In Karlsruhe hat die Drogeriemarkt-Kette dm ein Corona-Schnelltestzentrum eröffnet. Auch die Stadt Schwetzingen ist mit dem Drogeriemarkt im Gespräch über ein solches Schnelltest-Zentrum in der Spargelstadt. Foto: dpa
Von Harald Berlinghof
Schwetzingen. "Die Leute blicken nicht mehr durch. Und auch für uns als Stadt wird es immer undurchschaubarer", sagt der Schwetzinger Oberbürgermeister Rene Pöltl. Impfen, Testen, Schnelltests, Selbsttests – in speziell eingerichteten Zentren oder vor Ort in den Schulen und Kindergärten. Das Impf- und Testchaos, das Bundesgesundheitsministerium und Landesregierung mit ständig wechselnden Vorgaben und Aussagen verursacht haben, müssen am Ende die Kommunen ausbaden. In der jüngsten Sitzung des Schwetzinger Gemeinderats am Mittwochabend wurde darüber gesprochen.
Im Rathaus rufen regelmäßig Menschen an, die wissen wollen, wo sie ihren Schnelltest in Schwetzingen machen lassen können. "Momentan noch gar nicht, müssen wir dann sagen", erklärt Pöltl. Die angekündigten wöchentlichen Schnelltests für alle Bürger, die Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und die Bundeskanzlerin versprochen haben, sind derzeit noch nicht möglich. "Alle Kommunen im Land haben von der Landesregierung ein Kontingent an Schnelltests zur Verfügung gestellt bekommen. Wir in Schwetzingen haben 7000 Stück erhalten", erklärt Pöltl am Donnerstag gegenüber der RNZ. Die erhaltenen Schnelltests sind aber nicht frei verfügbar, sondern dürfen nur bestimmten Bevölkerungsgruppen angeboten werden.
Dazu gehören unter anderem die Wahlhelfer, die am kommenden Sonntag im Einsatz sind. Aber auch das Personal in Kindergärten und Schulen hat ein Recht auf kostenlose Schnelltests. "Diese Testungen erledigen wir vor Ort", berichtet Pöltl. Apotheker führten die Schnelltests durch und erhielten dafür eine Vergütung von den Kassen oder kassenärztlichen Vereinigungen. In den Schulen kommen auch Helfer des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) zum Einsatz. Die Stadt bezahlt sie und bekommt vom Land dafür eine Vergütung. Nicht in voller Höhe, aber immerhin. Die Kommunen dürfen entweder einen zentralen Orte festlegen, an dem die Testung stattfindet, oder selbst vor Ort gehen.
In Schwetzingen hat man sich für eine Mischform entschieden: Am Freitag und Samstag werden die Wahlhelfer im Josefshaus getestet. Das Personal des städtischen Kindergartens und der Schulen wird am Arbeitsplatz von mobilen Impfteams aufgesucht. In der Spargelstadt gibt es nur einen städtischen Kindergarten, der in den Genuss der Testungen kommt. Das Personal der vier kirchlichen Kindergärten werde im Lutherhaus vom DRK getestet, erklärt Elfriede Fackel-Kretz-Keller. Sie ist Mitglied der Fraktion der Schwetzinger Freien Wähler (SFW) im Gemeinderat und gleichzeitig Kirchengemeinderatsvorsitzende. Die 7000 Schnelltests sind nur für die genannten Personengruppen freigegeben und können nicht für andere verwendet werden. Bleiben Schnelltests übrig, muss die Stadt sie dem Land zurückgeben.
Ob sich an dieser Situation bald etwas ändert, kann bislang noch niemand sagen. In Karlsruhe hat die Drogeriemarktkette dm jedoch eine Schnellteststation eingerichtet und dem Land angeboten, diese Möglichkeit auch auf andere dm-Märkte auszuweiten. Die Stadt ist zurzeit mit dem Drogeriemarkt im Gespräch darüber, ob eine solche Lösung in Schwetzingen möglich wäre.
Für die genannten Personengruppen reichen die vom Land zur Verfügung gestellten 7000 Schnelltests aus. Ab der kommenden Woche ist für die 5. und 6. Klassen in Baden-Württemberg wieder Präsenzunterricht vorgesehen. Die Schnelltests werden deshalb dringend an den Schulen gebraucht. "Aber wir kriegen das hin. Obwohl wir bis heute noch keine schriftliche Benachrichtigung durch das Land haben", sagt Pöltl.
Der "Kuddelmuddel bei den Schnelltests", so Pöltl, setze sich nahtlos fort bei der Impfstrategie. Das Impfen bei Hausärzten war erst für Anfang, dann für Mitte April angekündigt. "Im Moment heißt es, vor Mai werde das nicht gehen", sagt der OB. Aber auch da hat die Stadt Schwetzingen bereits Nägel mit Köpfen gemacht. Am Dienstag und Mittwoch können sich Senioren im Alter von über 80 Jahren im Lutherhaus impfen lassen. Bisher haben sich insgesamt etwa 150 Impflinge für die Aktion angemeldet.