Weil in der Schwetzinger Nordstadt-Grundschule ein räumlicher Engpass droht, müssen einige Schüler möglicherweise in Zukunft auf die hier im Bild zu sehende Hirschackerschule ausweichen. Einige Eltern befürchten, man würde die Kinder damit aus ihrem sozialen Gefüge herausreißen. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Schwetzingen. Wenn es um ihre schulpflichtigen Kinder geht, reagieren Eltern oft empfindlich. Neue Schul- und Betreuungsformen und das Essen in der Mensa sind nur zwei Beispiele dafür, womit Eltern sich immer wieder neu auseinandersetzen müssen. Was brauche ich in meiner individuellen Familiensituation, was kostet mich das und was ist das Beste für mein Kind? Solche Fragen wollen verantwortungsbewusst beantwortet sein. Wenn dann noch dazu kommt, dass sich die Schulwege verlängern, weil die Kinder in eine andere Schule gehen müssen, kann das das Fass schon mal zum Überlaufen bringen.
So geschehen in der jüngsten Schwetzinger Gemeinderatssitzung, als sich besorgte Eltern zu Wort meldeten. Die Stadtverwaltung habe sie darüber informiert, dass Ihre Kinder möglicherweise aufgrund geänderter Schulbezirksgrenzen in einer anderen Grundschule eingeschult werden. Die Eltern vermuteten aufgrund des Anschreibens, dass da vielleicht schon Entscheidungen gefallen seien und man sie nicht mit einbezogen habe. "Das ist aber nicht der Fall", erklärte dazu Schwetzingens Pressesprecher Wolfgang Leberecht am Freitag gegenüber der RNZ.
Aber dass erste Überlegungen zu einem solchen Schritt notwendig sind, bestreitet im Schwetzinger Rathaus niemand. Denn für das kommende Schuljahr erwartet die Stadt steigende Schülerzahlen - und damit auch räumliche Engpässe in der Nordstadt-Grundschule. Dem gegenüber stehen freie Kapazitäten in der Zeyher-Grundschule und der Hirschacker-Grundschule. Aufgrund dieses Ungleichgewichts bereitete die Stadt eine mögliche Anpassung der Schulbezirke vor und informierte die betroffenen Familien.
Neben den verlängerten Schulwegen bereitet den Eltern vor allem das Auseinanderbrechen des sozialen Umfelds ihrer Kinder Sorge. Da es in Schwetzingen schon lange keine Änderung der Schulbezirksgrenzen mehr gab, haben sich Nachbarskinder angefreundet, die möglicherweise bald auf verschiedene Schulen gehen müssen. Auch die - nicht gesetzlich vorgeschriebene - Zuordnung bestimmter Kindergärten zur Einschulung in die nächstgelegene Grundschule könnte dann in Frage gestellt sein.
All diese Punkte wurden am vergangenen Mittwoch in einem vertraulichen Gespräch mit betroffenen Eltern behandelt. Neben dem Leiter des Amts für Familien, Senioren, Kultur und Sport, Roland Strieker, nahmen auch Vertreter der Gemeinderatsfraktionen sowie die Schulleiterin der Nordstadtschule, Alice Geier, Teil. Den rund 30 anwesenden Eltern legte Strieker umfassend die Knackpunkte der Situation dar. Von einer möglichen Änderung der Schulbezirksgrenzen wären insgesamt 21 Familien betroffen.
Als neue Überlegung steht nun die Anschaffung von Containern für die außerschulische Betreuung in der Nordstadtschule im Raum. Damit könnte im Hauptgebäude notwendiger Platz für Klassenzimmer frei geräumt werden. In der außerschulischen Betreuung werden Grundschüler vor Schulbeginn sowie am Nachmittag bis 17 Uhr beaufsichtigt, unter anderem in Form der Hausaufgabenbetreuung. Für diese Betreuung, nicht aber für den Hort, könnte eine Containerlösung in Frage kommen.
Diese Lösung erscheint auch deshalb sinnvoll, weil sich das Ungleichgewicht bei den Anmeldezahlen für die verschiedenen Grundschulen nach einem Jahr wieder normalisieren könnte, wie aus dem Rathaus zu hören ist.
So könnten vielleicht doch noch alle Kinder wie gewünscht die Nordstadtschule besuchen. Allerdings wäre diese Lösung für die Stadt mit Kosten im sechsstelligen Bereich verbunden. Die Verwaltung will die Option nun genau auf Kosten und Machbarkeit untersuchen.
Bei der Sitzung des Verwaltungsausschusses am Donnerstag gab es für diese Idee aber schon deutliche Sympathie. Die Stadt wird einen detaillierten Vorschlag erarbeiten, über den der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung am 27. Februar entscheiden soll.