Blick in den Innenhof des barocken kurfürstlichen Marstalls, der in den Jahren 1750 bis 1752 erbaut wurde. Foto: Lenhardt
Von Harald Berlinghof
Schwetzingen. Der barocke kurfürstliche Marstall wurde in den Jahren 1750 bis 1752 erbaut und von 1804 bis 1918 als Kaserne für die Badischen Dragoner genutzt. Nach einem Brand im Jahr 1924 wurden erste Geschäfte im Rahmen eines Umbaus im Marstall eingerichtet. Das gesamte Ensemble steht unter Denkmalschutz. Eigentümer der Gesamtanlage ist der Landesbetrieb Vermögen und Bau Baden-Württemberg.
Unter dem Marstallinnenhof befindet sich zwischen der Marstallstraße und der Friedrichstraße die Marstall-Tiefgarage, die 1984 gebaut wurde. Direkt im Anschluss nach der Errichtung der Tiefgarage entstand im ursprünglichen Exerzierhof eine kleine parkähnliche Anlage. Ein Großteil der neu geschaffenen Pflanzflächen wurde mit Holzelementen eingefasst. Die gesamte Holzkonstruktion hat ihre Haltbarkeitsgrenze weit überschritten, eine größere Anzahl von Holzelementen löst sich bereits vollständig auf und bedarf einer Erneuerung.
Die Stahlbetonkonstruktion der Tiefgarage hat durch den Einsatz von Tausalz, auf den Zufahrtsrampen und durch das Abtropfen von Fahrzeugen Schäden an Stützpfeilern, Stützwänden und den Treppenhäusern erlitten. Langfristig wird eine umfassende Chlorid- und Korrosionssanierung der gesamten Stahlbetonkonstruktion erforderlich.
Zur Prüfung des statischen Zustands der Stahlbetonkonstruktion wurde ein Statikerbüro beauftragt. Um eine generelle Gewichtsentlastung der Tiefgaragenkonstruktion zu erreichen, sehen die ersten Planungsansätze vor, nicht mehr alle Pflanzbeete als Hochbeete auszuführen. Die bestehende parkähnliche Struktur mit Barockarchitektur bleibt erhalten.
Es ist geplant, den bisher parallel zur Pergola verlaufenden Hochbeetabschnitt wiederherzustellen. Die weiteren Flächen werden auf gleicher Höhe der umgebenden Flächen neu angelegt und mit einem Cortenstahlband eingefasst. Die neue Einfassung des Hochbeetabschnitts soll mit Gabionen-Wandelementen erfolgen, die mit gebrauchten Baustoffen gefüllt werden. Bei einer solchen Wandausführung können viele Hohlräume für Insekten und Amphibien entstehen. Dieser Flächenbereich soll den Bürgerinnen und Bürgern für "Urban Gardening" angeboten werden.
Neben der Erneuerungsbedürftigkeit der Pflanzflächeneinfassung und der Gewichtsreduzierung der Tiefgaragendecke soll der Marstallinnenhof für Touristen und Geschichtsinteressierte attraktiver gestaltet werden. Die Stadtverwaltung Schwetzingen möchte mit der Neugestaltung des Marstallinnenhofes auch die bisherige Initiative des "Urban Gardenings" neu beleben.
Aus diesem Grunde soll eine neue und größere Fläche als Nachbarschafts- und Gemeinschaftsgärten im Innenhof entstehen. Die Veränderungen des Marstallinnenhofs bedürfen noch der Abstimmung mit dem Land Baden-Württemberg und der Denkmalschutzbehörde des Regierungspräsidiums Karlsruhe.
Für die Umgestaltung werden außerplanmäßige Haushaltsmittel in Höhe von 200.000 Euro über allgemeine Minderausgaben im Jahr 2021 gedeckt. Die Umgestaltung wurde vom Gemeinderat in der jüngsten Sitzung ohne Aussprache einstimmig beschlossen.