Die Siegprämie wird verkauft, den Pokal behält er: Felix Hornig vertritt Deutschland 2020 bei den Catan-Weltmeisterschaften. Foto: Kreutzer
Von Frederick Mersi
Schriesheim. Nachdem Felix Hornig im neunten Anlauf den ersehnten Titel geholt hatte, half er erst einmal beim Aufräumen. „Ich war noch so voller Adrenalin, da wäre Autofahren keine gute Idee gewesen“, sagt der 34-Jährige. Ein Wochenende lang hatte Hornig gegen 63 Teilnehmer um den Sieg gespielt, im Finale eine schlechte Ausgangsposition hinnehmen müssen und dann doch gewonnen. Auf der Messe „Spielwiesn“ wurde der Schriesheimer zum Deutschen Meister in einem der erfolgreichsten Spiele der Bundesrepublik gekürt: „Die Siedler von Catan“.
Obwohl weltweit seit dem Verkaufsstart 1995 mehr als 20 Millionen Exemplare des Brettspiels von Klaus Teuber verkauft worden sind, interessierte sich außerhalb des Teilnehmerkreises und einiger passionierter Spieler kaum jemand für den Wettbewerb in München. „Für viele ist das Spiel einfach nur Zeitvertreib“, sagt Hornig knapp eine Woche nach seinem Titelgewinn. „Viele wissen gar nicht, dass es dafür einen nationalen Titel gibt.“ Als Deutscher Meister hat sich Hornig für die Weltmeisterschaft im November 2020 qualifiziert: Hin- und Rückflug nach Malta und zwei Hotelübernachtungen sind kostenlos.
Als Kind habe er Catan, wie es bei internationalen Partien genannt wird, zwar oft mit seiner Mutter Doris gespielt, sagt Hornig. In der Pubertät habe er aber aufgehört – bis er im Alter von 24 Jahren auf ein Plakat für ein Qualifikationsturnier zur Deutschen Meisterschaft in Mannheim aufmerksam wurde. Hornig scheiterte, durfte aber für einen anderen Teilnehmer nachrücken. Seitdem hat er an neun Turnieren in Folge teilgenommen und im Internet gegen Profi-Spieler geübt.
An Catan reize ihn vor allem der kommunikative Aspekt, sagt Hornig. Spieler dürfen auf dem Weg, die Insel mit den wabenförmigen Landschaften zu besiedeln, Rohstoffe tauschen und einander wegnehmen. „Gute Spieler zeichnen sich dadurch aus, dass man ihnen wenig wegnimmt“, sagt Hornig. „Aber die Leute sind auch nicht blöd, schleimen hilft da wenig.“ Psychologie spiele aber eine große Rolle: „Wenn alle gegen mich spielen, habe ich keine Chance auf den Sieg.“
Hornig bringt dafür die nötigen Voraussetzungen mit: Er spricht eloquent und offen über sein Hobby, meist mit einem Lächeln auf den Lippen, ohne allzu ausladende Gestik. Bei der Fahrt zum Turnier nach München überzeugte der Immobilienmanager seinen Mitfahrer, auch mal an einem Catan-Turnier teilzunehmen. Ohne Würfelglück hätte aber auch er den Titel nicht gewinnen können: „Nur weil man fehlerfrei spielt, bedeutet das noch lange nicht, dass man auch Erfolg hat.“ Wenn er zum Zeitvertreib mit Freunden spiele, könnten die ihn auch besiegen, sagt Hornig und lacht. „Aber nie mehr als zwei oder drei Mal in zehn Partien.“ Seine beiden Söhne, sechs und vier Jahre alt, sind für Catan noch zu jung. Ansonsten stehen bei ihm statt Brettspielen eher Kartenspiele wie Skat, „Wizzard“ oder Poker hoch im Kurs. „Da gewinnen auch mal die anderen“, sagt Hornig. Seine Siegprämie, ein großes Brettspiel des Kosmos-Verlags, der auch das Spiel Catan vertreibt, will Hornig deshalb weiterverkaufen: „So kommen dann wenigstens die 50 Euro für die Spritkosten wieder rein.“