Wiesloch. (pol/mün) Einen Tag nach dem Großfeuer bei der AVR in Wiesloch hat sich die Polizei mit den ersten Ergebnissen der Ursachenforschung gemeldet. Die Brandermittler haben keine Hinweise auf eine Straftat, also Brandstiftung, gefunden, heißt es in der Mitteilung. Derzeit gehe man davon aus, dass sich der Restmüll selbst entzündet habe. Das könne mit den hohen Temperaturen und der Sonneneinstrahlung zusammenhängen.
Update: 28. August 2019, 12.45 Uhr
Von Sebastian Lerche und Stefan Hagen
Wiesloch/Rhein-Neckar. Beim ersten Alarm gegen 1 Uhr morgens am Dienstag war noch von einem "undefinierbaren Kleinfeuer" auf dem Gelände des kreiseigenen Entsorgungsbetriebs in den Wieslocher Bruchwiesen die Rede. Bereits wenige Augenblicke später gingen weitere Notrufe ein, die ein "mögliches Großfeuer" meldeten. Schließlich herrschte Gewissheit über das Ausmaß des Brandes: Ein großer Feuerschein habe den Weg zum Betriebsgelände der AVR-Anlage Wiesloch gewiesen, berichtet Feuerwehrsprecher Marco Friz.
Vor Ort bietet sich den Einsatzkräften dann ein geradezu infernoartiger Anblick: Auf einer Fläche von rund 4000 Quadratmetern stehen Mulch- und Komposthaufen sowie daneben gelagertes Holz lichterloh in Flammen. Jetzt ist guter Rat teuer.
Ein Glücksfall für die Feuerwehr ist dabei der nahe gelegene Leimbach. Um den großen Löschwasserbedarf zu decken, wird zusätzlich Wasser aus dem Bach gesaugt. "Eine unerschöpfliche Quelle", freut sich Marco Friz. Mit zwei Radlagern, die auf dem Betriebsgelände stehen, werden Materialien umgelagert, damit die Flammen keine neue Nahrung finden.
Schließlich ziehen die Einsatzkräfte den Abfall mit einem Bagger auseinander und verhindern so, dass sich die Flammen weiter ausbreiten. "In mühevoller Kleinarbeit", wie Feuerwehrsprecher Friz betont, werden die Flammen nun gelöscht und noch glimmendender Brandschutt umgelagert. Nachlöscharbeiten sind noch bis Mittag in vollem Gange. Insgesamt sind rund 90 Floriansjünger im Einsatz.
Eine Gefahr für Anwohner habe laut Polizei nicht bestanden Auch die Rheintalbahn, die sich in der Nähe des Brandorts befindet, sei von dem Feuer nicht betroffen gewesen, der Zugverkehr habe nicht eingestellt werden müssen, hieß es.
"Es war ein sehr intensives Feuer", berichtet Wieslochs Oberbürgermeister Dirk Elkemann, der sofort an den Ort des Geschehens geeilt war. "Den Feuerschein konnte ich von zu Hause sehen, das ist Luftlinie sicher mehr als ein Kilometer." Entsprechend hätten auch viele Anrufe aus der Bevölkerung ihn und die Einsatzkräfte erreicht - "allerdings glücklicherweise nicht wegen Beschwerden durch Geruch oder Qualm", sagt Elkemann. Offenbar habe der Wind den Rauch schwach, aber beharrlich nach Westen, Richtung Walldorf, Oftersheim und Sandhausen, getrieben - was Messungen der Wehren bestätigte hätten.
"Die Flammen waren enorm hoch, die Hitze konnte man noch in über 100 Metern Entfernung spüren", schildert der Oberbürgermeister seine Eindrücke. Beeindruckt zeigte er sich von Einsatzbereitschaft und Können der Feuerwehrkräfte, die ein Übergreifen der Flammen etwa auf Holzhackschnitzel und Sperrmüll weitgehend verhindern konnten. "Der Brand war nie außer Kontrolle."
In der Frühphase des Einsatzes sei der Rauch von dem Gelände aus nahezu senkrecht in den Nachthimmel gestiegen, ergänzt Feuerwehrsprecher Friz. Dennoch habe man sich entschieden, aufgrund möglicher Schadstoffbelastungen in er Luft Messfahrten durch die Feuerwehren Walldorf und Leimen durchführen zu lassen. Diese seien zwar allesamt negativ verlaufen, dennoch sei die Bevölkerung vorsorglich durch die Warn-Apps Nina und KatWarn informiert worden.Zudem seien Radiodurchsagen in Auftrag gegeben worden.
Da sich aber am Morgen die Thermik geändert und der Rauch im Bereich Walldorf zu starken Geruchsbelästigungen geführt habe, habe man sich dazu entschlossen, die Bevölkerung durch Sirenen zu warnen sowie ein Bürgertelefon einzurichten. Beim Messeinsatz war die Walldorfer Feuerwehr mit zwei Fahrzeugen unterwegs, berichtet Kommandant Frank Eck. Unterstützt habe von den Leimener Kameraden bekommen. Schadstoffe in der Luft habe man nicht erwartet, weil überwiegend Holz und Hackschnitzel gebrannt hätten. Dennoch hätten die Messfahrzeuge das gesamte Walldorfer Stadtgebiet abgefahren.
In der Frühphase des Einsatzes sei der Rauch offenbar weit nach oben getragen worden, sodass Walldorf nicht betroffen gewesen sei. Erst als das Feuer kleiner geworden sei, habe sich die Qualmwolke gesenkt. Dann hätten sich laut Eck die Anrufe wegen Geruchsbelästigung oder Atembeschwerden gehäuft. Der Rauch habe sich über ganz Walldorf verteilt, erläutert Eck, sodass gegen 8 Uhr über die im Stadtgebiet verteilten Sirenen und Banddurchsagen gewarnt und geraten wurde, Fenster und Türen zu schließen.
Zu keinem Zeitpunkt seien gesundheitsgefährdende Stoffe gemessen worden, betont Frank Eck, "auch nicht am Brandherd". Aber der Geruch, teilten RNZ-Leser mit, sei stark und teils beißend gewesen - sogar auf der Autobahn. Hätte man den Rauch schon in der Nacht wahrgenommen, so Eck, "hätten wir früher gewarnt, wir haben aber keine Notwendigkeit gesehen".
Die Bürger seien über die die Warn- und Informationssysteme für Mobiltelefone, "KatWarn" und "Nina" bereits kurz nach Alarmierung der Einsatzkräfte auf den Brand hingewiesen worden. Während der Löscheinsatz lief, hätten neun Feuerwehrleute mit einem Fahrzeug die Einsatzbereitschaft für Wiesloch und Umgebung übernommen und so den Brandschutz sichergestellt.
Dass sich der Qualm über ganz Walldorf verteilte, machten nicht nur Rückmeldungen von Bürgern an die RNZ deutlich. Wegen der Geruchsbelästigung musste auch das Team des "Zeltspektakels" reagieren. Das Kleinkunstfestival findet auf dem Grillhüttengelände am Tierpark, also von Wiesloch gesehen am anderen Ende Walldorfs, statt. Festivalleiter Jürgen Vogel erklärte, das Training der Kinder vom Mitmachzirkus Sorriso sei zunächst abgebrochen und dann nach drinnen verlegt worden.
Im Walldorfer Rathaus war die Erleichterung zu spüren, dass keine Schadstoffe gemessen wurden. Wie Erster Beigeordneter Otto Steinmann erklärte, sei er gegen 7.30 Uhr von der Feuerwehr informiert worden. Anschließend habe er sich mit dem Team um Kommandant Frank Eck getroffen.
Gemeinsam habe man dann entschieden, über das Internet und schließlich auch akustisch über die Sirenen zu warnen. Für frühere Warnungen haben man keinen Anlass gesehen - zum einen wegen der negativen Messungen, zum anderen, weil Beschwerden von Bürgern die Verantwortlichen davor nicht erreicht hätten.
Update: 27. August 2019, 19.45 Uhr
Wiesloch. (pol/mare/jubu) Auf dem AVR-Gelände in Wiesloch hat es in der Nacht auf Dienstag einen Großbrand gegeben. Das berichtet die Polizei.
Kurz vor 1 Uhr klingelten die Notrufe beim Führungs- und Lagezentrum der Polizei Mannheim und der Integrierten Leitstelle Rhein-Neckar. Besorgte Menschen aus Wiesloch, Walldorf und Nußloch hatten den Notruf verständigt. Auf der AVR-Deponie in der Straße Bruchwiesen waren aus bislang unbekannter Ursache ein Mulch- und Komposthaufen sowie zerkleinertes Altholz sowie Sperrmüll auf einer Fläche von 40 mal 100 Metern in Brand geraten. "Glücklicherweise waren keine Gebäude betroffen und ein Übergreifen der Flammen auf angrenzende Hallen konnte verhindert werden", berichtete Jürgen Bodri von der Feuerwehr Wiesloch vor Ort.
Bei dem Brand entstand eine meterhohe Rauchsäule. Eine Gefahr für Anwohner bestand jedoch laut Polizei nicht. Auch die Rheintalbahn, die sich in der Nähe des Brandorts befindet, sei von dem Feuer nicht betroffen, hieß es.
Um die enormen Mengen Holz und Sperrmüll ablöschen zu können, benötigten die Wehrleute viel Wasser. "Da das Hydrantennetz im Außenbereich von Wiesloch relativ schwierig ist, mussten wir Schlauchleitungen zu einem Bach in der Nähe legen, um die benötigten Mengen Wasser an die Einsatzstelle zu bekommen", ergänzte Bodri.
Über 70 Feuerwehrleute aus Wiesloch, Baiertal, Frauenweiler, Schatthausen, Rauenberg, Walldorf und Leimen waren im Einsatz. Letztere fuhren mit einem Messwagen rund um die Einsatzstelle und maßen die Schadstoffbelastung rund um den Brandort. Anwohner in St. Leon-Rot und Walldorf wurden vorsorglich über die Warn-App Nina gebeten, Fenster und Türen geschlossen zu halten.
Für die Löscharbeiten war auch ein Bagger im Einsatz, der den Abfallhaufen auseinanderzog. Letztendlich entschied sich die Feuerwehr den Abfall kontrolliert abbrennen zu lassen. Bis in die Morgenstunden waren Feuerwehrleute aus der Umgebung so im Einsatz.
Die Feuerwehr in der benachbarten Stadt Walldorf hielt Anwohner aber dazu an, wegen der Rauchentwicklung und des Geruchs Fenster und Türen geschlossen zu halten. Die Einsatzkräfte prüften, ob sich Schadstoffe in der Luft befinden. Die Messungen ergaben nach Angaben der Feuerwehr zunächst keine Auffälligkeiten.
Über die Höhe des entstandenen Sachschadens lagen am Morgen noch keine Angaben vor.
Die AVR-Anlage bleibt nun bis auf Weiteres geschlossen. Das teilt die AVR via Twitter mit. Wer Müll abzugeben habe, könne dies ausweichend in den Anlagen Ketsch oder Sinsheim tun.
Aufgrund eines Brandes bleibt die AVR Anlage Wiesloch bis auf weiteres geschlossen. Ausweichmöglichkeiten bestehen bei den AVR Anlagen Ketsch (An der L 722) und Sinsheim (An der B 292, Gewann "Saugrund").
— AVR Kommunal GmbH (@avr_kommunal)
August 27, 2019
Update: Dienstag, 27. August 2019, 12.59 Uhr
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