Der Abzug aus Mannheim stinkt
Zelte nun in Ludwigshafen aufgeschlagen - Gastspiel bis 19. August in Edigheim

Stefan Frank, Alexandra Finckh mit dem Jüngsten, Alessio Frank, sowie die Söhne Fernando, Jason und Sergio (v.l.) laden ab dem kommenden Samstag in einen Streichelzoo mit den Dromedaren und weiteren Tieren sowie mit Zauber- und eine Varietéshows ein. Foto: Privat
Von Alexander Albrecht
Mannheim/Ludwigshafen. Heute hier, morgen dort: Die Zirkusfamilie Frank kennt das Herumreisen. Das ständige Weiterziehen ist Teil ihrer Identität. Oder vielmehr: war.
Denn die Franks wollen sesshaft werden, am liebsten in Mannheim oder zumindest in der Region. Doch das ist und bleibt schwierig, vielleicht sogar unmöglich. Vor drei Jahren ist der Zirkus, früher bekannt als "Luna", an der Riedspitze in Mannheim-Sandhofen gestrandet. Eine Zugmaschine war liegen geblieben, nichts ging mehr.
Die Nerven bei Stefan Frank, seinen Eltern, Lebensgefährtin Alexandra Finckh und den vier Kindern lagen ohnehin schon blank. Am frühen Morgen des 13. Juni 2015 war der Zirkuselefant "Benjamin" beim Gastspiel in Buchen aus seinem Gehege gelaufen - wie das passieren konnte, ist bis heute unklar. Der Dickhäuter tötete einen 65-jährigen Spaziergänger.
Der Familie schwebt eine Kinder- und Jugendfarm mit Zirkusvorführungen, Streichelzoo und Ponyreiten vor. Immerhin umfasst der Zirkus rund 40 Tiere - unter anderem Katzen, Hunde, Ziegen, Esel, Ponys und Dromedare.
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Im Notquartier an der Riedspitze blieb es aber bei der Idee. Erstens gelang es den Franks und der Stadt Mannheim nicht, ein wirtschaftliches Konzept zu erarbeiten, das die Existenz der Zirkusleute gesichert hätte. Deshalb durfte die Familie auch kein Gewerbe betreiben.
Und zweitens drängten die umliegenden Vereine und ein Unternehmen darauf, dass der Tross die provisorische Bleibe verlässt. Hinzu kam: Die Suche nach einem neuen Grundstück in Mannheim blieb trotz mehrerer Anläufe bis zuletzt erfolglos.
"Also mussten wir jetzt abziehen", seufzt Alexandra Finckh am Telefon - "auch wenn uns das schon stinkt". Der Zirkus hat seine Zelte nun auf einem Privatgelände im Ludwigshafener Stadtteil Edigheim, am Ostring, aufgeschlagen.
Vom kommenden Samstag, 28. Juli, bis Sonntag, 19. August, lädt die Familie an mehreren Tagen in den Streichelzoo ein und zeigt im "mobilen Tiererlebnispark" Zauber- und Varietéshows. "Auch Pony- und Dromedarreiten ist möglich", sagt Alexandra Finckh, die als Zirkussprecherin fungiert. Zur Eröffnung beträgt der Eintrittspreis vier Euro.
Und nach dem Gastspiel? "Dann geht es weiter, klar", so Finckh. Aktuell liefen Verhandlungen zum nächsten Standort, "wahrscheinlich können wir in der kommenden Woche mehr darüber sagen". Auch wenn in den Worten von Alexandra Finckh viel Enttäuschung mitschwingt, ist sie der Stadt Mannheim dankbar für deren Hilfe, denk der eine der beiden Zugmaschinen repariert werden konnte. Die andere sei alt und vor allem kaputt.
Und obwohl die Familie mit ihrem Plan, in der Quadratestadt zu bleiben, "kläglich gescheitert" sei, ist die Artistin stolz darauf, keine öffentlichen Gelder bezogen zu haben. "Weil wir beweisen wollten, dass wir es ernst meinen", sagt Finckh.
Inzwischen liegt dem Zirkus nach zweijähriger Wartezeit auch die Erlaubnis nach Paragraf 11 des Tierschutzgesetzes vor. Damit kann und darf die Familie mit den Tieren weiterziehen. "Wir haben bereits erste Angebote für 2019", freut sich Finckh.
Ganz egal, wohin es den Zirkus auch immer ziehen mag: Die Artisten hoffen weiterhin auf ein Gelände mit circa einem Hektar Fläche. In der Region. "Das wäre bombastisch", sagt Finckh. Zumal die Familie in der Kurpfalz Freunde und Unterstützer gefunden hat und die beiden mittleren Kinder bis zu den Sommerferien in der Mannheimer Neckarstadt zur Schule gingen und Fortschritte machten.
Ja, und dann sind da auch noch die betagten Großeltern, die ärztliche Hilfe brauchen. "Sie lieben ihre Familie und die Tiere", erzählt Finckh, aber eigentlich wolle man den Senioren das ständige Reisen nicht mehr zumuten. Doch genau danach sieht es gegenwärtig aus. Heute hier, morgen dort.