Höhe geschossen ist, sind die im Neckar-Odenwald-Kreis registrierten Fälle in diesem Zeitraum kaum angestiegen: Hier wurden mit 90 Einbrüchen lediglich drei mehr als 2014 verzeichnet. Im Main-Tauber-Kreis blieb die Zahl mit 72 angezeigten Fällen sogar gleich.
Damit liegen der Neckar-Odenwald- und der Main-Tauber-Kreis nur leicht über dem Landesdurchschnitt, der 2015 erstmals seit acht Jahren einen Rückgang auswies, wie Innenminister Reinhold Gall am Donnerstag bei der Vorstellung der Einbruchsstatistik bekannt gab.
Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 1008 Einbrüche im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Heilbronn angezeigt, 2014 waren es 806. Neben den hohen Zahlen im Stadt- und Landkreis Heilbronn "verhageln" auch die im Hohenlohekreis registrierten Taten die Statistik des Polizeipräsidiums - dort wurden mit 97 Einbrüchen 16 mehr als im Vorjahr angezeigt, was einer Steigerung von 36,6 Prozent entspricht.
Im Stadtkreis Heilbronn gab es im letzten Jahr zwar nur sechs Fälle mehr als 2014, dafür aber mit 214 Einbrüchen pro 100 000 Einwohner mit Abstand die höchste Quote. Auf den Plätzen zwei und drei folgen der Landkreis Heilbronn mit 150 und der Hohenlohekreis mit 89. Im Neckar-Odenwald-Kreis gab es 64 Einbrüche pro 100 000 Einwohner, im Main-Tauber-Kreis 55. Einer der Gründe für das schlechte Abschneiden des Stadt- und Landkreises Heilbronn dürfte die gute Verkehrsanbindung sein, ein anderer die hohe Zuwanderungsrate.
Sowohl bei der Zahl der Einbrüche als auch in Bezug auf die Aufklärungsquote steht das Polizeipräsidium Heilbronn im Landesvergleich äußerst schlecht da. Um das zu ändern, ist im Herbst 2014 die "Ermittlungsgruppe Wohnung" eingerichtet worden, die bereits in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres erste Erfolge verzeichnen konnte.
Insgesamt 101 Tatverdächtige zu Wohnungseinbrüchen wurden 2015 im Präsidiumsbereich ermittelt. Davon hatten 43 die deutsche Staatsangehörigkeit, die restlichen Personen waren Nichtdeutsche, insbesondere georgischer (19) und kosovarischer (zehn) Herkunft.
Die Zahl der von Tätern aus diesen Ländern begangenen Straftaten steigt seit geraumer Zeit im gesamten Bundesgebiet. Oft stecken organisierte Banden dahinter, die ihre Mitglieder mit einer dreisten Masche nach Deutschland holen: Sie stellen Asylanträge - die zwar abgelehnt werden, aber während der Bearbeitung den Tätern genügend Zeit verschaffen, um Straftaten zu begehen. Dazu gehören auch Ladendiebstähle. Erst letzte Woche wurden in Neckarelz zwei aus Georgien stammende Ladendiebe festgenommen, denen noch weitere Straftaten zur Last gelegt werden.
Bei der Aufklärung von Wohnungseinbrüchen sehen die Verantwortlichen des Polizeipräsidiums Heilbronn Licht am Ende des Tunnels: Gerade erst in den letzten Wochen lief die Fahndung nach Tätern besonders erfolgreich. Alleine seit November 2015 nahm die Polizei rund 30 Verdächtige fest, die meisten von ihnen sitzen derzeit in Untersuchungshaft und warten auf ihren Prozess.
Einer der jüngsten Fälle ereignete sich vor gut zwei Wochen in Bad Rappenau. Die drei Täter wurden vom Hausbesitzer überrascht und von der sofort alarmierten Polizei auf der Flucht gestellt. Das Diebesgut hatten sie noch bei sich. Bei den anschließenden Durchsuchungen in einer Asylbewerberunterkunft im Bereich Heilbronn fanden die Ermittler umfangreiches Beweismaterial, hauptsächlich Diebesgut aus anderen Einbrüchen. Vier weitere Personen rückten dabei ebenfalls ins Visier der Ermittler. Einer davon - er wies sich mit falschen Personalien aus - wurde bereits mit Haftbefehl gesucht. Mittlerweile stehen die Personen im Verdacht, an 16 Wohnungseinbrüchen beteiligt gewesen zu sein.
Polizeipräsident Hartmut Grasmück ist angesichts dieser jüngsten Erfolge "zuversichtlich, die im vergangenen Jahr noch unbefriedigend niedrige Aufklärungsquote im laufenden Jahr deutlich steigern zu können".
Auch 2015 blieben, ebenso wie bereits im Jahr 2014, knapp die Hälfte aller Wohnungseinbrüche im Versuchsstadium stecken. Diesen Umstand führt die Polizei nicht zuletzt auch auf die präsidiumsweit insgesamt 2116 sicherungstechnischen Beratungen im Jahr 2015 (im Jahr zuvor waren es 1197) zurück. Das Wichtigste für erfolgreiche Fahndungsmaßnahmen sei, so Grasmück, jedoch die Aufmerksamkeit eines jeden Bürgers. "Nur wenn möglichst sofort über die Notrufnummer 110 die Polizei von verdächtigen Personen, Fahrzeugen oder Wahrnehmungen verständigt wird, können wir schnell und mit guten Erfolgsaussichten agieren."