Für viele ist der Rhein eine Barriere. Für die Interessenvertreter der Unternehmen und Händler ist der Fluss als Transportweg mit seinen Häfen aber vielmehr ein Standortvorteil. Foto: Gerold
Von Carsten Blaue
Ludwigshafen. Gemeinsam repräsentieren sie 160.000 Unternehmen und wollen ihren Belangen mehr Aufmerksamkeit in den Ländern und im Bund verschaffen. Daher vertiefen die vier regionalen Industrie- und Handelskammern (IHK) Pfalz, Rhein-Neckar, Darmstadt Rhein Main Neckar und Rheinhessen ihre Zusammenarbeit. Wenn es um gemeinsame Interessen geht, soll man das künftig auch sehen. Daher haben sie sich für solche Fälle die Marke "IHK Metropolregion Rhein-Neckar" gegeben, bleiben aber rechtlich eigenständig. Ihre neue Kooperation und ein Positionspapier zu verschiedenen Themen stellten die Kammern am Dienstag in Ludwigshafen vor.
Es überrascht wenig, dass viel vom Verkehr die Rede war. Und dabei ging es nicht nur um Hochstraßen. "Wir müssen die gesamte Metropolregion im Blick behalten und da bleibt festzuhalten, dass von den acht Rheinverbindungen derzeit vier nur eingeschränkt nutzbar sind", sagte IHK Pfalz-Präsident Albrecht Hornbach. Auch im Süden gebe es Handlungsbedarf: "Die Brücke zwischen Wörth und Karlsruhe nutzen täglich 85.000 Fahrzeuge. Sie ist seit Jahren stark überlastet. Die bereits fertig geplante zweite Rheinquerung muss daher schnell realisiert werden. Da muss auch die Metropolregion Rhein-Neckar deutlich Flagge zeigen."
Hornbachs Kollege von der Kammer Rhein-Neckar, Manfred Schnabel, unterstrich, wie sehr die Unternehmen, Pendler und Kunden momentan unter den Verkehrszuständen leiden. Mit Blick auf Ludwigshafen sagte er: "Wir befürworten die Ankündigung, mit den Rückbaumaßnahmen an der Hochstraße Nord erst zu beginnen, wenn die Hochstraße Süd wieder funktionsfähig ist." Zudem hofft er auf das geplante Gesetz zur Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren im Verkehrsbereich.
Für manche ist der Rhein zurzeit vor allem eine Barriere. Für Andrea Wensch, Geschäftsführerin der IHK Rheinhessen, ist der Fluss ein bedeutender Standortvorteil als Transportweg. Dafür müssten aber gerade zwischen Mainz und St. Goar die Ablademöglichkeiten besser werden.
Außerdem sagte sie: "Die Vertiefung der Fahrrinne generiert volkswirtschaftlich den höchsten Nutzen aller Projekte im aktuellen Bundesverkehrswegeplan." Diese müsse also schnell umgesetzt werden, "damit wir mehr Güter von der Straße wegbekommen." Außerdem müsse es ausreichende Hafenkapazitäten geben: "Wir sehen gerade bei bestehenden Häfen in der Region, dass es zu Konflikten mit Wohnbebauung kommt", sagte Wensch.
In Sachen Schiene forderte der Darmstädter IHK-Präsident, Matthias Martiné, die geplante Neubaustrecke Rhein-Main – Rhein-Neckar als Gesamtprojekt anzugehen: "Beim Ausbau des Schienennetzes müssen wir die gesamte Neubaustrecke Frankfurt – Mannheim – Karlsruhe im Auge behalten. Die ICE-Neubaustrecke ist nicht nur für den Fern- und Güterverkehr von enormer Bedeutung, sondern eröffnet auch vielfältige Verbesserungen im Regional- und Nahverkehr. Die Verkehrsverbünde VRN und RMV sollten endlich Fahrpläne, Tarifstruktur und Jobtickets harmonisieren."