Etwa 100 Besucher kamen zur jüngsten Gemeinderatssitzung in der Brühler Festhalle. Sie wollten über das geplante Neubaugebiet am Schrankenbuckel diskutieren. Foto: Lenhardt
Von Stefan Kern
Brühl. Vor zwei Monaten waren es noch ein paar Anwohner gewesen, die gegen das Neubaugebiet auf dem Sportareal am Schrankenbuckel protestierten. Nun ist aus dem losen Bündnis die Bürgerinitiative (BI) "Sportareal am Schrankenbuckel" hervorgegangen. Diese wurde vor zwei Wochen gegründet. Mit fast 1000 gesammelten Unterschriften und einem klar formulierten Forderungskatalog traten die Vertreter der BI bei der jüngsten Gemeinderatssitzung selbstbewusst auf.
Seit 2011 gibt es die Überlegung, dass der Fußballverein FV 1918 Brühl in den geplanten Sportpark Süd umziehen sollte. Die anschließend frei werdende Fläche (3,4 Hektar) könnte man als Wohngebiet vermarkten. Ein Projekt mit einem Gesamtvolumen von rund 10,5 Millionen Euro, das sich dank der Vermarktung der Grundstücke am Schrankenbuckel selbst finanzieren soll.
Acht Jahre später liegt nun ein städtebaulicher Entwurf vor, der unter anderem 380 Wohneinheiten, vier Tiefgaragen mit 440 Stellplätzen, 74 Besucherstellplätze und ein Seniorenzentrum vorsieht. Laut Bürgermeister Ralf Göck würde sich die geplante Bebauung gut in die Umgebung einfügen.
Doch genau an diesem Punkt entzündete sich der Konflikt mit den Anwohnern. Rüdiger Lorbeer, Sprecher der BI "Sportareal am Schrankenbuckel" und früherer SPD-Gemeinderat, machte eine ganz andere Rechnung auf: "Wenn alles wie geplant verwirklicht wird, leben auf etwas mehr als 3,4 Hektar rund sechs Mal so viele Menschen wie auf einer vergleichbaren Fläche in Brühl", sagte er. Von einer an der Umgebung orientierten Bebauung könne daher keine Rede sein. "Es geht nicht darum, ein Neubaugebiet zu verhindern", betonte Lorbeer. "Aber es muss angemessen sein und nicht allein dem Profitstreben verpflichtet." Um dem Ortsbild zu entsprechen, müsse man die Bauverdichtung um mindestens die Hälfte reduzieren und die Geschosszahl verringern. Auch die Verkehrsführung und die Parkraumplanung müsse man überarbeiten. Dabei befürchtet Lorbeer Engpässe. "Die kommen auch in Sachen Kinderbetreuung auf die Gemeinde zu", sagte er. Denn nach Angaben des statistischen Bundesamts habe Brühl bei der geplanten Bebauung mit 180 Kindern zu rechnen. "Deshalb muss man die Betreuungskapazitäten rechtzeitig ausbauen", so Lorbeer. Die BI fordert zudem die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und eine Änderung der Vermarktung weg vom Verkauf hin zur Erbpacht.
Außerdem soll die Gemeinde dringend Umweltaspekte berücksichtigen, zum Beispiel die Versickerung des Oberflächenwassers oder Ausgleichsflächen für Tiere und Pflanzen. Für Mitte dieses Jahres ist ein Runder Tisch zu diesem Thema geplant. Lorbeer wollte aber schon jetzt hinsichtlich der Baudichte eine öffentliche Vorfestlegung erreichen. "Auch die Verkaufsverhandlungen sollten ausgesetzt werden, bis es einen Bebauungsplan gibt", sagte der Sprecher der Initiative.
Der Brühler Bürgermeister wies diese Forderungen zurück. Für einen Runden Tisch könne es keine Vorfestlegungen geben. "Darüber hinaus versteht sich von selbst, dass wir mit den Investoren weiter verhandeln", sagte Göck. Ein Kaufvertrag könne jedoch erst unterschrieben werden, wenn es einen Bebauungsplan gebe.
Viele der rund 100 Besucher hätten gern noch mehr diskutiert. Doch Göck machte deutlich, dass dies nicht der richtige Ort für solche Verhandlungen sei. "Das alles gehört an den Runden Tisch", betonte er. "Und der ist selbstverständlich ergebnisoffen." Der Bürgermeister hofft, dass sich ein guter Kompromiss finden lässt. Der Bebauungsplan soll Ende 2019, spätestens aber Anfang 2020 erstmals offengelegt werden.