Von Carsten Blaue
Mannheim/Weinheim/Heidelberg. In den Ankündigungen erster Lockerungen von Beschränkungen in der Coronakrise sind die Kirchen außen vor geblieben. Dennoch hoffen die christlichen Gemeinden auch in der Region darauf, in absehbarer Zeit wieder Gottesdienste mit den Gläubigen in den Kirchen feiern zu können. Entsprechende Signale gab es am Donnerstag aus Heidelberg und Mannheim. Ein klares Bekenntnis zum momentanen Verzicht kam dagegen aus Weinheim.
Gottesdienste unter Beteiligung der Gemeinden sind gemäß der Landesverordnung seit Mitte März verboten. Die Kirchen haben darauf unter anderem mit verstärkten Angeboten im Internet reagiert, zum Beispiel mit der Übertragung von Gottesdiensten. Doch "die Sehnsucht und das Bedürfnis nach Halt und Vergewisserung" würden sich von den Kirchen nicht dauerhaft online stillen lassen, schrieb etwa der Dekan der evangelischen Kirche in Mannheim, Ralph Hartmann, in einer gemeinsamen Mitteilung mit seinem katholischen Kollege Karl Jung. Hartmann und Jung verwiesen diesbezüglich auf die Bedeutung der Kirchen in der Krise: "Auch wir sind Teil der Anstrengung, das durch die Corona-Pandemie verursachte Leid zu lindern." Für die Kirchen stehe dabei ebenfalls der Schutz der Gesundheit und des Lebens im Vordergrund.
Deshalb hätten die Gemeinden die Einschränkungen von Kontakten und Gottesdiensten in den vergangenen Wochen mitgetragen, "auch wenn uns das gerade in der Kar- und Osterzeit außerordentlich schwer gefallen ist", so die Dekane. Die von der Gesellschaft mitgetragenen Vorsichtsmaßnahmen hätten eine unkontrollierte Ausbreitung des Coronavirus verhindert. Aber die notwendigen Veränderungen und die damit verbundenen Unsicherheiten hätten auch zu "schmerzlichen Auswirkungen" geführt. So setzen die Dekane jetzt auch Hoffnungen in die angekündigten Gespräche der Bischöfe mit der Landesregierung.
Auch er und viele Christen des Dekanats hätten gerade zu Ostern die "Gottesdienstgemeinschaft" schmerzlich vermisst, so der Dekan des Katholischen Dekanats Heidelberg-Weinheim, Alexander Czech, in einer Stellungnahme auf RNZ-Anfrage: "Das Kontaktverbot trifft uns als Kirche ins Mark". Dennoch wolle man mit aller Entschiedenheit einen Beitrag zur Beendigung der Pandemie leisten. Dafür verzichte man schweren Herzens auch weiterhin auf gemeinsame Gottesdienste.
Aber, so Czech: "Natürlich wäre es schön gewesen, wenn uns die politischen Entscheidungen eine Perspektive eröffnet hätten. Denn wir sind fest überzeugt, dass die gemeinsame Feier von Gottesdiensten die Menschen stärkt und so auch ein wichtiger Dienst für unsere Gesellschaft in der Krise ist." Darüber, wie solche Feiern ohne Ansteckungsgefahr möglich sein könnten, mache man sich bereits Gedanken, so Czech. Die Größe der Kirchen böte hier Möglichkeiten. Trotzdem sei eine Erfahrung der vergangenen Wochen, dass Kirche trotz des Gottesdienstverbots nicht am Ende sei. Kirche finde auch in der Krise statt – ohne physische Begegnung: "Diesen Weg werden wir zunächst weitergehen".
Das kündigte auch die Dekanin des Evangelischen Kirchenbezirks Ladenburg-Weinheim, Monika Lehmann-Etzelmüller an. Die Erfahrung in der Krise werde die Kirche dauerhaft verändern: "Sie wird mutiger werden, neue Wege zu gehen, um Menschen zu erreichen." So ist nach positiven Rückmeldungen konkret in Weinheim geplant, bis Mai Sonntagsandachten digital anzubieten. Den Christen würden die Gottesdienste gleichwohl fehlen. Gerade das Osterfest habe das gezeigt. Aber: "Trotzdem halte ich es für richtig, dass wir jetzt verzichten." Dies sei der Dienst, "den wir jetzt an der Gesellschaft tun können", so Lehmann-Etzelmüller. Auch wenn sie die Gottesdienste als Pfarrerin "und Mensch" eigentlich nicht gut missen kann. Viren würden aber vor Kirchentüren nicht Halt machen. Sie verwies hier auf Ansteckungen in einem Gottesdienst in Südkorea oder bei einem Kirchenkonzert in Westfalen.
Der Verzicht erschüttere auch nicht das Grundrecht freier Religionsausübung oder sei Anzeichen für dessen Bedeutungsschwäche, so die Dekanin. Im Gegenteil: "Es zeigt vielmehr, wie stark das Grundrecht ist." Doch auch Lehmann-Etzelmüller denkt an die Zeit danach: "Ich kann mir vorstellen, mehrere Gottesdienste zu unterschiedlichen Zeiten anzubieten."
Auch eine Rückkehr zur ersten Regelung mit einer Begrenzung auf 100 Personen könne man übergangsweise in vielen Gemeinden umsetzen: "Allerdings müssen wir auch dann noch auf vieles verzichten: Wir könnten kein Abendmahl halten und nicht taufen. Unsere Konfirmationen und Jubelkonfirmationen haben die meisten Gemeinden bereits abgesagt und in den Herbst verschoben."