Bildungsreferent Ulrich Neubert, Pfarerin Dr. Annegret Ade und Koordinatorin Birgit Schmidt suchen Mitarbeiter unter dem Motto 'Menschen für das Abenteuer Leben'. Foto: Blüthner
Von Judith Blüthner
Mosbach. "Menschen müssen nicht alleine auf die Welt kommen, und Menschen müssen nicht alleine gehen." Auf diesem Leitmotiv baut die Arbeit des ambulanten ökumenischen Hospizdienstes Mosbach auf, erklärt Ulrich Neubert vom Bildungszentrum im Ökumenischen Zentrum. Wenn Hospizarbeit gut laufe, so meint auch Dr. Annegret Ade, Pfarrerin in Fahrenbach und Mitarbeiterin des Hospizdienstes, dann funktioniere das Netzwerk zwischen dem Krankenhaus, Ärzten, Palliativmedizinern und den Mitarbeitern der Familienhilfen. Aus diesem Grund heraus bietet der Hospizdienst auch Schulungen für die Mitarbeiter der Sozialdienste an. "Hospizarbeit ist immer ergänzend gedacht."
"Jedes Jahr sterben in Deutschland 800.000 Menschen, dennoch haben wir das Sterben in unserer Gesellschaft weit nach draußen gedrängt." Ulrich Neubert, Birgit Schmidt und Annegret Ade, die im Januar mit der Ausbildung neuer ehrenamtlicher Mitarbeiter beginnen, ist es wichtig, herauszustellen, wie wertvoll die etwas andere ehrenamtliche Tätigkeit für alle Seiten sein kann.
"Es braucht viel Fingerspitzengefühl, um den passenden Mitarbeiter in eine Familie zu schicken", meint Birgit Schmidt. Ein Grund, warum die Koordinatorin bei den Erstbesuchen immer dabei ist. Wichtig ist, dass es auf der zwischenmenschlichen Ebene klappt. "Leben bis zuletzt", und das genussvoll und mit allen Sinnen, so sollte die ideale Begleitung auf dem letzten Weg aussehen. Da kann man auch mal nur auf das Baumstück gehen, erinnert sich Schmidt an einen ihrer Besuche und lächelt.
Annegret Ade weiß aus Erfahrung: "Wir sitzen mit unserem Leben immer mit im Boot." Um offen zu sein für andere, ist es wichtig, ein Gespür für die Eigenwahrnehmung und für die Umgebung zu haben. Und genau das lernt man nicht in einem "Crashkurs", ärgert sich Ulrich Neubert über den oft lapidaren Umgang mit dem Thema. Die Ausbildung als Sterbebegleiter nehmen Neubert, Schmidt und Ade sehr ernst. An acht Grundabenden, verteilt über ein Jahr, sowie in zehn Praktikumsbesuchen und einem gemeinsamen Wochenende, bilden sie zu dritt aus. "Wir wollen Vielfalt in den Kurs bringen", die Kurstermine stehen schon zu Beginn fest. Sie sind so angelegt, dass man prozesshaft und langsam in das Thema hereinkommen kann. Grundlage für den Kurs ist das "Celler Modell".
Voraussetzung für die Teilnahme ist zunächst einmal, Freude am Leben zu haben. "Menschen, die sich für den Kurs entscheiden, müssen mit beiden Beinen im Leben stehen". Das heiße aber nicht, sich in allem sicher sein zu müssen, oder keine Zweifel haben zu dürfen. Das Lernen in der Gruppe lehrt auch große Behutsamkeit im Umgang miteinander. Zu wissen: "In der Gruppe darf ich schwach sein, ich kann mich fallen lassen", erklärt Neubert, ist wichtig. Denn auch in der Arbeit soll die Gruppe später helfen. Regelmäßige Abende helfen, sich über das Erlebte auszutauschen. Psychohygiene, Supervision sind unabdingbar. Für die Hospizdienstmitarbeiter gilt die Schweigepflicht. Nichts, was in der Gruppe besprochen wird, dringt nach außen.
Wer in der Ausbildung nach einem Handbuch sucht, der wird enttäuscht. Jeder Mensch ist anders, jeden Tag gilt es spontan wahrzunehmen und zu reagieren. Kursinhalt ist daher lernen, offen für das Gegenüber zu sein. Den zu Begleitenden anzunehmen ohne zu werten, ihm mit Respekt und Würde zu begegnen. Grundlegend dafür, da ist sich das Ausbilderteam einig, ist das christliche Menschenbild. Außerdem dürfen auch die, die zurückbleiben, nicht vergessen werden. Auch für sie sind die Mitarbeiter vom Hospizdienst da. Vor allem geht es darum, Spaß am Leben zu haben.
"Die Arbeit im Hospizdienst ist eine Bereicherung für das eigene Leben, da sind sich alle einig. "Seit ich für den Hospizdienst arbeite, nehme ich meine Umgebung viel bewusster wahr, gehe sehr viel sorgsamer mit mir um", fügt Annegret Ade noch hinzu. Den Kurs zu belegen und damit den ersten Schritt zur Hospizarbeit zu gehen, bedeute vor allem, sich auf ein spannendes Abenteuer zu sich selber einzulassen.