Die Mitarbeiter der Notfallseelsorge im Rhein-Neckar-Kreis wurden im vergangenen Jahr 76 Mal angefordert – nach 181 Einsätzen im Jahr 2019. Symbolbild: Seeger
Von Sabine Hebbelmann
Rhein-Neckar. Für das Feuerwehr-Seelsorge-Team (FST) im Rhein-Neckar-Kreis und die Notfallseelsorge war 2020 kein einfaches Jahr. Blieb das Team für öffentliche Einsätze voll einsatzbereit, mussten häusliche Einsätze mit steigender Infektionsgefahr für die ehrenamtlichen Kräfte ausgesetzt werden.
Das galt auch für die "Helfer vor Ort", die den Rettungsdienst unterstützen. Nur während der kurzen pandemischen Erholung in der Sommerphase waren diese wieder möglich – bis zum erneuten Lockdown im Herbst. Einsätze im häuslichen Bereich blieben den vier hauptamtlichen kirchlichen Mitarbeitern vorbehalten.
Einer von ihnen ist Wolf-Dieter Wöffler. Als koordinierender Notfallseelsorger der katholischen Kirche blickt er auf das Pandemie-Jahr und seine Besonderheiten zurück. "Die Abklärung der Situation war oft nicht einfach", berichtet er. Demnach kam der Kommunikation zwischen der Leitstelle Rhein-Neckar und der 24-Stunden-Bereitschaft des FST eine besondere Bedeutung zu. "Nach Rücksprache mit dem Hintergrunddienst konnten auch in den schwierigen Phasen immer wieder auch häusliche Einsätze durch die hauptberuflich Mitarbeitenden der beiden Kirchen ermöglicht werden", berichtet der Pastoralreferent der Seelsorgeeinheit Weinheim-Hirschberg. Er dankt auch dem Mannheimer Notfallseelsorgeteam, das in prekären Momenten unkompliziert unterstützt hatte.
Im Jahr 2020 wurde das Team insgesamt 76 Mal angefordert, nach 181 Einsätzen im Jahr 2019. Wie in den Vorjahren waren plötzliche Todesfälle der häufigste Anlass, es folgten Reanimationen, Suizide beziehungsweise Suizidversuche und Verkehrsunfälle. Die Hälfte der Anforderungen (38) kamen von der Feuerwehr, 25 vom Rettungsdienst und 13 von der Polizei.
Grundsätzlich stand das Team den Feuerwehren auf Anfrage zur Verfügung. "Die Einsatzkräfte erleben schreckliche Situationen, sie brauchen Jemanden, der sich um sie kümmert", weiß Wöffler. Insgesamt war die Zahl der Feuerwehr-Einsätze im Jahr 2020 aber reduziert. Die Vermutung: Da sich die Menschen aufgrund der Pandemie mehr zu Hause aufhielten, ereigneten sich weniger Verkehrsunfälle und auch weniger Hausbrände. "Sonst schmort öfter mal ein Kabel durch oder das Essen auf dem Herd wird vergessen und es entsteht ein Küchenbrand", sagt Wöffler.
Besonders in Erinnerung ist ihm ein Einsatz beim Tag der offenen Tür des Dietrich-Bonhoeffer-Schulzentrums in Weinheim, wo es Mitte Februar vergangenen Jahres, also noch vor dem Lockdown, zu einer Verpuffung im Chemie-Saal gekommen war. Ein 14 Jahre alter Schüler wurde dabei schwer verletzt. Der Einsatz in Kooperation mit den schulischen Akteuren sei gut gelaufen, auch da er selbst am Gymnasium gearbeitet hatte und der Bezug zum Kollegium da war.
Der Pastoralreferent berichtet auch von dem plötzlichen Kindstod, der sich kurz vor Weihnachten in einer muslimischen Familie ereignet hatte. Polizei und Rettungsdienst waren zur Stelle, und die Familie erfuhr darüber hinaus große Unterstützung durch die Großfamilie und ihren Freundeskreis. "Das war ein guter Einsatz mit allen Betroffenen, bei dem wir uns trotz Abstand und Maske menschlich sehr nahe waren", erzählt er.
Laut Wöffler können neue Mitarbeitende in das FST erst wieder eingeführt werden, wenn die Gesamtsituation einen wenigstens eingeschränkten Übungsdienst zulässt. Denn trotz vieler digitaler Möglichkeiten könne der Eindruck, den die konkrete Begegnung ermöglicht, gerade im Bereich der Seelsorge für eine gute Mit- und Zusammenarbeit im Team nicht ersetzt werden.