Helmut Krupp ist Gartenmeister im Schlossgarten von Schwetzingen – einer der schönsten Arbeitsplätze in der Region. Foto: Lenhardt
Von Marion Gottlob
Schwetzingen.Einmal im Jahr macht Gartenmeister Helmut Krupp mit Kollegen aus der Region einen Ausflug. Dann besichtigen sie andere Gärten. Wenn er später in "seinen" Schlossgarten nach Schwetzingen zurückkehrt, wird dem etwas nüchtern wirkenden Mann klar: "Hey, bei uns ist es nicht schlecht. Es ist richtig geil, oder?" Dafür spricht, dass Tausende Menschen die Anlage besuchen. Für Krupp und seine zwölf Mitarbeiter bedeutet dieser Garten auch Verantwortung. Sie müssen sich immer wieder mit der Frage auseinandersetzen, wie man einen historischen Garten erhält.
Wer den Schlossgarten durch den Haupteingang betritt, hält fast automatisch inne. Er lässt den Blick über ein Kunstwerk schweifen, das Mensch und Natur geschaffen haben. Ein Werk, das zu Lebzeiten des Kurfürsten Carl Theodor (1724 bis 1799) begonnen wurde und bis heute erhalten wird. Es ist das Spiegelbild einer längst vergangenen Zeit. "Wir arbeiten mit der Natur", betont Krupp. "Die Pflanzen wachsen ständig weiter. Es gibt viel zu tun, damit es immer so aussieht, wie es aussieht."
Ob Helmut Krupp einen grünen Daumen hat? Die Antwort darauf fällt deutlich aus: Lächelnd hält der Gärtner beide Daumen hoch. Krupp wuchs in Ketsch auf, wo seine Familie einen Nutzgarten besaß. Die Früchte von dort haben seine Mutter und Großmutter regelmäßig eingemacht. "Wir Kinder waren oft im Garten", erinnert er sich. Der Umgang mit Pflanzen und die Tätigkeit im Freien seien für ihn wichtig gewesen.
Seine Ausbildung zum Gärtner absolvierte Krupp in Heidelberg. Den Meister machte er später an der dortigen Staatlichen Versuchs- und Lehranstalt.Durch Zufall entdeckte er "eine komische Annonce in der Zeitung": Im Schlossgarten Schwetzingen wurde ein Gartenmeister gesucht. Als Kind sei er mit der Familie oft im Schlosspark gewesen, erzählt Krupp. Damals hätte er sich nicht träumen lassen, dass er einmal dort arbeiten würde.
Nach dem Vorstellungsgespräch bekam Krupp den Job. Um die Arbeit an einem der schönsten Plätze in der Region würden ihn sicher Einige beneiden. Krupp sieht das ganz nüchtern: "Man wurde ins kalte Wasser geworfen", erinnert er sich.
Mit einem Gartenarchitekten und einem Gartenbau-Ingenieur wacht Krupp, darüber, dass die historische Anlage so aussieht, wie sie unter Kurfürst Carl Theodor entwickelt wurde. Den französischen Barockgarten konservieren sie anhand von Plänen. Als Vorbild diente damals der Schlossgarten von Versailles. Immerhin: Der Schwetzinger Schlossgarten macht mit seinen rund 72 Hektar auch ziemlich Eindruck.
Und dafür ist einiges nötig: Wege müssen gepflegt und Hecken geschnitten werden. Die Rabatten tragen jetzt ihren Winterflor mit Stiefmütterchen, Gänseblümchen, Goldlack, Vergissmeinnicht und Silberblatt. In einigen Monaten folgt dann das "Sommerkleid" mit historischen Sorten von Salbei, Nelken, Vanilleblumen und Löwenmäulchen. "Diese historischen Arten ziehen wir selbst auf", erklärt Krupp. "Pflanzen, die übrig bleiben, geben wir ab. Diese Blümchen vom Schloss sind sehr beliebt."
Seit Krupps Amtsantritt vor 31 Jahren hat sich viel verändert: Unter anderem müssen sie heute das Unkraut mit der Hand beseitigen. "Das bindet Arbeitskraft", erklärt er. Große Sorgen macht ihm der Klimawandel, denn ein Teil der Bäume ist mehr als 200 Jahre alt. In langen und heißen Trockenphasen reicht das Gießwasser nicht mehr aus für das Wurzelwerk. Das gilt vor allem für den englischen Teil des Gartens, der über einen dichten Baumbewuchs verfügt. Deshalb werde erwogen, einige historische Bäume durch hitzebeständigere Sorten zu ersetzen. Keine leichte Entscheidung für die Verantwortlichen, die sich der historischen Treue verpflichtet fühlen. Noch wird darüber heftig diskutiert.
Allerdings gibt es im Schlossgarten schon ein Novum, das so gar nicht ins historische Konzept passen will: die japanischen Zierkirschen, gepflanzt vor rund 40 Jahren. Hinter den Kulissen diskutiere man darüber, diesen Teil zu ersetzen. Keine Chance, meint Helmut Krupp. "Jeden Frühling bekommen wir Anrufe, wann die Blüte beginnt – das ist ein richtiger Hype", berichtet Krupp. Inzwischen wird der Bestand mit Obstbäumen durchsetzt und nähert sich dem historischen Konzept an, das einen Nutzgarten mit Obst und Gemüse beinhaltete.
Helmut Krupps Lieblingsecke im Schlossgarten ist übrigens der Tempel der Waldbotanik – ein Ort, den viele Besucher nicht kennen.