Schon ein Klassiker: Der Verkehr staut sich auf der Kurt-Schumacher-Brücke in Richtung Mannheim. Foto: Gerold
Von Harald Berlinghof
Rhein-Neckar. "Wir sehen uns bestätigt, dass hinsichtlich einer dritten Rheinquerung zwischen Mannheim und Ludwigshafen keine Tür zugeschlagen werden sollte", sagte Manfred Schnabel, Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Rhein-Neckar, nach der Vorstellung einer Studie zum Thema Erreichbarkeit im Planungsausschuss des Verbands Region Rhein-Neckar (VRRN).
Zwar beinhalte das Gutachten keine explizite Forderung nach einer weiteren Brücke, ergänzte Jürgen Vogel, stellvertretender Hauptgeschäftsführer der IHK Pfalz. Es zeige aber, dass eine dritte Querung durchaus angedacht werden könne, zumal die Verkehrsinfrastruktur Kapazitätserweiterungen benötige.
Probleme bei Hochstraßen machen Pendlern zu schaffen
Die Studie legt dar, dass die meiste Reisezeit in der Region über das Tag hinweg morgens zwischen Mannheim und Ludwigshafen verloren geht. Sowohl die Konrad-Adenauer- als auch die Kurt-Schumacher-Brücke stießen insbesondere wegen der Probleme mit den beiden Hochstraßen Nord und Süd an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
"Im Ergebnis zeigen sich die höchsten Reisezeitverluste am Rhein. Durch den Zentrumscharakter innerhalb der Region liegt dort ein Großteil der Arbeitsplätze, sodass entsprechende Pendlerströme sich vor allem in den Morgenstunden zentrieren", heißt es in der Studie. Bei genauerer Betrachtung dieser Morgenspitze zeigen sich die größten Verluste bei Verbindungen innerhalb Baden-Württembergs (25 Prozent), beim rheinquerenden Verkehr (18 Prozent) und bei Verbindungen innerhalb von Rheinland-Pfalz, konkretisiert die Expertise.
Die Reisezeitverluste in der Studie stützen sich auf einem Referenzwert, der um drei Uhr nachts erhoben wurde. Beim Verkehr in Richtung Mannheim liegen sie durchschnittlich bei 28 Prozent zusätzlich, im Maximum bei 72 Prozent über der Nachtreisezeit. Beim Verkehr hinüber nach Ludwigshafen sind es 25 Prozent im Schnitt und 93 Prozent in der Spitze, womit sich die Reisezeit fast verdoppelt.
Angesichts dieser Zahlen sieht nicht nur Schnabel Handlungsbedarf, um die betroffenen Pendler, Warenverkehre und Käuferschichten zu entlasten. Mitarbeiter kommen gestresst aus dem Stau ins Büro, zu spät gelieferte Produkte unterbrechen die Just-in-time-Strategien der Unternehmen. Genervte Käufer bleiben sogar ganz weg und gehen lieber im Internet auf Shopping-Tour.
Landrat Stefan Dallinger, Verbandsvorsitzender der Metropolregion Rhein-Neckar, betonte, dass kurzfristige Maßnahmen wie die Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs und ein verbessertes Baustellen-Management nötig seien, dass aber die Erstellung eines Verkehrsmodells für die gesamte Region die Steuerungsmöglichkeiten entscheidend verbessere.
Dafür lieferte die jetzt vorgelegte Studie eine gute Grundlage jenseits allen gefühlten Ärgers der Autofahrer. Auch wenn diese Situation vor allem den Baumaßnahmen an den Hochstraßen Ludwigshafens geschuldet ist und deshalb eine Momentaufnahme – die Jahre andauern wird – darstellt, werde sich die Situation in Zukunft nicht verbessern. Das prophezeit die Studie bis 2030.
Aufgrund einer wachsenden Zahl von Erwerbstätigen in der Metropolregion, mehr Pendlern und eines zunehmenden Güterverkehrs auf der Straße erwartet das Planungsbüro Inovaplan, das das Gutachten im Auftrag des Verbands und der beiden örtlichen IHKs Pfalz und Rhein-Neckar erstellt hatte, insgesamt mehr Verkehr innerhalb der Metropolregion Rhein-Neckar. In der Tendenz ähnlich, wenn auch leicht weniger deutlich, gelten diese Zahlen auch für Heidelberg als drittes Oberzentrum. Der Untersuchungsraum umfasst allerdings neben den drei Oberzentren nur die Pfälzer Kommunen sowie 28 Städte und Gemeinden es Rhein-Neckar-Kreis sowie zehn entlang der badischen Bergstraße.
Der gesamte Raum östlich von Heidelberg inklusive des Neckar-Odenwald-Kreises war nicht Teil der Untersuchung. Diese geografische Begrenzung war wegen der zu erwartenden Datenmengen von den Auftraggebern vorgegeben worden.